Die Geschichte der Koblenzer Sinti-Familie Reinhardt endete nicht in Auschwitz, sondern sie geht weiter. Das Vermächtnis von Daweli Reinhardt sorgt heute dafür, dass die Kultur der Sinti in Deutschland und der Koblenzer Region aufblühen kann.

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz, des schrecklichsten Ortes der NS-Barbarei. 1,5 Millionen Frauen, Männer und Kinder wurden in Auschwitz ermordet. Auschwitz ist das Symbol des Holocaust. Seit 1996 begeht Deutschland den 27.Januar als Gedenktag, der an die Gräuel des Nationalsozialismus erinnern soll.

Das ist die Geschichte der Koblenzer Sinti-Familie Reinhardt, der Familie des Sängers Django und seiner Brüder und Schwestern. Am 18.Juli 2022 wäre ihr Vater Daweli Reinhardt 90 Jahre alt. Mit seiner Musik setzte der in Wiesbaden geborene und in Koblenz-Lützel aufgewachsene Daweli Reinhardt ein Vermächtnis fort, das von seinem Vater, der Musiker und Korbflechter war, ausging. Mitte der 1960 er Jahre war er Mitbegründer des legendären Quintetts von Schnuckenack Reinhardt. Die Musik der Sinti und ihre Verkörperung des Swing machten die Musiker weit über Deutschland hinaus berühmt.

Die Geschichte des Musikers und Sinto Daweli Reinhardt wäre unvollkommen, klammerte man das Schreckensszenario des Dritten Reiches aus. 1938 wurde die Familie Reinhardt erstmals deportiert. 1943 kam der elfjährige Daweli Reinhardt zusammen mit 148 Koblenzer Sinto in das sogenannte Zigeunerlager im Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau. Auf der Rampe des KZ  Auschwitz wurden Daweli Reinhardt und seine Familie als arbeitsfähig selektiert. Sie kamen in das Konzentrationslager Ravensbrück. Von dort wird der Elfjährige mit seinem Bruder in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Er überlebte die unendlichen Strapazen und Demütigungen  und kehrte im Frühjahr 1945 nach Koblenz zurück. Ein großer Teil seiner Familie war der Tötungsmaschinerie der Nazis zum Opfer gefallen.

Daweli Reinhardt bleibt in Koblenz, in Deutschland, dem Land das ihn und hunderttausende Sinti und Roma umgebracht hat. Er ist Musiker und Artist, er zieht mit der Familie nach Koblenz-Horchheim. Alles war er von seinem Vater an Wissen in der Musik erfahren hat, gibt er an seine Söhne Mike, Bawo, Django, Sascha und Moro weiter. Sie alle werden brillante Interpreten der Sintomusik und sie sind ein Teil von Koblenz und Deutschland geworden,

Das meiste von dem, was die Söhne gelernt haben und was sie mit ihrer Musik ausdrücken, ist der Geist des Vaters. Eines Mannes, der Sinto war mitten  in einem Land, das ihm so viel genommen hat. Und dem er trotzdem so viel  gegeben hat. Daweli Reinhardt starb am 10.Dezember 2016 in Koblenz, der Stadt, die seine Heimat geworden war.