Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems nahm der Wert aller produzierten Waren und Dienstleistungen in den Landkreisen mit 8,4 Prozent deutlich stärker zu als in den kreisfreien Städten (plus 2,2 Prozent); im Landesdurchschnitt stieg das nominale Bruttoinlandsprodukt um sechs Prozent.
Zu beachten ist, dass die nominale Veränderungsrate durch Preisniveauveränderungen beeinflusst ist. Da die Preise 2022 kräftig gestiegen sind, dürfte die Veränderung des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts deutlich schwächer ausgefallen sein. Im Landesdurchschnitt legte das reale Bruttoinlandsprodukt nur um 0,2 Prozent zu.
Regionale Highlights und Tiefschläge
Der kräftige Anstieg der nominalen Wirtschaftsleistung in den Landkreisen ist vor allem auf das hohe Wachstum im Kreis Germersheim zurückzuführen (plus 22 Prozent). Der Landkreis profitierte insbesondere von der positiven Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe. Erst mit großem Abstand folgten die kreisfreien Städte Zweibrücken und Speyer mit plus 16 bzw. plus zwölf Prozent. Einen Rückgang der Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr musste nur die kreisfreie Stadt Ludwigshafen hinnehmen (minus elf Prozent); dort brach die Wertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes um 24 Prozent ein. Mit insgesamt rund zwölf Milliarden Euro erwirtschaftete Ludwigshafen im Vergleich aller kreisfreien Städte und Landkreise dennoch die zweithöchste Wirtschaftsleistung. Deutlich höher als in Ludwigshafen fiel das Bruttoinlandsprodukt in der Landeshauptstadt Mainz aus (24,6 Milliarden Euro). Allerdings legte die Wirtschaftsleistung in Mainz nur geringfügig zu (plus 1,9 Prozent). Vergleichsweise schwach stieg das Bruttoinlandsprodukt auch in der kreisfreien Stadt Pirmasens (plus 3,3 Prozent).
Langfristige Entwicklung
Die Summe der in Rheinland-Pfalz produzierten Waren und Dienstleistungen belief sich 2022 auf 171,7 Milliarden Euro. Ein Großteil der Wirtschaftsleistung wurde in den Landkreisen (58 Prozent) erstellt; auf die kreisfreien Städte entfielen 42 Prozent. Die drei größten Städte des Landes – Ludwigshafen, Mainz und Koblenz – erwirtschafteten mehr als ein Viertel der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsleistung. Dabei entfällt allein auf die kreisfreie Stadt Mainz ein Anteil von 14 Prozent. Die vier wirtschaftsstärksten Landkreise – Mainz-Bingen, Westerwaldkreis, Mayen-Koblenz und Neuwied – erwirtschafteten weniger als ein Fünftel des Landeswertes.
Produktivität und Wirtschaftsstruktur
Das Bruttoinlandsprodukt je erwerbstätige Person, das die Arbeitsproduktivität misst, stieg 2022 gegenüber dem Vorjahr im Landesdurchschnitt um 4,3 Prozent auf 83.776 Euro. In den kreisfreien Städten lag der Pro-Kopf-Wert mit 94.008 Euro deutlich über dem Wert in den Landkreisen (77.553 Euro). Der Durchschnitt der Städte wird allerdings maßgeblich von Mainz und Ludwigshafen beeinflusst; dort war die Wirtschaftsleistung je erwerbstätige Person mit 150.735 bzw. 92.649 Euro wesentlich höher als im Landesdurchschnitt. Beide Städte liegen schon lange über dem rheinland-pfälzischen Durchschnitt, wobei Mainz aufgrund der Sonderentwicklung seit 2021 den Spitzenplatz einnimmt und die landesdurchschnittliche Arbeitsproduktivität beträchtlich anhebt. Im Vergleich der Landkreise wies Mainz-Bingen mit 113.987 Euro das höchste Bruttoinlandsprodukt je erwerbstätige Person auf. Die niedrigste Produktivität wurde im Vergleich der kreisfreien Städte in Pirmasens mit 61.826 Euro und im Vergleich der Landkreise in Birkenfeld mit 67.413 Euro registriert.
Branchenspezifische Wirtschaftsleistung
In den meisten Verwaltungsbezirken erbringen die Dienstleistungsbereiche den größten Teil der Wirtschaftsleistung: Durchschnittlich wurden in den Landkreisen 63 Prozent und in den kreisfreien Städten 70 Prozent der Bruttowertschöpfung im tertiären Sektor erwirtschaftet. In den Städten Koblenz, Landau und Neustadt lag der Anteil der Dienstleistungsbereiche sogar über 80 Prozent. In der kreisfreien Stadt Ludwigshafen und im Landkreis Germersheim dominierte dagegen das Produzierende Gewerbe die Wirtschaftsstruktur mit einem Anteil von 56 bzw. 59 Prozent. Im Landesdurchschnitt lag der Anteil der Dienstleistungsbereiche bei 66 Prozent; der Anteil des Produzierenden Gewerbes an der gesamten Wertschöpfung betrug durchschnittlich etwa ein Drittel.
Langfristiger Vergleich
In der langfristigen Betrachtung entwickelte sich das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen in den Landkreisen meist etwas besser als in den kreisfreien Städten. Im Jahr 2022 fiel der Zuwachs gegenüber 2000 in den Landkreisen mit plus 86 Prozent leicht höher aus als in den kreisfreien Städten mit plus 81 Prozent. Am stärksten legte die nominale Wirtschaftsleistung langfristig mit plus 177 Prozent in der kreisfreien Stadt Mainz zu, gefolgt von den Landkreisen Germersheim (plus 151 Prozent) und Mainz-Bingen (plus 150 Prozent). In den kreisfreien Städten Ludwigshafen und Pirmasens nahm das Bruttoinlandsprodukt seit 2000 dagegen nur um 22 bzw. 33 Prozent zu.