Mit neun Jahren fing ich mit Karate an, jetzt bin ich für eines der fünf größten Turniere in die Vereinigten Arabischen Emirate geflogen. Was ich dort erlebt habe.

Fujairah |

Mit neun Jahren fing ich mit Karate an. Ich hätte mir niemals erträumen können, wie weit ich es in knapp sechs Jahren schaffen werde und was mir mein Sport alles ermöglicht. Auf unzähligen Wettkämpfen konnte ich bereits wertvolle Erfahrungen sammeln und Medaillen gewinnen (EM, WM, Deutsche Meisterschaften, Youth Leagues). In der Weltspitze mitzukämpfen, war und ist für mich immer ein Traum gewesen. Dass Träume in Erfüllung gehen, wenn man nur hart genug dafür arbeitet, konnte ich im Februar 2023 erneut erleben.

Für eins der fünf größten Karate Turniere weltweit, sind mein Team (Christian Grüner, Ili Hellen, Tim Niederelz, Adrian Ruris, Christian Lenk, Marcel Schindler) und ich nach Fujairah, Vereinigte Arabische Emirate, geflogen, um uns mit den Besten unserer Altersklasse zu messen. Nach einem neunstündigen Flug, mit Zwischenstopp im türkischen Istanbul, hatten wir endlich das Ziel erreicht. Mit sechs Athleten und zwei Coaches ging es für uns gleich am ersten Tag unserer sechstägigen Reise zur Registrierung. Zusammen mit hunderten Karatekas warteten wir auf die Starterkarten, um für das Weight-In zugelassen zu werden. Die Atmosphäre im Wiegebereich ist meistens sehr unangenehm und die Leute sehr angespannt, weil viele Athleten zu schwer oder zu leicht für ihre Kategorie sind. Glücklicherweise hatte keiner aus meinem Team Gewichtsprobleme, weswegen wir recht schnell mit der Registrierung fertig waren und mit dem Taxi zurück zu unserem Hotel fuhren. Die nächsten zwei Tage verbrachten wir in der strahlenden Sonne am Pool oder mit Training. Am Abend vor meinem Wettkampftag wurden dann endlich die Auslosungen veröffentlicht.

Erste Runde Freilos

Wie aus dem Nichts wuchs die Aufregung in mir. Bei den letzten Wettkämpfen hatte ich immer große Probleme damit gehabt, erst in der zweiten Runde des Turniers einzusteigen. Zweifel kamen in mir auf, aber ich versuchte sie zu verdrängen und mich auf den folgenden Tag zu freuen. Endlich war es so weit, die Halle war riesig und voller Athleten aus unterschiedlichsten Nationen und Kontinenten. Ich fühlte mich gut und die Aufregung war nicht mehr so schlimm. Die Warm-up Area war sehr heiß und überfüllt, trotzdem versuchte ich mein Aufwärmprogramm durchzuarbeiten. Nach einigem Warten war es so weit: Meine Gegnerin stand fest: eine Athletin aus Schottland. Ich kannte sie, hatte aber noch nie gegen sie gekämpft. Mit guter taktischer Einstellung ging ich gleich zu Beginn in Führung. Das 1:0 konnte ich bis in die Schlusssekunden halten. Nach einer Angriffsaktion meinerseits konterte meine Gegnerin mit einer Fußtechnik. Der Endstand war 1:3.

Bin ich wirklich so weit gereist, um nicht über die erste Runde hinauszukommen?

Die Schottin kam nach weiteren Kämpfen ins Finale, was für mich Repechage (Trostrunde) bedeutete. Nach drei harten Kämpfen gegen Palästina (4:0), Italien (1:0) und Belgien (1:0) schaffte ich es ohne einen Gegentreffer auf das Siegertreppchen. Meine harte Arbeit hatte sich also doch ausgezahlt.

 Mit Edelmetall im Gepäck ging es für uns, nach sechs Tagen Sonne und Meer zurück ins kalte Deutschland. Die Punkte, die ich mit diesem Turnier sammeln konnte, machen mich nun zur Nummer neun im World-Ranking und damit klar zur besten Deutschen in meiner Kategorie. Egal ob Niederlage oder Sieg, Fujairah war eine unglaubliche Erfahrung, die dem gesamten Team nochmal bewiesen hat, wo unser Platz in der Spitze der Welt ist.

Zum ausführlichen Turnierbericht aus Fujairah