Der Koblenzer Autor wechselt vom Thrillerfach in den Bereich der „fiktiven Realität“.

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Wer sich in der Literaturszene der Region etwas umschaut, ist sicher schon auf den Autor Frank Bresching aufmerksam geworden. Der 50-jährige gebürtige Lahnsteiner hat Ende vorigen Jahres sein neuestes Werk veröffentlicht und mit „Briefe von Toni“ einen bemerkenswerten Roman geschrieben. Gleichzeitig ist es für ihn ein Genrewechsel: „Seit rund 20 Jahren bin ich neben meinem kaufmännischen Hauptberuf auch schriftstellerisch tätig. Meine bisherigen fünf Bücher sind allerdings Thriller, die letzten fanden großes Interesse und es gab sogar Anfragen zu den Filmrechten an den Manuskripten. Mit dem aktuellen Werk habe ich mich aber nun zeitgeschichtlichen Hintergründen angenähert, in der meine eigene Familiengeschichte mit eine Rolle spielt.“
Frank Bresching lebt heute mit seiner Familie am Stadtrand von Koblenz und ist Prokurist und Vertriebsleiter in einem größeren Unternehmen. Nach seiner kaufmännischen Berufsausbildung im Rheinland zog es ihn zunächst immer wieder nach Berlin, in die Stadt, in der seine familiären Wurzeln liegen, in der er zum Schreiben fand und in der auch sein neuer Roman spielt.  „Briefe von Toni“ basiert auf einer fiktiven Geschichte, Frank Bresching hat aber Inspiration in wahren Begebenheiten gefunden. Quelle dafür war zunächst sein Vater Hans-Dietrich, der die Bombenangriffe auf Berlin damals in der Stadt bis in das Jahr 1943 miterlebte. Er war auch dabei, als man seiner Mutter die Nachricht überbrachte, dass ihr Mann Gerhard Bresching, der Großvater von Frank, in Russland von einem Scharfschützen getötet worden sei. Alles dies wurde Frank Bresching von seinem Vater in späteren Jahren erzählt und damit erfuhr der Lahnsteiner vieles über die Grausamkeiten und Schrecken des Krieges.
Den Anstoß zu „Briefe von Toni“ erhielt Frank Bresching letztlich aber von seiner Frau Sandra. Sie hat Briefe in ihrem Besitz, die ihre Großmutter Maria von ihrem Mann während der Kriegsjahre erhalten hat. Darin schilderte Anton Konrad, der ebenfalls in Russland an der Front eingesetzt war, seiner Frau die Geschehnisse an der Ostfront. Auch hier spiegelten sich die zerstörerischen Ereignisse des Krieges wieder. Aber in vielen Passagen waren auch sehr persönliche und liebevolle Zeilen von Anton an seine Frau enthalten. Leider blieben auch von ihm am Ende nur diese Zeilen, im Juni 1944 wurde Anton Konrad als vermisst gemeldet, er kehrte nie wieder nach Hause zurück.
Mit der Zustimmung seiner Frau hat Frank Bresching nun die Inhalte der Briefe verbunden mit den Erzählungen seines Vaters in einer Geschichte verarbeitet, in der 35 Jahre nach dem Krieg die fiktive Person Hans in Berlin seinen Erinnerungen an die Kriegsjahre auf der Spur ist. Darin begegnet er im Luftschutzbunker in den Bombennächten dem Mädchen Maria und der blinden Ilse, die immer wieder Briefe ihres Mannes Toni von der Front erhält. Ilse bittet Maria, ihr die Briefe vorzulesen. Als die Luftangriffe auf Berlin immer schlimmer werden und die Briefe von Toni ausbleiben, erfindet Maria Briefe von Toni und lässt die Grenzen des Sagbaren und ihrer Fantasie verschwimmen bis alles schließlich in einer Katastrophe endet.
Auch wenn der Roman einzelne Elemente der Familiengeschichte des Autors und Ausschnitte der Briefe von Anton Konrad an seine Frau in die Handlung integriert, so hat sich die Geschichte doch so nie zugetragen. Aber sie kommt der Liebe der handelnden Personen zueinander derart nah, dass Verbundenheit die Schrecken und Entbehrungen des Krieges in den Hintergrund rücken lässt. Wir meinen, dieser Roman von Frank Bresching ist besonders lesenswert.