Neues Reglement, neu designte Boliden, neue Strecken und Fahrerpaarungen: Die Saison 2022 markiert eine weitere Zäsur in der Geschichts der Formel Eins – und die spiegelt sich selbstverständlich auch im offiziellen Rennspiel von Codemasters und EA Sports wider. Nicht nur optisch sehen die F1-Flitzer dank größerer 18-Zoll-Reifen, längerer Nasen, neuer Seitenkästen und überarbeiteter Flügel-Designs anders aus als die Modelle der Vorjahre, sondern die Änderungen wirken sich selbstverständlich auch im Spiel auf die Fahrphysik aus.

Name: F1 22
Genre: Rennspiel
Entwickler: Codemasters
Publisher: EA Sports
Plattform: PC (getestet), PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X|S
Veröffentlichung: 28.06.2022 / 01.07.2022
Preis: zwischen 60 und 80 Euro

Neues Reglement, neu designte Boliden, neue Strecken und Fahrerpaarungen: Die Saison 2022 markiert eine weitere Zäsur in der Geschichts der Formel Eins – und die spiegelt sich selbstverständlich auch im offiziellen Rennspiel von Codemasters und EA Sports wider. Nicht nur optisch sehen die F1-Flitzer dank größerer 18-Zoll-Reifen, längerer Nasen, neuer Seitenkästen und überarbeiteter Flügel-Designs anders aus als die Modelle der Vorjahre, sondern die Änderungen wirken sich selbstverständlich auch im Spiel auf die Fahrphysik aus.

Die Fahrzeuge reagieren jetzt deutlich spritziger und agiler auf Lenkeingaben, erfordern aber vor allem beim Herausbeschleunigen aus langsamen Kurven ein enormes Fingerspitzengefühl sowohl am Controller als auch beim Fahren mit Lenkrad. Hier haben es die Entwickler eindeutig übertrieben – wer ein ordentliches und weniger frustrierendes Fahrgefühl erleben möchte, sollte daher nicht zu stolz sein, die Traktionskontrolle zumindest auf der mittleren Stufe zu aktivieren. Grund zur Panik besteht trotzdem nicht: Dank der riesigen Auswahl an zuschaltbarer Hilfen und Unterstützungssysteme können sich bei F1 22 selbst Anfänger ins Cockpit wagen. Profis dürfen sich im Gegenzug ebenfalls den gewünschten Schwierigkeitsgrad anpassen und neuerdings sogar ein kleines Minispiel bei Boxenstopps als zusätzliche Herausforderung meistern. Für Frust und Ärger kann das mitunter zu aggressive Auftreten der KI-Piloten sorgen. Neben 110 Abstufungen darf man sich ab sofort auch für eine adaptive Variante entscheiden, bei denen sich die gegnerischen Piloten dem eigenen Können automatisch anpassen.  

Kein Porpoising und erstmals offizielle VR-Unterstützung

Das so genannte Porpoising, also das Hoppeln der Fahrzeuge, mit dem einige Teams wie Mercedes in diesem Jahr enorme Probleme haben, wurde übrigens nicht ins Spiel eingebaut. Gut so, denn spätestens mit der erstmaligen VR-Unterstützung am PC wären die Mägen einiger Spieler durch das heftige Auf und Ab auf eine harte Probe gestellt worden. So bleibt es dagegen im grünen Bereich, zumal die Strecken im Gegensatz zu holprigen Rallye-Ausflügen keine starken Bodenwellen aufweisen und die Flitzer dank ihrer Aerodynamik quasi am Asphalt kleben. Leider darf man die rasanten Fahrten im immersiven VR aktuell nur exklusiv auf dem PC erleben. Seitens Codemasters gibt es noch keine offizielle Bestätigung, dass man auf der PlayStation 5 eine Unterstützung für das kommende VR-Headsets PSVR 2 nachreichen wird, das eventuell noch in diesem Jahr, spätestens aber 2023 erscheinen soll. 

Bewährte Auswahl an Spielmodi

Bei den Spielmodi bekommt man eine ähnliche Auswahl geboten wie in den Vorjahren: Neben Einzelrennen und Zeitfahren darf man auch eine komplette Meisterschaft mit dem offiziellen oder dem eigens zusammengestellten Saison-Kalender absolvieren. Im Mittelpunkt steht aber weiterhin der umfangreiche Karrieremodus mit einem offiziellen oder fiktiven Team, in dem man auch stärker in die Aufgaben des Teammanagers eingebunden wird und für die Weiterentwicklung des Fahrzeugs verantwortlich zeichnet. Dabei lässt sich die Karriere sowohl alleine als auch kooperativ mit einem zweiten Mitspieler bestreiten.

