Hans E. Lorenz verhandelt im Mai den Fall Fritz Keller vor dem DFB-Sportgericht.

Frankfurt / Wöllstein |

„Es gibt Dinge, die einen erreichen, obwohl man nicht gewollt hat, sich mit dem Thema beschäftigen zu müssen“. Hans E. Lorenz sagt das und meint, dass sich nun das dreiköpfige Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dem er vorsteht, mit dem „Fall Fritz Keller“ beschäftigen muss.

DFB-Präsident Keller, im September  2019 in das Amt gewählt, hatte in einer Präsidiumssitzung seinen Stellvertreter Reiner Koch mit dem Hitler-Schergen und Nazirichter Roland Freisler verglichen. Die Landesverbände haben daraufhin am vergangenen Wochenende ihrem Präsidenten und auch Generalsekretär Curtius das Vertrauen entzogen. Zugleich haben sie Vize Koch und Schatzmeister Osnabrügge das Vertrauen ausgesprochen, aber auch mit einer deutlichen Anzahl an Gegenstimmen ein Signal gesetzt. Präsident Keller hat bisher nicht wie von vielen erhofft seinen Rücktritt erklärt.

Jetzt hat das Sportgericht den Fall auf dem Tisch. Hans E. Lorenz, 70, in Wöllstein lebend, seit 2007 Vorsitzender des DFB-Sportgerichtes (und Nachfolger von Reiner Koch in diesem Amt) und beruflich bis zu seiner Pensionierung  ein hochgeachteter Vorsitzender Richter der großem Strafkammer am Landgericht in Mainz, sagt, dass dieser Fall neu ist in der Geschichte des Sportgerichtes. Ein DFB-Präsident saß noch nie auf der Anklagebank. Die ist Fußballern oder Vereinen vorbehalten, die gegen Satzungen  und Ordnungen des Verbandes verstoßen haben. Kann das Gericht den Präsidenten des Amtes erheben? Hans E. Lorenz erläutert, dass das nicht die Aufgabe des Sportgerichtes ist. Der Präsident kann nur durch eine Mitgliederversammlung abgewählt werden. Oder  er tritt selbst zurück. Das Sportgericht unter Lorenz hat Präsident Keller die Anklagepunkte zugesandt. Er muss jetzt darauf reagieren.

Wenn es nach Hans E. Lorenz geht, der viele Jahre ehrenamtlich in den Gremien des Südwestdeutschen Fußballverbandes arbeitete, dann soll die Arbeit des Sportgerichtes noch im Mai 2021 abgeschlossen sein. In der Hoffnung, dass  danach wieder so etwas wie Normalität im größten Fußballfachverband der Welt einkehren kann. Zuletzt haben die hauptamtlichen Mitarbeiter des DFB in einem offenen Brief die Situation im Verband beklagt. Sie schämten sich, für einen Verband in diesem Zustand zu arbeiten hieß es darin. Klarer geht es nicht.

Indes: es ist nicht allein ein Fall Keller. Andere Personen sind nicht minder Teil eines unrühmlichen Verhaltens, wie es der Verband seit langem an den Tag legt.