TuS Immendorf steht gegen Rot-Weiß Koblenz am 3. Juni in Koblenz im Finale des Fußball-Rheinlandpokals. Das ist großartig und spricht für den aktuellen Tabellenführer der Bezirksliga Mitte. Aber Immendorf ist nicht der erste unterklassige Verein, der das Finale im Rheinland erreicht hat. Einmal schaffte es sogar einer aus der A-Klasse.
Der TSV Lehmen, heute Teil der SG Mosel, war die Sensationsmannschaft der Fußball-Pokalsaison 1979/80. Die Mannschaft ist gerade Meister der A-Klasse geworden. Spielertrainer ist Erwin Henn, heute 74 Jahre. Insgesamt spielt und trainiert er von 1975 bis 1983 im Verein. Betreuer ist Ortwin Pukat. Und Vereinsvorsitzender Klaus Heidger. Mehr als drei Jahrzehnte hat er das Amt inne. Und Bürgermeister ist er auch. Die allermeisten Spieler kommen aus Lehmen und der Region. Gespielt wird auf dem Hartplatz im Ort.
Weg zum Finale
In der Kreispokalrunde gewinnen die Lehmener in Uersfeld mit 1:0. Danach wird Ruitsch-Kerben an der Mosel mit 6:2 weggeputzt. Alles normal, mindestens das darf man von einer Mannschaft erwarten, die in der A-Klasse Spitze ist. Danach gibt es ein 4:3 bei Westum-Löhndorf und ein 3:2 gegen Niederzissen. Das lässt erstmals aufhorchen. Und erst recht, als bei der starken SG Lahnstein mit 3:1 gewonnen wird. Über Lehmen spricht man in der Szene.
Das Rheinlandpokalfinale und der unerwartete Erfolg
Jetzt geht es richtig los. Vor mehreren hundert Zuschauern wird in Lehmen mit 3:2 gegen TuS Mayen gewonnen. Das ist mehr als eine Randnotiz. Und dann kommen am 30. April 1980 die Neuendorfer aus Koblenz (TuS Koblenz entsteht erst 1982). Es ist das Halbfinale der Pokalrunde des Fußballverbandes Rheinland. Wer hier gewinnt, der hat nicht nur das Endspiel sicher, sondern auch die Teilnahme an der ersten Runde des DFB-Pokals. Dann ist es bis zum Endspiel nach Berlin nicht mehr so weit. Fast 1000 Zuschauer kommen zum Spiel gegen TuS Neuendorf. Die werden von Werner Adam trainiert, dessen Vater dreifacher Fußball-Nationalspieler als Torwart war. Auch Sohn Werner ist ein exzellenter Torwart. Lehmen schafft die Sensation: Neuendorf wird mit 3:1 geschlagen. Die Koblenzer können es nicht begreifen. "Das war unser bestes Spiel. Und nach dem Sieg, da kam zum ersten Mal so etwas wie Euphorie auf“, erzählt Erwin Henn.
Man war im Finale des Rheinlandpokals. Warum sollte jetzt nicht der ganz große Coup gelingen. 31. Mai 1980. Stadion Kaul in Koblenz-Metternich. Der Gegner sind die Eisbachtaler Sportfreunde, eine der spielstärksten Mannschaften der Region. 1500 Zuschauer sind gekommen. Bundesliga-Schiedsrichter Volker Huster pfeift. Es wird ein gebrauchter Tag für die Lehmener. Man geht mit 1:5 unter. Der Rasen ist ungewohnt für die Hartplatzspezialisten.
Es ändert nichts an der Tatsache, dass der TSV Lehmen die erste Runde des DFB-Pokals erreicht hat. Nur noch 63 Mannschaften können die von der Mosel daran hindern, im Olympiastadion in Berlin den Pokal zu gewinnen. Kickers Offenbach wird als Gegner zugelost. Erwin Henn prägt den Spruch, den ihm sogar die Bild-Zeitung abnimmt. „Vor denen brauchen wir keine Angst zu haben. Gegen die haben wir noch nie verloren“, sagt er.
DFB-Spiel gegen Bundesligist mit Sensationstor
Am 30. August ist es soweit. Weil es wieder auf Rasen gehen muss, weicht der TSV nach Plaidt aus. 2000 Zuschauer kommen. Offenbach kommt mit Fuhr im Tor, Kutzup, der später nach Bremen geht und mit dem jungen Uwe Bein, der 1990 Weltmeister wird. Lehmen spielt mit Ewald Haupt, Günter Stein, Peter Haupt, Toni Goldberg, Karl-Werner May, Walter Hürter, Winni Schmitt, Ulli Breitwieser, Hansi Becker, Manfred Wolf und Erwin Henn. Eingewechselt werden Rüdiger Gebhardt und Helmut Mülhöfer. Hansi Becker schießt in der 80. Minute das umjubelte Tor für Lehmen. Dummerweise hat Offenbach vorher schon 13 Tore geschossen und danach noch zwei. 15:1 gewinnt der Bundesligist.
Aber Lehmen feiert im Saal Herold. Sogar der SWR ist da und macht Interviews. Der Verein spendiert ein Essen für die Spieler und lädt alle zum Weinfest ein.
Das Leben sei dann normal weitergegangen, erzählt Erwin Henn. Im nächsten Jahr schied man früh im Pokal aus. Wunder reichen immer nur für ein Jahr. Aber Erwin Henn schwärmt heute noch von dieser Mannschaft.
Sie hätten so gerne Berlin mitgenommen. Das Endspiel dort hat im übrigen Fortuna Düsseldorf durch ein 2:1 gegen den 1. FC Köln gewonnen.