Nach mehr als zehn Jahren hüpfen Super Mario & Co endlich wieder in einem neuen 2D-Plattformer durch farbenfrohe Welten. Der Test verrät, warum Nintendo mit Super Mario Bros. Wonder wieder begeistert.

 Name: Super Mario Bros. Wonder
Genre: Plattformer
Entwickler: Nintendo EPD
Publisher: Nintendo
Plattform: Nintendo Switch (getestet)
Veröffentlichung: 20.10.2023
Preis:  ab 49,99 Euro

Super Mario ist das, was man vermutlich als ein oder vielleicht sogar DAS Urgestein der Videospielgeschichte bezeichnen kann: Seit Nintendo 1985 mit Super Mario Bros. Den Grundstein für das Jump-and-Run-Genre legte, hüpft, rennt und wirbelt der italienische Klempner mit Schnauzbart durch das Pilzkönigreich und setzt quasi mit jedem Auftritt neue Maßstäbe. Setzt Super Mario Bros. Wonder die Serie der Begeisterung fort?

Die Zeit ist reif für 2D

Na, wer weiß noch, wann Nintendo den letzten klassischen 2D-Hüpfer mit Super Mario veröffentlicht hat? Das war New Super Mario Bros. U und erschien 2012 für die gescheiterte Konsole Wii U – die spätere Deluxe Edition für Switch mal außen vor gelassen. Die Zeit ist also mehr als reif, dass der wohl berühmteste Klempner der Welt nach seinen ebenfalls beeindruckenden 3D-Abenteuern wie zuletzt Super Mario Odyssey und dem Leinwandauftritt in The New Super Mario Bros Movie endlich wieder in altbewährte 2D-Gefilde zurückkehrt.

Mittlerweile gibt es Jump’n’Runs wie Sand am Meer. Dabei ist das Spielprinzip seit 1985 erstaunlich gut gealtert und kann trotz oder wegen der simplen Mechaniken auch heute noch jede Menge Spaß bereiten. Sich in diesem Genre nach all der Zeit noch auf die Suche nach Innovationen zu begeben, erweist sich dagegen selbst für Veteranen der Videospielschöpfung als Herausforderung. Und auch bei Super Mario Wonders bleibt der Spielablauf im Kern das, was man bereits vor fast 40 Jahren am Bildschirm erlebt hat: Man läuft, springt, hüpft Gegnern auf den Kopf und sammelt nicht nur Münzen, sondern auch Power-Ups, die diverse Vorteile wie Schüsse oder vorübergehende Unverwundbarkeit mit sich bringen.

Der N-Faktor

Aber Nintendo wäre nicht Nintendo und Super Mario nicht Super Mario, wenn man der bewährten Formel nicht noch dieses gewisse Extra hinzufügen würde, das für frischen Wind und Überraschungen sorgt. Die Story gehört definitiv nicht dazu: Einmal mehr sorgt Oberschurke Bowser für Ärger, überrumpelt zur Abwechslung aber nicht das Pilz-, sondern das  neue Blumenkönigreich und entführt keine Prinzessin, sondern stibitzt stattdessen eine ganz besondere  Pflanze – mit weitreichenden Folgen, die die Welt ins Chaos stürzen. Doch wie es der Zufall will, sind Mario und seine Freunde gerade zu einer Willkommensfeier beim Blumenkönig Florian vor Ort und bieten selbstverständlich umgehend ihre Hilfe an. Ja, diese Hintergrundgeschichte ist nichts Besonderes und das Gegenteil von Innovation, aber das ist an dieser Stelle völlig egal.

Denn das Spiel begeistert nicht nur durch seine wunderschön gestalteten und überwiegend farbenfrohen Schauplätze, sondern vor allem durch die vielen kreativen Einfälle, mit denen Nintendo dieses Jump’n’Run zu einem ganz besonderen Erlebnis macht und selbst Hüpf-Veteranen in Extase versetzt.

Ein Samen für Kreativität

Eine zentrale Rolle dabei spielen die Wundersamen, die man in jedem Level finden kann und bei Berührung das Leveldesign auf wunderbar kreative Weise auf den Kopf stellen. Plötzlich verändert sich z.B. die gesamte Struktur der Umgebung oder Spielfiguren samt Gegner werden seltsam verformt. Ein anderes Mal verwandelt ein Wundersamen den Level in ein schwungvolles Musikkonzert mit singenden Piranha-Pflanzen oder die Kamera fängt die Action plötzlich in der Vogelperspektive ein und erinnert damit an ein niedliches Hotline Miami. Die Entwickler lassen ihrer Kreativität freien Lauf und es ist schlichtweg unfassbar, was Nintendo alles in Ideen in Super Mario Bros. Wonder mit seinen vielen Aha- und Wow-Momenten hinein gepackt hat! Auch Neuerungen wie die Verwandlung in einen Elefanten fügen sich perfekt in den Spielverlauf ein und unterstreichen gleichzeitig die enorm aufwändige Arbeit, die in den interaktiven Soundtrack und die fabelhaften Animationen gesteckt wurden. Wonder bietet ohne Zweifel das schönste Figurendesign, das man jemals in einem Super-Mario-Spiel der zweiten Dimension gesehen hat!

Eine weitere Neuerung stellen die Abzeichen dar, die man sich meist in kleinen Prüfungs-Levels verdienen und damit freischalten muss. Dazu gehören z.B. ein zusätzlicher Wandsprung, ein kraftvoller Hechtstoß unter Wasser oder die Fähigkeit, beim Sturz in den Abgrund eine zweite Chance zu erhalten. Manche von ihnen bekommt man allerdings auch im Shop, in dem man die Ingame-Währung mikrotransaktionsfrei auch in zusätzliche Items wie Extraleben investieren kann. Es macht einfach Spaß, mit den Abzeichen herum zu experimentieren. Gleichzeitig wird der Wiederspielwert der einzelnen Levels erhöht, in denen man nicht nur auf altbekannte Widersacher wie Gumbas oder Koopa Troppers trifft, sondern auch zahlreiche neue Gegnertypen zu Gesicht bekommt. Und auch die Bosskämpfe gegen Bowser Junior & Co dürfen nicht fehlen, die mitunter zwar ebenfalls kreative Impulse bieten, aber vom Schwierigkeitsgrad genau wie der Großteil des Hüpfabenteuers keine übermäßigen Anforderungen stellen – da verlangt einem ein Donkey Kong Country: Tropical Freeze schon deutlich mehr ab. 

Die Super Mario Allstars

Eigentlich wäre Super Mario Allstars Wonder der bessere Name für dieses Meisterwerk der Hüpfkunst gewesen, denn neben Mario und Luigi darf man auch in die Haut anderer Helden aus dem Pilzkönigreich schlüpfen, darunter die Prinzessinnen Peach und Daisy sowie verschiedenfarbige Toads + Toadette. Eine besondere Rolle kommt den vier Yoshies und Mopsie zu: Sie nehmen keinerlei Schaden, können im Gegenzug aber auch keine Power-Ups verwenden und sind damit perfekt für Anfänger geeignet. Davon abgesehen sind die meisten Unterschiede zwischen den Figuren rein kosmetischer Natur.

Wie schon bei Yoshie’s Wooly World oder auch Rayman Legends dürfen lokal bis zu vier Spieler gemeinsam losziehen – was für ein großartiges Koop-Vergnügen, auch wenn dabei leider alle Figuren das gleiche Abzeichen ausrüsten müssen. Und auch online darf man mit entsprechendem Abo für Nintendo Switch Online zusammen mit Freunden ein Quartett gründen, gleichzeitig aber auch mit Fremden zusammen spielen. Hier werden die Mitspieler auf der Weltkarte und in den Levels als Geister dargestellt und wie bei Dark Souls & Co darf man Warnschilder an besonders kniffligen Stellen aufstellen oder Item-Ballons setzen, um Leuten aus der Patsche zu helfen. 

Gute Laune inklusive

Nomen est omen: Super Mario Bros. Wonder macht seinem Namen alle Ehre und bietet ein wunderbares Spielerlebnis für Fans von 2D-Plattformern! Es wird einmal mehr deutlich, dass Nintendo in Sachen Jump’n’Run weiterhin eine Klasse für sich ist und es selbst nach knapp 40 Jahren immer noch schafft, dem Genre frische Impulse zu verleihen. Und nicht nur das: Die Tatsache, dass hier beim ersten Spielstart kein Update oder Day-1-Patch installiert werden muss, spricht Bände für die Qualitätskontrolle, die bei den Japanern offenbar immer noch einen hohen Stellenwert einnimmt und Käufer nicht zu Beta-Testern degradiert wie es bei anderen AAA-Produktionen oft der Fall ist. Bei all der Perfektion in Sachen Spielgefühl, Steuerung und Präsentation sorgt Super Mario Bros. Wonder mit seinen bunten Schauplätzen, schwungvollen Melodien und traumhaften Animationen aber vor allem für gute Laune sowie ausgelassenen Spielspaß – und damit für das perfekte Kontrastprogramm zur täglichen Nachrichtensendung.             

 Worum geht’s?

Bei Super Mario Bros. Wonder verschlägt es den berühmten Klempner und seine Freunde ins Blumenkönigreich, wo man eigentlich mit dem pfiffigen Prinz Florian ein Fest feiern wollte. Dauer-Schurke Bowser erweist sich dagegen wieder einmal als Spielverderber und stürzt die Welt nach dem Diebstahl einer Wunderblume ins Chaos. In dem 2D-Plattformer stürzt man sich in gewohnter Jump-and-Run-Manier entweder alleine ins Abenteuer oder zieht gemeinsam mit bis zu drei Mitspielern los. Mit dabei sind neben Super Mario auch zahlreiche andere Helden aus dem Pilzkönigreich, darunter Luigi, Prinzessin Peach, Toad und eine ganze Reihe verschiedenfarbiger Yoshies.           

Super Mario Bros. Wonder ist geeignet für Spieler, die...

    • einen exzellenten 2D-Plattformer erleben wollen
    • gerne kooperativ hüpfen
    • verspielte Medizin für gute Laune suchen


Super Mario Bros. Wonder ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • innerlich tot sind
    • 2D-Hüpfspielen noch nie etwas abgewinnen konnten
    • allergisch auf bunte Farben und knuffige Figuren reagieren 

Alternativen: Donkey Kong Country: Tropical Freeze, Sackboy: A Big Adventure, It Takes Two