Im Jahr 2023 konnten in vielen Bereichen Fortschritte im Wiederaufbau seit Juli 2021 erzielt werden. Schon im kommenden Jahr 2024 werden die ersten Ergebnisse sichtbar.

Rheinland-Pfalz |

Zweieinhalb Jahre sind seit der Naturkatastrophe im Juli 2021 vergangen, die so viel Leid und Zerstörung über unser Land brachte. Für viele Menschen in der Region Trier, in der Eifel und in den Tälern von Mosel und Ahr war dies das Schlimmste, was sie je erlebt haben.

Wir gedenken der Toten. Wir fühlen mit den Verletzten und den Überlebenden mit traumatischen Erfahrungen. Und wir arbeiten weiter daran, die Heimat der Menschen in den betroffenen Regionen wieder so herzustellen, dass hier ein gutes Zusammenleben möglich ist. 2023 haben wir dabei in vielen Bereichen große Fortschritte erzielt.

Doch auch in den kommenden Jahren bleibt vieles zu tun: Anträge im Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern müssen bis zum 30. Juni 2026 gestellt werden.

Die wohl wichtigste Botschaft zum Ende des Jahres lautet: Die allermeisten Menschen sind zurück in ihren Häusern und Wohnungen, die bei der Naturkatastrophe im Juli 2021 zerstört wurden oder nur noch eingeschränkt nutzbar waren. Für die Menschen geht es Schritt für Schritt zurück in einen neuen Alltag. Das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel wieder in den eigenen vier Wänden zu feiern, dürfte für viele als besonders emotionales Erlebnis in Erinnerung bleiben.

Moderner und hochwasserresilienter

In der am schwersten betroffenen Region, dem Ahrtal, macht auch der kommunale Aufbau gute Fortschritte. Die Infrastruktur steht in vielen Bereichen, und sie ist moderner und hochwasserresilienter als zuvor wiederaufgebaut worden. Ein Beispiel ist die 30 Kilometer lange Infrastrukturtrasse von Dernau bis Schuld. Hier liegen Wasser- und Abwasserleitungen, Glasfaserkabel und erstmals auch Leitungen, die klassisches Erdgas, Biogas oder auch Wasserstoff transportieren können, hochwassersicher zusammen in einem Graben. Darüber führt jetzt der neue Radweg, der ab Kreuzberg ahraufwärts schon wieder genutzt werden kann.

Unübersehbar an der Mittelahr ist auch der Wiederaufbau der Ahrtalbahn. Die Deutsche Bahn ist mit großem personellen und maschinellem Aufwand dabei, die komplett zerstörte, rund 15 Kilometer lange Strecke zwischen Walporzheim und Ahrbrück wiederaufzubauen. Bereits im Dezember 2021 konnte der Betrieb der Ahrtalbahn auf der Strecke zwischen Remagen und Walporzheim wiederaufgenommen werden. Bis Ende 2025 soll die komplette Strecke wiederhergestellt sein: durchgehend elektrifiziert und hochwasserresilienter! Von den rund 92 Millionen für die Elektrifizierung trägt das Land 20 Millionen Euro.

Die Gemeinden und Städte an der Ahr kommen aus der Planungs- in die Umsetzungsphase. Die Klärung von Grundsatzfragen hat Zeit gebraucht: „Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben, wie schützen wir unser Dorf oder unsere Stadt besser vor Hochwassergefahren, wie bleiben wir attraktiv für den Tourismus, wo treffen wir uns, wo wollen wir feiern?“ Fragen, die die Verwaltungen gemeinsam mit den Gemeinde- und Stadtparlamenten im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung klären mussten und müssen.

Erster interkommunaler Sportplatz

Die Ergebnisse werden in 2024 sichtbar: So plant die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler unter anderem den Wiederaufbau von drei Brücken im Stadtgebiet. In Insul wird im Mai 2024 die Einweihung des ersten interkommunalen Sportplatzes im Kreis Ahrweiler für Insul, Dümpelfeld und Schuld gefeiert. Turnhallen, Schulen und Spielplätze im Katastrophengebiet werden wiedereröffnet oder sind schon in Betrieb. In der historischen Altstadt von Ahrweiler erinnert heute kaum noch etwas an die Tage nach der Naturkatastrophe. Auch in Bad Neuenahr eröffnen immer mehr Geschäfte neu.

