Dieses Ehrenamt ist wie für ihn gemacht. Reiner Plehwe aus Kruft ist einer von mittlerweile 14 Mitarbeitenden für ein Projekt des Landessportbundes Rheinland-Pfalz (LSB) in enger Zusammenarbeit mit der Universität Mainz. Es geht um das sportliche Miteinander von behinderten und nicht behinderten Menschen im Lande.
Plehwe, Fußballer und Ehrenamtlicher in seinem Krufter Verein, beruflich in der Geschäftsleitung der Rhein-Mosel-Werkstätten in Koblenz tätig, hat einen großen Teil seines sportlichen Wirkens in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung verbracht. Er ist zu einem Synonym für diesen besonders wichtigen Bereich des Sportes geworden. Nun ist er im LSB-Projekt für den Bereich Rhein-Ahr/Stadt Koblenz zuständig. aktuell4u sprach mit ihm über die Zielsetzung.
aktuell4u: Welche wesentlichen Aufgaben und Ziele wird der Inklusionslotse Reiner Plehwe haben?
Reiner Plehwe: Grundsätzlich verfolgt das Inklusionslotsenprojekt des Landessportbundes das Ziel, dass alle Menschen selbstbestimmt und ohne Barrieren ihre gewünschte Sportart in den rheinland-pfälzischen Sportvereinen ausüben und sich möglichst gleichberechtigt im organisierten Sport ausüben können. Gemeinsam Teilhaben im Sport bzw. durch den Sport im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention ist da die ideelle Zielformulierung.
Es ist ganz wichtig, dass der Sport eben die Strukturen schafft bzw. seine Strukturen erweitert, dass das ermöglicht wird. Denn im Grunde ist gerade der Sport ein ideales Medium zur Inklusion. - Reiner Plehwe
Rheinland-Pfalz hat da sicher eine Vorreiterrolle, insbesondere auch deshalb, weil es im rheinland-pfälzischen Sport bei aller leitungsmäßigen Orientierung, schon immer auch um die gesellschaftliche Verantwortung ging, die der Sport für die Gesellschaft übernehmen kann. Generell ist das Lotsenprojekt sicherlich ein Projekt für die Menschen, aber gerade auch für die Sportvereine, die sich mit Ihrem Herzblut, mit ihrem Idealismus, mit Ehrenamtlichkeit hinter einen wichtigen gesellschaftlichen Prozess stellen.
aktuell4u: Wenn immer mehr Sportvereine Inklusionsteams im Sport schaffen, ist dann ein Teil der Idee erreicht?
Reiner Plehwe: Vorab – Rheinland-Pfalz war auf einem guten Weg und mit dem Inklusionsprojekt einen glänzenden Start hingelegt. Dann kam Corona und die Pandemie hat den Sport generell stark eingebremst, und natürlich insbesondere gerade auch die Menschen mit Behinderungen, die als sogenannte vulnerable Personengruppe besonders gefährdet waren bzw. wo besondere Vorsichtsmaßnahmen galten. Aber diese schwierigen Umstände haben alle Mitstreiter für Inklusion nur in ihrem Engagement bestärkt. Gerade im Norden von Rheinland-Pfalz mit bspw. den engagierten Vereinen in Polch, Ettringen, Kruft, Gering, usw. laufen längst die Planungen, ab April wieder Inklusionssport anzubieten. Man freut sich sich auf „ein Comeback auf dem Platz/in der Halle“ trotz der Pandemieauswirkungen.
Auch die Einrichtungen der Behindertenhilfe der Region freuen sich darauf, zwischen vielen Vereinen und Wohnheimen/Werkstätten/Ambulanten Diensten ist längst einen intensive Partnerschaft beim Thema Inklusion entstanden. - Reiner Plehwe
Es ist wirklich schon vieles erreicht. Die Idee ist dann erst perfekt umgesetzt, wenn man gar nicht mehr darüber nachdenkt oder unterscheidet, dass dort in der Halle, auf dem Platz, auf der Anlage Menschen mit Behinderungen und ohne Behinderungen Sport machen, sondern das Menschen generell zusammen Sport machen und Teilhabe erfahren.
aktuell4u: Wird es für die Vereine Unterstützung bei ihrem Bemühen um behinderte Menschen geben?
Reiner Plehwe: Es gibt insbesondere durch den Landessportbund Rheinland-Pfalz und die 14 regional zugeteilten Lotsen professionelle Unterstützung für Sportvereine. Gerade die Koordinierungsstelle Inklusion beim LSB in Mainz mit Silvia Wenzel und Wilai Mans leistet hier tolle Arbeit für die Entwicklung des Projektes. Aber auch die drei Sportbünde und die Behindertensportverbände (Special Oympics RLP, Behinderten und Rehabilationssportverband, Gehörlosensportverband RLP) forcieren das Thema Inklusion sehr stark und stehen denen Vereinen als Partner zur Seite. Empfehlen würde ich den Sportvereinen gerne auch, die INpuls-Prämie zu beantragen, die den Vereine helfen soll inklusive Strukturen und Projekte bei sich zu implantieren. Es ist eine Art Startkapital für die Vereine um Inklusion im Sport zu ermöglichen.
Vielen Dank für das Interview. Das Interview wurde geführt von Hans-Peter Schössler.