Eigentlich sollten bald die Bagger rollen. Das Vier-Sterne-Hotel sollte aufwendig renoviert werden. Und dann rollten auf der Rheinhöhe bei Boppard nicht die Bagger, sondern in der Ukraine die Panzer der russischen Armee ein. Sofort war den Eigentümern des Ressorts klar, wie sie die leerstehenden Zimmer nutzen können.
Der Kontakt war schnell hergestellt. Über die Organisation „Ukraine-Hilfe“ in Berlin wurde die Verbindung an die polnische und rumänische Grenze aufgebaut. Nur wenige Tage nach dem Beschluss der Eigentümer, das Vier-Sterne-Hotel als Unterkunft für Geflüchtete anzubieten, trafen die ersten Busse aus Polen und Rumänien auf der Rheinhöhe bei Boppard ein.
Insgesamt 100 Plätze stünden auf dem Jakobsberg zur Verfügung. Die Eigentümer haben entschieden, 90 davon zu belegen, um etwas Puffer für besondere Ereignisse, wie etwa Familienzusammenkünfte, in der Hinterhand zu haben. Diese Kapazität ist nun hauptsächlich von Müttern mit insgesamt 30 Kindern, aber auch von älteren Menschen belegt.
Große Hilfsbereitschaft auf und um den Jakobsberg
Intern wurde umgehend ein Spendenaufruf gestartet. Den Verantwortlichen der Hotelanlage geht es nicht darum, das eigene Image aufzupolieren oder Werbung zu machen.
Uns geht es nicht um unser Image. Wir wollen den Menschen aus der Ukraine, die derzeit eine schreckliche Zeit durchmachen müssen, helfen. Die Unterstützung der Geflüchteten ist eine Herzensangelegenheit. - Maxime Brunner (Marketingbeauftragter Klostergut Jakobsberg)
Die Hilfsbereitschaft ist groß. Sowohl von den Mitarbeitenden als auch aus den umliegenden Dörfern erreichten das Hotel zahlreiche Spenden. Auf der Anlage gibt es nun einen Raum voller Klamotten, Spielsachen und Drogerieprodukten, an denen sich die Geflüchteten bedienen können.
Auch bei der Betreuung wurden einige Hebel in Bewegung gesetzt. Das Kinderheim Arenberg, welches eine Kooperation mit dem Jakobsberg führt, hat psychologische Hilfe angeboten. Diese musste von den ukrainischen Kindern bisher noch nicht in Anspruch genommen werden.
Die Geflüchteten erhalten vom Hotel, neben der Unterkunft, drei Mahlzeiten am Tag. Das Restaurant wurde zu einem großen Spielraum für die Kinder umfunktioniert. Zudem dient diese Räumlichkeit als Versammlungsort. Dort werden wöchentlich auch verschiedene Aktivitäten für alle Altersgruppen, aber besonders für die Kinder, angeboten.
Darüber hinaus wurde ein kleines Internetcafé eingerichtet. Dort stehen den Geflüchteten drei Computer zur Verfügung. Diese sollen als Online Schule und auch als Kontaktmöglichkeit in die ukrainische Heimat dienen. Immerhin mussten viele Frauen ihrer Ehemänner und Kinder ihre Väter in der Ukraine, zur Verteidigung ihres Landes, zurücklassen. Für die Verbindung nach Hause und die Kommunikation in Deutschland hat der Mobilfunkanbieter Vodafone auch 100 SIM-Karten bereitgestellt.
Eingliederung in den Alltag der Region
Die Geflüchteten sollen in der Region möglichst schnell Fuß fassen und unter den gegebenen Bedingungen ein möglichst normales Leben führen. Dabei werden sie von den Verantwortlichen des Jakobsbergs, lokalen Organisationen und Menschen aus der Region tatkräftig unterstützt. Unmittelbar nach der Ankunft auf der Rheinhöhe bei Boppard, wurde sich um die Ausfüllung der Anmeldeformulare bei der Kreisverwaltung gekümmert. Die Registrierung dauert derweil noch an. Dann sollen Sozialhilfen beantragt und Bankkonten eröffnet werden.
Damit die Eingliederung auch den Zufluchtsuchenden möglichst leichtfällt, werden ihnen zweimal die Woche Deutschkurse angeboten, um die Sprache schneller zu erlernen. Auch den Kindern soll ein normales Alltagsleben geboten werden. Nach den Osterferien werden sie in Rhens zur Schule gehen.
Der Jakobsberg unterstützt die Geflüchteten auch dabei, sich mittel- bis langfristig ein eigenständiges Leben in der Region aufzubauen. Ziel ist es, in der Nähe eine Wohnung und einen Arbeitsplatz zu finden.
Wir sind auf der Suche nach Wohnraum für die Geflüchteten in der Region. Die Menschen aus der Ukraine sollen sich hier wohlfühlen und ein neues Zuhause finden. - Maxime Brunner (Marketingbeauftragter Klostergut Jakobsberg)
Ein normales Leben wäre den Menschen aus der Ukraine nur zu wünschen. Die 90 Zufluchtsuchenden können sicher nicht von Glück reden, dass sie gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen, doch die Unterkunft auf dem Jakobsberg erscheint wie ein Lichtblick in dunklen Zeiten. Mit deren Hilfe scheint ein schneller Einstieg in das Alltagsleben der Region möglich. aktuell4u wüscht den Geflüchteten alles Gute und wird die Situation rund um das Golfhotel verfolgen.