Die ehemalige Spitzenpolitikerin der SPD aus Weiler bei Mayen ist zurück auf der großen Bühne.

Andrea Nahles hat schon einige Spitzenpositionen, vor allem innerhalb der SPD, eingenommen. Bundesarbeitsministerin, Parteivorsitzende, Fraktionsvorsitzende, Generalsekretärin und Bundesvorsitzende der Jusos durfte sie sich schon nennen. Nach ihrem Rückzug aus der Politik im Jahr 2019 wurde es ruhig um Andrea Nahles. Nun ist sie zurück im Rampenlicht.

Gegen Ende des vergangenen Jahres tauchte der Name Andrea Nahles wieder des Öfteren in den Schlagzeilen der Republik auf. Es wurde wild spekuliert, ob die ehemalige Spitzenpolitikerin den Weg zurück in die Bundespolitik findet und unter dem neuen Kanzler Olaf Scholz ein Ministerium übernehmen könnte. Nahles gilt als langjährige Vertraute von Scholz. Durch die vereinbarte Geschlechterquote bei der Verteilung der Ressorts, war der neue Kanzler dazu gezwungen, die meisten der SPD-Ministerien an Frauen zu verteilen. Statt auf die erfahrene Politikerin aus Weiler bei Mayen zurückzugreifen, zauberte Scholz eine Überraschung aus dem Hut und ernannte unter anderem Nancy Faeser und Klara Geywitz zu Bundesministerinnen.

Spitzenpositionen in der Partei und Bundespolitik

Andrea Nahles hat mit gerad einmal 51 Jahren eine beachtliche politische Laufbahn hinter sich. Geboren 1970 in Mendig, tritt sie 1988 in die SPD ein und ist ein Jahr später an der Gründung des Ortsvereins Weiler beteiligt. Während ihres Studiums der Germanistik und Politikwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist Nahles zwischen 1993 und 1995 Landesvorsitzende der Jusos in Rheinland-Pfalz und von 1995 bis 1999 sogar Bundesvorsitzende der Jugendorganisation der SPD. Von 1998 bis 2002 und 2005 bis 2019 ist sie für insgesamt 18 Jahre Abgeordnete im Deutschen Bundestag für den Wahlkreis Ahrweiler. Den Vorsitz des SPD-Kreisverbandes Mayen-Koblenz hat Nahles von 1999 bis 2009 inne.

Auch in der Bundespolitik fasst Nahles schnell Fuß. Von 1997 bis 2013 sowie von 2018 bis 2019 war sie Mitglied des SPD-Parteivorstands und gehört von 2003 bis 2013 sowie von 2018 bis 2019 dem SPD-Präsidium an. 2009 übernahm Nahles von Hubertus Heil, zu dem ihr ein unterkühlte Verhältnis nahcgesagt wird, das Amt der SPD-Generalsekretärin, welches sie bis zur Berufung als Bundesministerin für Arbeit und Soziales im Jahr 2013 ausübte. Zu ihrem Arbeitsnachweis als Ministerin zählt die Einführung des Mindestlohns, sowie eine weitreichende Rentenreform. Ihr Nachfolger im Arbeitsministerium wurde 2017 ausgerechnet Hubertus Heil. Dafür übernahm Nahles den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion und ab 2018 auch den Parteivorsitz.

Rückzug aus der Politik und weitere Tätigkeiten

Nach dem historisch schlechten Ergebnis der SPD bei der Europawahl 2019 gab Nahles den Partei- und Fraktionsvorsitz sowie ihr Bundestagsmandat auf. Danach wurde es sehr ruhig um die einstige Spitzenpolitikerin. Im Juni 2020 wurde sie zur Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation gewählt. Diese Organisation ist dem Bundesfinanzministerium untergeordnet. Der verantwortliche Minister zum Zeitpunkt der Wahl war: Olaf Scholz. Zudem wurde Nahles im Juli 2020 Beraterin des Europäischen Kommissars für Beschäftigung, Soziales und Integration, Nicolas Schmit (sozialdemokratischer Politiker aus Luxemburg), der Kommission von der Leyen.

Das Polit-Comeback des Jahres

Und nun also die Ernennung von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertreter im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit zur neuen Chefin der Bundesagentur für Arbeit. Nach Informationen des Newsportals „Business Insider“ wird Andrea Nahles in ihrer neuen Funktion ein Jahresgehalt in Höhe von 400.000 Euro beziehen. Damit übertrifft sie das Einkommen in ihrer Zeit als einfache Bundestagsabgeordnete (ca. 10.000 Euro im Monat), Bundesministerin (ca. 16.500 Euro im Monat) und Parteivorsitzende der SPD (ca. 9.000 Euro im Monat). An ihrem Comeback wurde schon seit eineinhalb Jahren gearbeitet. Vor allem Frank-Jürgen Weise, früher Chef der Bundesagentur für Arbeit, soll ein starker Fürsprecher von Nahles gewesen sein. Auch einige Gewerkschaftsvertreter, vor allem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die IG Metall, machten sich für Nahles stark. Der langjährige vertraute Scholz sprach sich ebenfalls häufig für sie aus. Nahles selbst agierte zurückhaltend.

Nun muss ihre Nominierung noch mit der Wahl im Verwaltungsrat bestätigt werden. Dies gilt als reine Formsache. Die Ernennung erfolgt schließlich jedoch ausgerechnet durch ihren langjährigen Konkurrenten: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Dennoch: Die Partei vergisst keinen. Außer Thilo Sarrazin natürlich.

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