Wer erinnert sich noch an Wii Sports? Die beliebte Minispiel-Sammlung, die 2006 als kostenloser Bonus im Lieferumfang der Wii enthalten war? Mit der Switch haben die Japaner nach der gefloppten Wii U einen weiteren Volltreffer gelandet, doch ein Nachfolger von Wii Sports für die aktuelle Konsole ließ lange auf sich warten. Ob Nintendo Switch Sports das Zeug hat, den großartigen Spaß von damals erneut zu entfachen?

Name: Nintendo Switch Sport
Genre: Sportspiel / Partyspiel
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Plattform: Nintendo Switch (getestet)
Veröffentlichung: 29.04.2022
Preis: zwischen ca. 40 Euro

Na, wer erinnert sich noch an Wii Sports? Die beliebte Minispiel-Sammlung, die 2006 als kostenloser Bonus im Lieferumfang der Wii enthalten war, demonstrierte nicht nur beeindruckend die faszinierenden Möglichkeiten der neuartigen Bewegungssteuerung, sondern legte auch den Grundstein für den Erfolg der revolutionären Nintendo-Konsole. Mit der Switch haben die Japaner nach der gefloppten Wii U einen weiteren Volltreffer gelandet, doch ein Nachfolger von Wii Sports für die aktuelle Konsole ließ lange auf sich warten. Ob Nintendo Switch Sports das Zeug hat, den großartigen Spaß von damals erneut zu entfachen?

Der Preis ist heiß

Beim Preis von aktuell knapp 40 Euro muss man erst einmal schlucken – vor allem, wenn man bedenkt, dass Wii Sports der Konsole damals kostenlos beigelegt wurde. Tatsächlich ist der Betrag gemessen am Inhalt mit mageren sechs Disziplinen ziemlich happig, zumal man für Online-Partien und die Pro League auch noch zusätzlich ein kostenpflichtiges Abonnement für Nintendos Online-Service benötigt. Immerhin: Noch im Herbst soll mit Golf eine weitere Sportart nachgereicht werden – es bleibt hoffentlich nicht die letzte Ergänzung.

Eines kann man von vorneherein klarstellen: Wer vornehmlich alleine und offline zu den Joy-Cons greifen will, kann sich den Kauf sparen. Zwar darf man in allen Disziplinen gegen KI-Kontrahenten in drei viel zu leichten Schwierigkeitsgraden antreten und trainieren, aber so richtig Spaß will dabei nicht aufkommen. Gleiches gilt für die lästige Freischalt-Orgie von irgendwelchen visuellen Gimmicks per Zufallsfaktor, mit denen man seinen Avatar gestalten darf. Die Belohnungen erhält man zudem nur beim Absolvieren von Online-Matches, bei denen man offenbar auch häufig gegen Bots antreten muss, falls sich keine Mitspieler finden. Glücklicherweise wird zumindest auf die Einbindung von Mikrotransaktionen verzichtet, um die kosmetischen Gegenstände zu erhalten. Ärgerlich jedoch, dass sich die Online-Partien nur auf kurze Matches ohne zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten beschränken.

Ein Partyspaß?

Am besten lädt man sich ein paar Freunde ein und spielt zusammen mit bis zu vier Leuten an einer Konsole, wobei man in Disziplinen wie Volleyball und Tennis auch Teams bilden darf. Da bei mehr als zwei Mitspielern quasi alle gebotenen Aktivitäten in einem geteilten Bildausschnitt präsentiert werden, ist ein großer Fernseher Pflicht, um die nötige Übersicht zu behalten.

Wie schon bei Wii Sports opfert Nintendo einen Großteil der individuellen Kontrolle zugunsten der Zugänglichkeit: Meist bewegen sich die auf cool getrimmten Comic-Figuren automatisch über die Spielfelder und Interaktionen beschränken sich in der Regel nur auf das rechtzeitige Ausführen der richtigen Bewegungen mit den Joy-Cons. In manchen Disziplinen wie Volleyball, Fußball und Chanbara gibt es sogar die Option, die Steuerung in detaillierten Tutorials einzustudieren. Tennis, Badminton und Bowling, die für mich zusammen mit Volleyball die Highlights der Sammlung markieren, sind dagegen nahezu selbsterklärend und erfordern lediglich rudimentäre Einweisungen. Dabei sind die Sportarten sowohl für Rechts- als auch Linkshänder geeignet und die präzise Steuerung erlaubt es sogar, den Bällen und Kugeln einen Drall zu verpassen.  

Fußball im Stil von Rocket League mit einem überdimensionierten Ball hätte man sich sparen können, zumal es die einzige Disziplin ist, bei der man den beigelegten Beingurt verwenden darf – was für eine Verschwendung! Auch das chaotische Gekloppe in Chanbara wirkt mit seinem wilden Rumgefuchtel ziemlich überflüssig. Da gäbe es sicherlich spannendere und spaßigere Sportarten, die man als Minispiele aufbereiten könnte. Enttäuschend zudem, dass manche Disziplinen auf zwei Spieler begrenzt sind, es beim Tennis keine Einzel-Matches gibt und man beim Bowling optional nicht mehr als vier Teilnehmer hinzufügen darf.

Kein Trainingsersatz

Insgesamt schafft es Nintendo mit Switch Sports leider nicht mehr, das grandiose Flair von Wii Sports erneut zu entfachen – dafür wird für das Geld schlichtweg zu wenig Inhalt geboten und auch die Präsentation ist erschreckend langweilig gehalten. Echte Stimmung kommt innerhalb der Sportarenen kaum auf! Dafür muss man schon selbst sorgen: In der Gruppe taugt Nintendo Switch Sports durchaus als unterhaltsames Partyspiel mit Körpereinsatz, bei dem die gemächliche Action aber nie in Schweißbädern endet. Einen ähnlichen Trainingseffekt wie bei Ring Fit Adventure sollte man sich also nicht erhoffen!

 Worum geht’s?
Nintendo Switch Sports ist eine Sammlung von Minispielen, die insgesamt sechs sportliche Disziplinen umfassen. Dank der Joy-Cons und mitgelieferten Beinschlaufe tritt man mit vollem Körpereinsatz lokal gegen andere Spieler oder Online-Gegnern an, kann zur Not aber auch alleine gegen die KI spielen, um zu trainieren.

Nintendo Switch Sports ist geeignet für Spieler, die...
• häufig Gäste für gesellige Spieleabende im Haus haben
• auch bei Videospielen nicht auf Bewegung verzichten wollen
• auf einen geistigen Nachfolger von Wii Sports gewartet haben

Nintendo Switch Sports ist weniger geeignet für Spieler, die...
• auf dem Spielfeld volle Kontrolle über ihre Figuren haben möchten
• nur einen kleinen Fernseher besitzen
• sich einen spürbaren Trainings-Effekt erhoffen

Alternativen: Wii Sports, Ring Fit Adventure, BoxVR