Entwicklerlegende Shigeru Miyamoto ließ sich von der Gartenarbeit inspirieren und konzipierte daraufhin das innovative Strategiespiel Pikmin. Kann die Reihe mit Pikmin 4 nochmal aufblühen?

 Name: Pikmin 4 
Genre: Echtzeitstrategie
Entwickler: Nintendo EAD, Monolith Soft
Publisher: Nintendo
Plattform: Nintendo Switch (getestet)
Veröffentlichung: 21.07.2023
Preis: ca. 59,99 Euro

Pikmin war 2001 das spaßige Ergebnis dessen, wenn eine Entwicklerlegende wie Super-Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto während der Gartenarbeit über Spielkonzepte grübelt. Mittlerweile geht Nintendos knuffige Echtzeitstrategie in die vierte Runde, aber kann die Reihe mit Pikmin 4 nochmal richtig aufblühen?  

Alles hört auf mein Kommando

Ja, sie kann – und das, obwohl oder gerade weil sich der spielerische Kern seit der Premiere auf dem GameCube nicht verändert hat. Noch immer pflanzt, pflückt und kontrolliert man die niedlichen Blumenwesen, die sich mit Hilfe einer Trillerpfeife herumkommandieren lassen, auch wenn der Cursor für Zielmarkierungen mitunter etwas zickig reagiert. Auf Knopfdruck ruft man sie alle in einem begrenzten Umkreis herbei, hetzt sie auf markierte Gegner, lässt sie Hindernisse niederreißen, Brücken bauen oder Gegenstände transportieren. Dabei haben die verschiedenfarbigen Kerlchen nicht nur spezielle Fähigkeiten, sondern werden nach dem Schlürfen von Nektar sogar stärker. Während gelbe Pikmin z.B. immun gegen Elektrizität sind und sich höher werfen lassen, können ihre blauen Mitstreiter sowohl Gegner als auch Gewässer einfrieren. Als Neuzugang stoßen erstmals grüne Leucht-Pikmin für die gefährlichen Nachteinsätze hinzu, in denen alle anderen Arten normalerweise Schutz in der Zwiebel suchen müssen, um dem sicheren Tod nach Sonnenuntergang zu entgehen. Der liebenswerte Hund Otschin feiert ebenfalls seinen Einstand und erlernt durch Training sogar neue Fähigkeiten im Talentbaum, wobei man sich für die wirklich coolen Upgrades für den Vierbeiner etwas länger gedulden muss. Er teilt im Kampf nicht nur ordentlich aus, sondern lässt sich auch als Transportmittel für die Spielfigur samt aller Pikmin nutzen und zerstört mit Anlauf sogar Hindernisse. Auf Wunsch kann man zudem jederzeit die direkte Kontrolle über Otschin übernehmen – in manchen Situationen ist der Wechsel zum treuen Begleiter sogar ein Muss, wenn man im Teamwork weiterkommen will.

Aufregende Rettungsaktion

Es gibt zwei primäre Missionsziele: Zum einen muss genug Glitzerium gesammelt werden, um das havarierte Raumschiff nach dem Absturz wieder flott zu machen und die Reichweite zur Reise in die insgesamt vier großen Areale zu erhöhen. Zum anderen muss man mit seinem selbst erstellten Mini-Astronauten unter Mithilfe der Crew nicht nur den verschollenen Serienhelden Olimar, sondern so viele Abenteurer wie möglich aufspüren, die ebenfalls auf dem fremden Planeten gestrandet sind. Und das lohnt sich, denn nach ihrer Rettung werden mitunter zusätzliche Optionen wie die Erstellung von Gagdets in einem Labor freigeschaltet. Gut in diesem Zusammenhang, dass Otschin über eine so herausragende Schnüffelnase verfügt!

Nur kein Stress!

Wurde man in den Vorgängern mal mehr, mal weniger durch Spielelemente wie das 30-Tage-Limit im Erstling oder die schwindenden Saftvorräte im dritten Teil unter Druck gesetzt, ist Pikmin 4 vermutlich der gechillteste Vertreter der Reihe. Zwar sollte man immer noch ein Auge auf die Uhr haben und die Schützlinge vor Sonnenuntergang wieder alle im sicheren Bereich der Zwiebel versammeln, doch ansonsten lässt sich die Gartenarbeit extrem entspannt angehen und nach Fehlentscheidungen darf auf Wunsch sogar die Zeit für einen neuen Versuch zurückgespult werden. Für die Nintendo-Entwickler steht im Vordergrund, dass Spieler das so genannte Dandori-Prinzip verinnerlichen – also die vorausschauende Planung und maximale Effizienz der Aktionen. Genau darauf wird man auch in den Dialogen und Textboxen immer wieder hingewiesen, von denen es ruhig ein paar weniger hätten sein dürfen. Denn oft unterbricht das ausschweifende Gelaber den Spielfluss ähnlich stark wie die überraschend langen Ladezeiten zwischen den Levelkarten, unterirdischen Höhlen und dem Raumschiff-Landeplatz, der als Hub fungiert.

Und auch beim Koop-Modus bekleckert man sich nicht mit Ruhm, da der zweite Spieler hier lediglich das Fadenkreuz ausrichten darf – da sollte bei einem Konzept wie Pikmin doch wesentlich mehr drin sein. Einen besseren Eindruck hinterlässt der lokale Battle-Modus namens Dandori-Duell, in dem clevere Planung und Aufgabenverteilung auf die Gewinnerstraße führen.

Immer noch frisch

Insgesamt ist es beachtlich, dass sich Pikmin auch im vierten Teil immer noch diese gewisse Frische bewahrt hat, zu der auch die neue Nacht-Variante und Knuddel-Köter Otschin ihren Teil beitragen. Es macht einfach immer noch Spaß, die putzigen Wesen durch die Welt zu dirigieren, Gegner zu bekämpfen und Umgebungsrätsel zu lösen. Nur im Mehrspielerbereich und insbesondere dem Koop-Modus ist noch Luft nach oben, aber für Solisten mit einem Faible für angenehm stressfreie Echtzeitstrategie mit einem hohen Wuselfaktor ist Pikmin 4 eine klare Empfehlung!

            

 Worum geht’s?

In Pikmin 4 dreht sich weiter alles um die Rettung des verschollenen Captain Olimar. Dabei steuert man nicht nur den Protagonisten der Reihe, sondern wird auch Teil der Rettungscrew mit einer selbst erstellten Figur. Nintendo bleibt dem Grundprinzip treu: Mit Hilfe der Pikmin, putzigen kleinen „Gartenwesen“ mit speziellen Fähigkeiten, bekämpft man Gegner, räumt Wege frei und sammelt Ressourcen. Allerdings haben auch ein paar Neuerungen und frische Ansätze den Weg in den vierten Teil gefunden.          

Pikmin 4 ist geeignet für Spieler, die...

    • einen hohen Wuselfaktor mögen
    • gerne das Kommando haben 
    • effizient planen und dafür belohnt werden wollen


Pikmin ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • große spielerische Herausforderungen suchen 
    • sich nicht gerne durch viele Textboxen lesen
    • auf ein vollwertiges Koop-Erlebnis hoffen 

Alternativen: Pikmin 1-3, Mario & Rabbids: Sparks of Hope, Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp