Die Stadthalle Lahnstein hat eine 50-jährige Geschichte hinter sich und bot seit Tag Eins Grund für Diskussion, aber auch Bewunderung.

Wer kennt sie nicht: Die Stadthalle Lahnstein mit dem unvergleichlichen, bunten Teppich genießt Kultstatus, prägt sie sich doch jedem Stargast und Besucher ein Leben lang optisch ins Gedächtnis ein.

Errichtet wurde sie in den Jahren 1971 bis 1973 als ein modernes Tagungs-, Kongress- und Veranstaltungszentrum in Stahlbetonbauweise, entworfen durch die Architekten Dr. Jürgen Jüchser und Peter Ressel vom Planungsring Wiesbaden, die zuvor einen von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hatten.

Mit Zustimmung der Stadt zogen sie den international renommierten Stuttgarter Künstler Prof. Otto Herbert Hajek (1928-2005) hinzu. Dieser gestaltete die Ornamentfassade aus farbigem Sichtbeton. Die gleiche Farbigkeit und Ornamentik setzt sich auch im Innern in der Wand-, Boden- und Deckengestaltung fort und macht die Halle zu einem in sich stimmigen Gesamtkunstwerk. So nimmt der Teppich im gesamten Foyer und in den Konferenzräumen die Fassade in Form und Farbe wieder auf.

Von Prof. Hajek entworfen wurde auch der „Lahnstein“ in der Eingangshalle, ein zwei Meter hoher dreieckiger Obelisk aus grauem Lahnmarmor, der vom Lahnsteiner Bildhauer Johannes Meuser entsprechend gestaltet wurde.

Diskussionsgrund seit Tag Eins

Bereits während der dreijährigen Bauphase bot die Stadthalle wegen der achtbaren Herstellungskosten und zuletzt auch wegen ihrer bunten, eigenwilligen Außenfassade Stoff für viele Diskussionen – sowohl im Stadtrat, als auch bei den Bürgern selbst. Bei der Grundsteinlegung im Juni 1971 beliefen sich die Gesamtkosten für die Stadt auf 6,5 Millionen Mark. Im Oktober 1971 folgte nach lebhaft geführter Aussprache der Beschluss des Stadtrats über die künstlerische Außengestaltung der Stadthalle. Prof. Hajek war in seinem Entwurf davon ausgegangen, dass man „auf die Struktur der gegenüberliegenden Stadtbefestigung mit Farbe antworten müsse.“ Sein Vorschlag, die Anbringung versetzter Sichtkörper aus Beton, deren Vertiefungen mit einem bunten Kunststoffanstrich zu fassen, wurde mehrheitlich vom Stadtrat angenommen.

Bis zum Richtfest im Dezember 1971 waren ca. 10.000 m³ Erde ausgehoben, 4.000 m³ Fertigbeton und 580 Tonnen Stahl eingebaut. Der gesamte umbaute Raum beträgt 32.000m³, davon ein Viertel der Anteil der Volksbank. Die vom Stadtrat gewählte Synthese zwischen Stadthalle und Bankgebäude sollte abgesehen von Einsparungen bei den Baukosten eine Belebung dergestalt bewirken, dass das Bankgebäude einen ständigen Betrieb tagsüber und die Stadthalle mit einer Vielzahl von Veranstaltungsmöglichkeiten den Salhofplatz zur Abend- und Nachtzeit belebt.

Eröffnet wurde die Stadthalle am 24. Mai 1973 mit einer Kunstausstellung und einer öffentlichen Hörfunkveranstaltung des Südwestfunks mit dem Rundfunkorchester unter der Leitung von Emerich Smola und den Stargästen Margit Schramm und Werner Hollweg. Es folgte eine Festwoche mit Partnerschaftsabend, Kinderfest, Modenschau und Bierfest. Staatssekretär Willibald Hilf lobte als Festredner, dass sich die Stadt mit dem Bau ein „Wahrzeichen für die Zukunft gesetzt“ habe. Vorpremiere feierte die Stadthalle übrigens bereits zu den Fastnachtsveranstaltungen im Februar 1973, allerdings noch ohne den bunten Teppich.

Künstlerische Anerkennung

Im Wettbewerb „Kunst am Bau“ des Landes Rheinland-Pfalz 1975 errang die Stadthalle Lahnstein für die Synthese aus architektonischen, städtebaulichen und künstlerischen Komponenten eine Anerkennung. Bei dem Wettbewerb zeichnete die Landesregierung eine „enge schöpferische Zusammenarbeit zwischen Architekten /  Entwurfsverfassern und bildenden Künstlern aus. Dabei ging es um Bauten, die zwischen 1960 und 1975 auf rheinland-pfälzischem Staatsgebiet errichtet wurden.

Die in der Stadthalle befindlichen Räumlichkeiten verteilen sich auf mehrere Geschosse und sind barrierefrei. Der Große Saal mit Bühne und Tonstudio fasste anfangs insgesamt mehr als 1000 Personen. Durch den Einbau einer Treppe vom Saal auf die Empore (2009), die inzwischen aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben ist, hat sich die Zahl der Sitzplätze geringfügig reduziert. Inbegriffen ist der Kleine Saal (Montesilvano-Saal), der durch Faltwand abgetrennt werden kann. Weiter stehen drei Konferenzräume zur Verfügung, benannt nach den weiteren Partnerstädten Kettering, Vence und Hermsdorf. Ferner verfügt die Stadthalle über ein repräsentatives, sich über zwei Geschossebenen erstreckendes Foyer sowie zugehörigem Saal im Obergeschoss. Die Damentoilette im Zwischengeschoss hat optisch den Charme der 1970er behalten. Zum Salhofplatz führt ein Balkon, der mit dem Wehrgang der mittelalterlichen Stadtmauer verbunden ist.

Ernennung zum erhaltenswertem Kulturdenkmal

2007 wurde die Stadthalle mitsamt ihrem farbenfrohen Teppich von der Generaldirektion Kulturelles Erbe als erhaltenswertes Kulturdenkmal der 1970er Jahre eingestuft, „da sie bis auf wenige Aspekte weitgehend unverändert erhalten (..)“ ist, „stellt sie in Rheinland-Pfalz ein seltenes Zeugnis für die Architektur der 1970er Jahre dar und wird daher als Kulturdenkmal eingestuft“. Der bunte Teppich, der nach Hajeks Entwürfen gewebt wurde, hat einen enormen Wiedererkennungswert. Das einstige Prunkstück hatte allerdings durch die Veranstaltungen der letzten Jahrzehnte arg gelitten, war durch Tausende von Brandlöchern und Flecken verunstaltet und wurde daher 2010 von der einstigen Herstellerfirma im alten geometrischen Muster und gleicher Farbe neu gewebt und im September 2010 verlegt. Diese ging einher mit neuer Deckengestaltung des Foyers sowie weiteren Modernisierungsmaßnahmen.

Im Jahr 2018 erfolgte unter Begleitung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, des Instituts für Steinkonservierung und den Denkmalbehörden die Betoninstandsetzung der Halle. Ziel war es, die angegriffene Betonfassade wiederherzurichten und auch die Fassade der Stadthalle wieder farbig, wie in den 70er Jahren, erstrahlen zu lassen.

Heute bilden modernste Klima- und Tontechnik eine professionelle Grundlage zur Durchführung von Veranstaltungen jeglicher Art. Ob Tagungen, Prüfungen, Ausstellungen, Feiern oder kulturelle Veranstaltungen – in Lahnsteins Kulthalle ist alles möglich.