Aktuell4u sprach mit dem Trainer und Sportexperten Stefan Kölsch über die Zukunft der Leichtathletik auf dem Land.

Lehmen |

Stefan Kölsch ist Trainer in der Leichtathletik des TSV Lehmen mit ganzer Leidenschaft. Der Moselaner mit vielen sportlichen und ehrenamtlichen Funktionen wirkt im umfassenden Sinne im Sport, u.a. auch beruflich als Schulsportreferent der ADD in Koblenz. Aktuell4u sprach mit ihm.

A4u: Wie sehr verändert die Pandemie die Welt der Leichtathletik und damit auch der Athletinnen und Athleten?

SK: Die Pandemie hat die Welt der Leichtathletik verändert, aber wir sind hier nur ein kleines Licht im gesamten Gefüge des gesellschaftlichen Lebens. Wir Sportlerinnen und Sportler mussten Lösungen finden, wie wir unsere Trainingseinheiten im eigenen Garten, im Wohnzimmer oder im Weinberg statt auf der Laufbahn durchführen konnten. Für mich als Trainer gab es über mehrere Wochen nur Online-Kontakt zu meinen Athletinnen und Athleten. Als wir dann wieder gemeinsam miteinander trainieren konnten, war auch noch nicht klar, Wettkämpfe und Meisterschaften es geben wird. Immerhin gab es dann einige Startmöglichkeiten und Deutsche Meisterschaften, wenn auch unter völlig ungewohnten Bedingungen.

A4u: Lucia Sturm, die für Lehmen startet, ist gerade Dritte der Deutschen U20 Jugendmeisterschaften über 800 m geworden. Ist ein Verein wie der TSV in der Lage, eine solche Sportlerin an sich zu binden?

SK: Lucia ist eine sehr talentierte, bodenständige und charakterstarke junge Sportlerin, die genau weiß was sie will. Für sie spielt ein familiäres Umfeld und die damit verbundenen persönlichen Bindungen eine ganz wichtige Rolle. Ich glaube, dies ist in der Leichtathletikabteilung des TSV auf jeden Fall gegeben. Lucia hat für ihre sportliche Zukunft klare und realistische Ziele formuliert, bei deren Erreichung ich sie definitiv unterstützen kann und will. Auch der Verein und der Förderverein des TSV unterstützen die Leichtathleten wo sie nur können, so dass wir grundsätzlich gute Bedingungen zum Erreichen von Spitzenleistungen haben.

A4u: Haben kleinere Vereine überhaupt eine Chance, im Konzert der Großen mitzuwirken?

SK: Dies wird nach meiner Auffassung leider zunehmend schwieriger, aber es ist auch nicht grundsätzlich unmöglich. Gerade im Jungendbereich zeigen die Siegerlisten, dass häufig Sportlerinnen und Sportler aus kleineren Vereinen die vorderen Plätze belegen. Schwierig wird es dann häufig nach dem Jugendalter im Übergang zur Erwachsenklasse, vor allem bei denjenigen, die das Erreichen oder den Verbleib in einem Bundeskaders als Zielsetzung haben. Hier werden nicht selten Signale gesandt, dass ein Wechsel in ein Leichtathletikzentrum mit einem Bundestrainer als Leiter, notwendig wäre. Ehrlicherweise muss man natürlich sagen, dass die Leichtathletik nicht die Sportart ist, in der man als nationaler Topathlet Geld verdienen kann. Das bedeutet sowohl für den Sportler aus auch den Verein, das man auf Unterstützung durch Sponsoren oder Gelder aus Fördertopfen angewiesen ist. Hier sind die großen Vereine in vielen Fällen logischerweise etwas besser aufgestellt.