Für den privaten wie den kommunalen Wiederaufbau gilt: Der Staat investiert in die Zukunft.  Mithilfe des Aufbaufonds und zusätzlichen Fördermaßnahmen durch das Land wird die Infrastruktur in den betroffenen Regionen auf den heutigen Stand gebracht und um Jahrzehnte modernisiert: Dörfer und Städte, in denen ein Großteil der von der Naturkatastrophe betroffenen privaten und kommunalen Gebäude aus den 1960er-, 70er-und 1980er-Jahren stammt, werden mit einem Schlag auf den Standard der 2020er-Jahre gebracht.

1.000 Förderbescheide für kommunale Infrastruktur

Für all das, was schon geschafft wurde und in naher Zukunft in Angriff genommen wird, stehen auch die 1.000 Förderbescheide aus dem Wiederaufbaufonds, die bisher vom Land übergeben wurden für Spielplätze, Sportanlagen, die Sanierung von kommunalen Gebäuden, den Bau von Brücken und Straßen, für Maßnahmen zur Förderung des Tourismus und, und, und.

Aber die Unterstützung der Menschen und ihrer Kommunen durch das Land geht noch weiter. Etwa im Bereich der Kommunalentwicklung. Das schwer betroffene Altenahr wurde in die Städtebauförderung aufgenommen, für Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde der Zuschuss für Maßnahmen der Städtebauförderung erhöht. Zusätzliche Investitionen unterstützt das Land bestmöglich aus Förderprogrammen. Wo Modernisierungen nicht aus dem Aufbauhilfefonds möglich sind, suchen wir bei sogenannten Scoping-Terminen, bei denen wir alle Ansprechpartner einen Tisch holen, nach anderen Fördermöglichkeiten von EU, Bund und Land. Dadurch wollen wir das Verfahren vereinfachen und beschleunigen. Vom Land finanzierte Kommunalkoordinatoren sollen die Ehrenamtlichen vor Ort bei der Umsetzung der Zukunftspläne unterstützen.

Eine immense gemeinsame Kraftanstrengung

Zweieinhalb Jahre Wiederaufbau in Rheinland-Pfalz stehen aber auch dafür, dass sich die Strukturen bewährt haben, die das Land nach der Katastrophe aufgebaut hat. Denn allen Beteiligten war von Anfang an klar, dass eine immense gemeinsame Kraftanstrengung auf allen Ebenen nötig ist und die Arbeit viele Jahre dauern wird. Deshalb haben wir die im Innenministerium als temporäre Gruppe gegründete Abteilung Wiederaufbau mittlerweile in eine dauerhafte „Abteilung Wiederaufbau und Kommunalentwicklung“ umgewandelt. Alle Landesministerien und zahlreiche Landesbehörden und –organisationen – wie die ADD für den kommunalen Wiederaufbau und die ISB für private und nichtstaatliche Geschädigte – werden weiterhin den Wiederaufbau unterstützen.

Damit sind die Weichen für das Ziel der Landesregierung gestellt: zukunftssichere und resiliente Lösungen für die Entwicklung der von der Naturkatastrophe betroffenen Regionen erarbeiten und umsetzen.

Der Wiederaufbau gelingt und trägt zur Lebensqualität bei

Mit den fest installierten Strukturen und verlässlichen Verfahren sowie der guten Zusammenarbeit aller Akteure bin ich überzeugt, dass der Wiederaufbau weiter gelingt und zur Lebensqualität in den Regionen beiträgt. Als Beauftragte für den Wiederaufbau danke ich allen Akteurinnen und Akteuren des Wiederaufbaus für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit. Für den weiteren Prozess wünsche ich uns allen weiterhin viel Kraft.