Lahnstein |

Es war ein Weihnachten, an das sich viele Lahnsteiner ewig erinnern werden, besonders wohl die rund 4.000 direkt betroffenen Mitbürger vor allem im Ortsteil Niederlahnstein. Das Rhein-Lahn-Eck kämpfte wie alle Orte am Mittelrhein mit gewaltigen Wassermassen und deren Hinterlassenschaften.

Während am Pegel Kaub mit 8,19 m im Jahre 1988 der Höchststand für das 20. Jahrhundert gemessen wurde, brach in Lahnstein das Weihnachtshochwasser 1993 – wie auch am Pegel Koblenz – alle Rekorde. Der Wasserstand vom 23. Dezember 1993 (Pegel Koblenz 9,52 m) war der höchste seit 1882 und auch der höchste des 20. Jahrhunderts. Zwei Tage zuvor hatte der Landrat des Rhein-Lahn-Kreises den Katastrophenfall für den Raum Lahnstein festgestellt.

Das Wasser war sehr schnell angestiegen, sodass manch einer überrascht wurde. Der Grund war die Beeinflussung des Rheines durch ein zeitgleich großes Hochwasser der Mosel. Diese Beeinflussung durch die Mosel (Rückstau) ist wohl auch Ursache dafür, dass das Hochwasser in Niederlahnstein im Jahre 1882 niedriger ausfiel als 1993. In Oberlahnstein war es umgekehrt, denn je weiter rheinaufwärts, umso weniger ist die Beeinflussung des Rheinpegels durch die Mosel spürbar.

Unermüdlicher Einsatz von Helfern

Bei diesem Naturereignis spiegelte sich erstmals die Pfarrkirche St. Barbara in den Fluten des Rheins. Bis zur Ecke Bergstraße und zur unteren Neugasse standen Keller unter Wasser. Auch kam es zu vielen Ölunfällen. Vor den Eingängen des Warenhauses Globus standen Sandsäcke statt Kunden. Selbst die Straßenbrücke, die Ober- und Niederlahnstein verbindet, musste gesperrt werden. Bis auf ein Minimum schmolz die Differenz zwischen Wasseroberfläche und Brücke. Durch das in der Flut mitgeführte Treibgut entstand eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Brücke. Rund um die Uhr waren täglich rund 250 Helfer in bester Zusammenarbeit im gemeinsamen Einsatze.

Das THW Halbponton setzte Halbpontons für den Personentransport ein. Dank des unermüdlichen Einsatzes der Hilfskräfte und der Unterstützung zahlreicher Bürger konnten die verheerenden Auswirkungen gemeistert werden. Die Bewohner der Mark schenkten sogar den hilfsbereiten Soldaten als kleines Dankeschön einen Weihnachtsbaum.

Nach dem Leerpumpen mit Spezialpumpen des THW folgt das große Reinemachen. Für die Aufräumarbeiten wurden Großfahrzeuge eingesetzt, um all den Geröll und Unrat zu beseitigen.

Die große Bedeutung von Hochwasserschutz in der Region

Einige besorgte Bürger gründeten 1994 eine Hochwassernotgemeinschaft, um auf den Hochwasserschutz zu drängen, aber auch betroffenen Bürgern mit ihrem Wissen zur Hilfe zu stehen.

Weitere große Hochwasser gab es im Januar 1920, Januar 1926, Januar 1948, Februar 1970, April und Mai 1983, März 1988 und Januar 1995. Außerdem sei der Eisgang im Februar 1909 erwähnt. Er beschädigte den Brückenpfeiler der Eisenbahnbrücke so erheblich, dass die Brücke abgetragen und durch eine neue ersetzt werden musste.