Walter Desch, Präsident des FV Rheinland, erkennt seinen DFB schon lange nicht mehr wieder.

Koblenz / Frankfurt |

Wie soll ein Tag für Tag für einen Verein im Rheinland arbeitender Ehrenamtlicher verstehen, was seit Jahren in seinem Dachverband, dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), geschieht. Innerhalb nicht einmal eines Jahrzehnts sind mit Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Reinhard Grindel drei Präsidenten zurückgetreten.

Gescheitert am nicht aufgearbeiteten WM-Skandal 2006 oder im Falle Grindel, weil er sich eine teure Uhr schenken ließ. 2019 kam mit Fritz Keller einer, der auch als Hoffnungsträger gehandelt wurde. Präsident des SC Freiburg im beschaulichen Breisgau war er und nicht ambitioniert, den DFB in Gremien der FIFA oder der UEFA zu vertreten, dort wo es am meisten Geld gibt. Keller sollte nur die Seele des DFB heilen und vereinen, was längst auseinandergetriftet war.

Jetzt ist Keller selbst derjenige, der das Unheil im 7-Millionen Mitglieder-Verband noch größer macht. Seit Monaten gibt es einen Grabenkrieg zwischen Keller auf der einen Seite und seinem Vizepräsident Rainer Koch und Generalsekretär Curtius auf der anderen Seite. Und nun hat Keller in einer Präsidiumssitzung des DFB seinen bayerischen Vize Koch mit dem Hitler-Schergen Roland Freisler verglichen, einem Richter, der am Holocaust und seiner Institutionalisierung mitwirkte und der tausenden von Menschen mit seinen Urteilen den Tod brachte. Kellers Vergleich ist unentschuldbar und verlangt nach seinem Rücktritt. Aber  es ist die Frage, ob dieser Rücktritt reicht? Denn jene, die heute mit Keller nicht können, die waren auch schon vor Keller da. Koch diente unter Zwanziger, Niersbach und Grindel. Er hat sie überlebt und war zugleich immer ein Teil des Problems. Jetzt sitzt er im DFB und in der UEFA. Es scheint als befördere der DFB seine Problemfälle.

Walter Desch, fast ein Leben lang im Fußballverband Rheinland tätig, seit 20 Jahren der Präsident und nahe dran am DFB-Geschehen, hat vor kurzem einmal gesagt, das sei nicht mehr sein DFB. Er erkenne ihn nicht mehr wieder. In der Pandemie und den notwendigen Konsequenzen, die der Verband im Rheinland treffen musste, hatte Desch seine eigenen Auseinandersetzungen mit Vereinsvertretern. Aber mögen sie auch noch so robust gewesen sein, sie sind anders, bieten immer auch eine Perspektive für das Versöhnliche. Am Ende kann und wird man miteinander reden.

Es geht in der Welt des Fußballverbandes Rheinland weniger um Geld und auch nicht um Macht, es ist die Auseinandersetzung in der Sache. Da arrangiert man sich, der Sache und der Idee willen.

Wenn es nicht mehr Deschs DFB ist, was kann er tun? „Die Verbände werden sich am Wochenende treffen. Da wird hoffentlich alles auf den Tisch kommen. Die Sehnsucht, dass wir uns im DFB endlich wieder mit dem Fußball, der Jugend, den Amateuren beschäftigen können und dafür Visionen finden, diese Sehnsucht ist viel größer als die Frage, wer Nationaltrainer wird. Sie ist sogar größer als die Frage, wer DFB-Präsident ist“, sagt der Mann aus Alterkülz, der gestählt ist in mancher Fußballschlacht und der dieses Amt dennoch gegen kein anderes eintauschen möchte.