Am heutigen Freitag, dem 3. Dezember, verstarb der Weltmeister von 1954 im Alter von 89 Jahren.

Kaiserslautern |

Dass es ihm nicht mehr gut ging, das haben seine Freunde gewusst, und zugleich doch gehofft, er könne seinen 90. Geburtstag am 8.  Februar 2022 noch feiern. Er hat es nicht mehr geschafft. Am Morgen des 3. Dezember 2021 starb Horst Eckel. Weltmeister 1954, der letzte noch lebende Spieler des legendären Endspiels zwischen Deutschland und Ungarn am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorfstadion, Deutscher Meister mit seinem FCK 1951 und 1953. Nach dem Brasilianer Mario Zagallo war er der zweitälteste noch lebende Fußball-Weltmeister.

Viele Wünsche hatte er die letzten Jahre nicht mehr. „Dass es mir und meiner Familie gut geht und dass wir gesund bleiben“, sagte er. Jetzt starb er mitten in einer Pandemie, die ihn oft genug davon abgehalten hatte, auf seinen geliebten Betzenberg zu gehen, um beim FCK zu sein.

Im Mittelpunkt seines Fußballerlebens steht das „Das Wunder von Bern“, von dem er immer sagte, es sei gar kein Wunder gewesen, denn im Endspiel habe die bessere Mannschaft gewonnen. Dieses Fußballspiel hat sein ganzes Leben verändert. Wie das seiner Kameraden Turek, Posipal, Mai, Morlock, Rahn und Schäfer und seiner Lauterer Mitspieler Liebrich, Kohlmeier, Fritz und Ottmar Walter. Und von Trainer Herberger.

Mit einem Schlag wurden sie das, was sie nie sein wollten: Helden. Fußballhelden. Sie haben Deutschland wach geküsst, ihm Selbstbewusstsein zurückgegeben. Ihre Namen wurden ein Stück Zukunft für ein ganzes Land. Gefeiert wurden sie reichlich, aber nicht wirklich reich. 1200 Mark hat Horst Eckel für die Spiele bei der WM bekommen. Und eine Nähmaschine von Pfaff. Dort hatte er gelernt. Geblieben ist er da, wo er geboren wurde und wo er nun  seinen letzten Weg gehen wird. In Vogelbach, einem Teil von Bruchmühlbach-Miesau. Hier war er der Torjäger, den der FCK für sich entdeckte. In Kaiserslautern fand er seine Vollendung. Und hier durfte er sich den größten Fußballtraum seines Lebens erfüllen: an der Seite von Fritz Walter spielen. Niemand hat den alten Fritz mehr verehrt als Horst Eckel.

Deutscher Meister 1951 und 1953, Vizemeister 1954 und 1955 , 213 Spiele für den FCK zwischen 1950 und 1960, 64 Tore. 32 Länderspiele in der Zeit von 1952 bis 1958. Weltmeister 1954 in der Schweiz und Vierter der WM 1958 in Schweden. Die Bilanz hat ihn immer auch ein wenig schwindelig gemacht. Von 1960 bis 1965 arbeitet er als Spielertrainer bei Röchling Völklingen, einen Steinwurf weit von Vogelbach entfernt.

Nichts wurde ihm geschenkt. Er war ein Arbeiter auf dem Platz und außerhalb. Mit Hannelore lernt der die Frau und das Glück seines Lebens kennen. Die Töchter Susanne und Dagmar machen die Familie perfekt . Das war seine Welt. 1971 beginnt  er in Trier auf dem zweiten Bildungsweg ein Studium zum Sportlehrer. An der Realschule in Kusel findet er danach  eine Anstellung, ein paar Kilometer entfernt von Blaubach-Diedelkopf, wo der junge Miro Klose das Fußballspielen erlernt.

Horst Eckel wird  ein Botschafter: für die Herberger Stiftung, für Kaiserslautern und die WM 2006, für die Stiftung von Fritz Walter. Er geht in Justizvollzugsanstalten, um aus seinem Leben zu berichten, kümmert sich um behinderte Menschen, er trainiert seit 1999 mit ganzer Leidenschaft die Lottoelf, die nur für soziale Zwecke spielt. Horst Eckel tut das, was anderen gut tut. Er kommt wenn er gebeten wird, er bleibt, hört zu, erzählt, übertreibt nicht, ist stolz, dass die Ungarn Freunde geworden sind. Bis zuletzt hatte er mit dem am längsten lebenden ungarischen Spieler, Rechtsverteidiger Jenö Buzanski, Kontakt. Mit dem Tod des letzten ungarischen Spielers war für Eckel das wichtigste Stück seiner Fußballvergangenheit verloren gegangen. Dieses Spiel von 1954 war eben doch mehr als nur eine Begegnung im Fußball. Das Spiel geht bis heute, obwohl die Gegner fehlen. Horst Eckel war der  Letzte, der von einem Fußballspiel erzählen dufte, das die Jahrzehnte überdauert hat. Nie war ein Fußballspiel für eine Nation  bedeutender.

Jetzt lebt er nicht mehr. Erinnern wird an ihn seine Stiftung. Wie alle  Roten Teufel war  auch er in die Jahre gekommen. Der Fußballer und Mensch mit dem  Riesencharakter. Er hatte sich nicht verändert in den vielen Jahren seines öffentlichen Wirkens. Wüsste man nicht, dass er Weltmeister war, man hätte es nicht gespürt. Er kannte das nicht, was es bedeutet abzuheben. Horst Eckel war einer aus Vogelbach geblieben, einer zum Anfassen.