Im Mehrspielermodus dürfen bis zu 22 Spieler online oder im LAN (Local Area Network) gegeneinander antreten, wobei es selbstverständlich wieder eine eSport-Liga und das altbekannte Einstufungssystem gibt, das sowohl Können als auch die sichere Fahrweise der Spieler beurteilt. Lokal hat man außerdem noch die Möglichkeit, Duelle am geteilten Bildschirm auszutragen. Ärgerlich: Zwar dürfen auf den Konsolen alte und neue Generation zusammen spielen (PS4/PS5; Xbox One / Xbox Series X|S), aber plattformübergreifende Rennen haben die Entwickler immer noch nicht realisiert. Fast schon peinlich ist die Situation am PC, wo nur Leute gegeneinander fahren dürfen, die den gleichen Launcher benutzen. Besitzt ein Spieler F1 22 bei Steam und der andere bei Origin, sind also keine gemeinsamen Online-Rennen möglich. 

Das Leben als Formel-Eins-Fahrer

Gab es im letzten Jahr mit „Braking Point“ noch einen klischeebehafteten, aber dennoch unterhaltsamen Story-Modus, wurden ähnliche Ambitionen für F1 22 genauso gestrichen wie Inhalte rund um klassische Formel-Eins-Boliden. Nur im Rahmen der Karriere darf man noch Kult-Piloten wie Ayrton Senna oder Michael Schumacher als Teamkollegen anheuern. Stattdessen präsentiert man mit „F1 Life“ einen neuen Ansatz, bei dem sich namensgerecht alles rund um das Leben und den Lebensstil eines Rennfahrers dreht. Praktisch bedeutet das, dass man seinen Avatar von Kopf bis Fuß mit irgendwelchen (Marken-)Klamotten einkleiden und die eigene Bude im Sims-Stil mit Möbeln einrichten darf. Selbstverständlich schaltet man dabei Zeugs über den integrierten (und leider nicht abschaltbaren) Podium Pass frei oder zahlt für den völlig überflüssigen Kram mit der Ingame-Währung Pit Coins, die man auch in Währungspaketen gegen echtes Geld kaufen kann. Das alles braucht natürlich kein Mensch – vor allem nicht in einem Rennspiel rund um die Formel Eins. Das Gleiche gilt für die erstmalige Integration von Supersportwagen von Herstellern wie McLaren, Ferrari, Aston Martin und Mercedes, mit denen man eine Reihe zusätzlicher Herausforderungen absolvieren darf. Dabei steuern sich die Boliden recht gewöhnungsbedürftig und bieten hinsichtlich Fahr- und Spielspaß eigentlich keinen sonderlich großen Mehrwert.

Insgesamt ist F1 22 immer noch ein gutes Rennspiel, das den Geist und die Faszination der Formel Eins verdammt gut einfängt. Die erschreckend niedrigen Bodenhaftung in niedrigen Kurven muss man zwar mit der Traktionskontrolle entschärfen, aber davon abgesehen wird ein tolles Fahrgefühl geboten. Darüber hinaus bieten die F1-Spiele trotz ersten Ermüdungserscheinungen immer noch mit die beste und umfangreichste Karriere in der Welt der Rennspiele. Den neuen Modus F1 Life darf man für zukünftige Teile aber gerne genauso einstampfen wie Pit Coins und Podium Pass. 

 Worum geht’s?
F1 22 ist dank FIA-Lizenz das offizielle Rennspiel rund um die Königsklasse des Motorsports von Codemasters und EA Sports. Es beinhaltet alle Teams, Fahrer und Strecken der laufenden Saison, inklusive des aktuellen Reglements, Sprintrennen und der neu designten Boliden mit überarbeiteter Fahrphysik. Im Zentrum steht neben Einzelrennen, Meisterschaft, Mehrspieler-Modi und dem Neuzugang „F1 Life“ der umfangreiche Karrieremodus, den man auch kooperativ mit einem zweiten Spieler in Angriff nehmen darf.

F1 22 ist geeignet für:
• Anfänger und Profis, die den F1-Zirkus intensiv und immersiv als Rennspiel erleben wollen
• Online-Rennfahrer mit E-Sport-Ambitionen
• F1-Fans, die alleine oder zu zweit in eine umfangreiche Karriere eintauchen wollen


F1 22 ist weniger geeignet für Spieler, die...
• auf einen neuen Story-Modus oder Klassik-Inhalte hoffen
• nur mit Controller und völlig ohne Hilfen fahren wollen
• eine Abneigung gegenüber kosmetischen Items und Pit-Coin-Paketen gegen Echtgeld empfinden

Alternativen: F1 2021, rFactor 2, Project Cars 2