Mit Iron Meat präsentiert Retroware klassische Run’n’Gun-Action im Stil des Konami-Klassikers Contra. Kann die blutige Pixel-Ballerei den Charme und die Qualität des großen Vorbilds einfangen? Im Test gibt es die Antwort!

 Name: Iron Meat
Genre: Run'n'Gun
Entwickler: Ivan Valeryevich Suvorov & Retroware 
Publisher: Retroware
Plattform: PC (getestet), Nintendo Switch, PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One
Veröffentlichung: 26.09.2024
Preis: 19,50 Euro

Gefahr vom Mond
 

Wenn ein verrückter Wissenschaftler auf dem Mond ebenso verrückte Experimente durchführt, kann das nichts Gutes bedeuten. Im Fall von Iron Meat hat ein gewisser Yuri Markov eine interdimensionale Biomasse erschaffen, die sowohl Maschinen als auch Lebewesen in blutrünstige Mutanten verwandelt, die durch ein Portal zur Erde gelangen. Dabei verschlingt das so genannte „Meat“ alles, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann!

Die letzte Hoffnung für die Menschheit liegt in einer bis an die Zähne bewaffneten Elite-Einheit des Militärs – allen voran Soldat Vladim, der sich mit einem breit gefächerten Arsenal aus Wummen, den Reflexen eines Ninjas und den akrobatischen Hüpf-Skills eines...öhhmmm…Super Mario den Gegnermassen, Geschützen und fleischigen Abnormitäten entgegen stellt. 
 

Ballern wie früher


Iron Meat versteht sich als Hommage an die Run-and-Gun-Klassiker, die vor allem in den Achtzigern und Neunzigern in der Spielhalle, auf Konsolen und vereinzelt auch auf Heimcomputern für Furore gesorgt haben – allen voran Metal Slug von SNK und die Contra-Reihe aus dem Hause Konami, die hierzulande auf dem Super Nintendo auch als Super Probotector bekannt wurde.   
 

Dabei gelingt es Retroware und dem hauptverantwortlichen Designer Ivan Valeryevich Suvorov hervorragend, das Flair von damals einzufangen, angefangen bei den Icons für Upgrades, die wunderschöne Pixelgrafik mit mehreren Parallax-Ebenen bis hin zu der intensiven Nonstop-Baller-Action! Und die darf man nicht nur alleine erleben, sondern wahlweise auch mit einem ebenso schießwütigen Kumpel im Couch-Koop – da macht die Zerstückelung der Mutanten-Armee gleich doppelt so viel Spaß!   
 

Hart und trotzdem zugänglich


Die sehr hohe Messlatte der großen Vorbilder erreicht Iron Meat zwar nicht, denn dafür fehlt es dem Titel an tiefer gehenden Mechaniken wie Rutschen oder Klettern, eingestreuten Vehikel-Sequenzen für mehr Abwechslung oder gar Perspektivwechsel. Tatsächlich darf man hier nur rennen, springen und in acht Richtungen ballern, wobei zumindest zwei Waffen-Slots zur Verfügung stehen, zwischen denen man jederzeit wechseln darf. Ich hätte mir z.B. sehr eine Shoot'em-Up Sequenz mit dem Speeder-Bike gewünscht, das man manchmal am Start eines Levels sieht. Aus einer Dokumentation zur Iron Meat geht hervor, dass ursprünglich ein solches Level geplant war, aber am Ende doch wieder gestrichen wurde, was ich persönlich sehr schade finde. Aber trotzdem hat diese Retro-Run-and-Gun-Orgie ihren ganz eigenen Charme: Positiv hervorzuheben ist zum einen der hohe Gore-Faktor, denn das Zerlegen der Mutanten bringt ziemlich viel Pixelblut á la Mortal Kombat auf den Bildschirm, das man in dieser übertriebenen Form bei der Konkurrenz eher selten zu sehen bekommt. Passend dazu wird das Ballerfest von einem exzellenten, treibenden Soundtrack mit einer Mischung aus elektronischen Sounds und fetten Gitarrenklängen untermalt. Und vor allem die Bosskämpfe begeistern mit abgefahrenen und kreativen Designansätzen sowie fordernden Angriffsmustern, die sich meist über mehrere Phasen erstrecken – ganz großes Retro-Action-Kino!


Darüber hinaus stellt Iron Meat eine ähnlich knackige Herausforderung dar wie die Vorbilder – zumindest, wenn man sich auf dem normalen oder dem hohen Schwierigkeitsgrad auf das Schlachtfest einlässt. Gleichzeitig sorgt die einfache Stufe dafür, dass sich auch Anfänger mit 30 Leben pro Level und reduzierten Gegnermassen ohne große Frustmomente dem Meat entgegenstellen dürfen. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass Iron Meat auch in Sachen Spielzeit auf traditionellen Pfaden wandert: Wer schnurstracks durch die Level marschiert, wird bereits nach gut 60 bis 90 Minuten den Abspann über den Bildschirm wandern sehen. Wer nach einer Motivation sucht, immer wieder einen neuen Durchlauf zu starten, findet sie in dem recht oberflächlichen Progressionssystem, in dem man mit Levelaufstiegen bis zu 30 teils herrlich verrückte Skins für den Pixel-Protagonisten freischalten darf, in denen Captain Vladim u.a. durch einen Cowboy, einen Typen im Dino-Kostüm oder einen „Bananen-Mann“ ersetzt wird. Darüber hinaus ist es sogar möglich, die einzelnen Teile der verschiedenen Skins wie Kopf, Arme, Körper und Beine nach Belieben zu kombinieren. 
 

Fazit:


Trotz geringer Spielzeit und der rudimentären Spielmechanik ist ordentlich Fleisch dran an Iron Meat: Die Baller-Action spielt sich ungemein flott, macht sowohl alleine als auch im Koop ordentlich Laune und fängt den Flair der 16-Bit-Vorbilder auch dank des ansehnlichen Pixel-Looks und einem treibenden Metal-Soundtrack der Extraklasse fantastisch ein! Wer auf der Suche nach einem spaßigen, blutigen und ziemlich abgefahrenen Run-and-Gun mit Retro-Aufmachung ist, sollte unbedingt einen Blick auf Iron Meat werfen, zumal die letzten Wiederbelebungsversuche der Contra-Reihe keine Begeisterungsstürme auslösen konnten und man sich auf Steam sogar mit einer kostenlosen Demo selbst einen Eindruck davon machen kann, dass dieser Klon in manchen Punkten sogar manchmal besser sein kann als das Original.

 Worum geht’s?

In Iron Meat ballert man sich entweder alleine oder zu zweit im Couch-Coop durch insgesamt neun Levels, um einen verrückten Wissenschaftler und dessen monströse Mutanten-Brut aufzuhalten, die nach einem gescheiterten Experiment auf einer Mondbasis durch ein Portal über die Erde herfällt. In der Rolle des Elitesoldaten Vladim stellt man sich der Bedrohung mit geballter Feuerkraft  entgegen, um das „Fleisch“ der Widersacher ordentlich durchzubrutzeln – alternativ auch als Zweier-Team im lokalen Koop-Modus. 
          

Iron Meat ist geeignet für Spieler, die...

    • Bock auf klassisches Run’n’Gun haben
    • gerne im Couch-Koop ballern
    • auf Pixelgrafik mit Splatter-Orgien stehen

Iron Meat ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • eine hohe Spielzeit erwarten
    • keine fetten Gitarrenklänge mögen
    • mit pixeliger Retro-Action nichts anfangen können

Alternativen: Shadow of the Ninja – Reborn, Castlevania Dominus Collection, Broforce