Knapp zehn Tage vor dem Ende der 22. Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist die deutsche Nationalmannschaft längst daheim und vor allem die arabische Welt zufrieden mit diesem Zustand.

Knapp zehn Tage vor dem Ende der 22. Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist die deutsche Nationalmannschaft längst daheim und vor allem die arabische Welt zufrieden mit diesem Zustand. Es waren die Deutschen, so sagt ein großer Teil der Fußballwelt, die ein politisches Gezänk begonnen hatten, dass sie zum einen in der Konsequenz nicht zu Ende brachten.

Zum anderen aber stellte sich heraus, wie wenig das die meisten Nationen, die nach Katar gekommen waren, wirklich interessierte. Menschenrechte, mehr Würde und Mitsprache für Frauen, Homophobie, das sind Themen, die unseren Alltag beeinflussen. Für viele Länder ist das im Umfeld einer Fußball-WM eher eine lästige und ungewollte Diskussion.

Das sei so, wenn man in den arabischen Raum kommt, sagt Hans-Peter Briegel, Europameister von 1980 und Vizeweltmeister 1982 und 1986. Er trainierte zwei Jahre in Bahrein. „Was wir in Katar angemahnt haben, das ist ein gesellschaftlicher Mangel in fast allen arabischen Ländern. Insofern hätten alle wissen müssen, was mit der Vergabe der WM nach Katar zu erwarten war. Die Schuld dafür trifft allein die FIFA, nicht Katar“, sagt Briegel.

So ist am Ende zu befürchten, dass einer wie Infantino, der Präsident der FIFA, in der Welt des Fußballs mehr Freunde als Gegner hat. Beim FIFA-Kongress im März 2023 in der Hauptstadt des rheinland-pfälzischen Partnerlandes Ruanda, in Kigali, wird Infantino triumphal wiedergewählt werde. Und mit der WM in Katar werden die meisten auch mehr als zufrieden sein. Und, seien wir ehrlich, den Spielen in den modernen Stadien in Katar fehlt es an nichts. Eventuell sagt man nach der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada, die WM der kurzen Wege in Katar sei die Zukunft der Fußball-Weltmeisterschaften. 

Es bleibt falsch, die WM 2022 nach Katar gegeben zu haben. Das ist aber kein Grund für das Abschneiden unserer Spitzenkicker und dass der DFB auch sportpolitisch wie ein Amateurverband aussah, das hat auch nur indirekt mit Katar zu tun. Vielleicht sind wir im Laufe der Jahre so satt geworden im deutschen Fußball, dass wir überhaupt nicht mehr damit gerechnet haben, dass es auch ohne uns geht. Es drückt auf die deutsche Seele, dass uns nach dem frühen Ausscheiden bei dieser WM kaum einer eine Träne nachweinte. Und wir sind nach zwei WM-Pleiten hintereinander inzwischen so unwichtig geworden, dass sogar Häme ausbleibt. 

Inzwischen gibt es im DFB erste personelle Konsequenzen aus dem Katar-Debakel: Oliver Bierhoff, seit 18 Jahren in guten und weniger guten Jahren für die Nationalmannschaft zuständig, hat den Hut genommen. Und der Vertrag mit Bundestrainer Hansi Flick, geschlossen bis Ende 2024, bleibt bestehen. Es lebe, wie so oft, der Kompromiss. Und wenn wir 2024 bei der Europameisterschaft im eigenen Lande, die den Vorteil hat, dass wir uns dafür nicht qualifizieren müssen, eventuell den Titel gewinnen sollten, dann war Katar nur ein Missverständnis.