Ein Waldspaziergang mit Dr. Jörg Henning und Peter Labonte führt in das Mysterium des therapeutischen Waldes.

Lahnstein |

Ein wenig nervös waren sie schon vor ihrem ersten geführten Spaziergang durch den Lahnsteiner Kur- und Heilwald: Dr. Jörg Henning und Peter Labonte, Oberbürgermeister a. D., begrüßten 13 interessierte Gäste zu ihrer ersten Führung im Waldprojekt der Stadt Lahnstein.

Schnell tauchte die Besuchergruppe in das Mysterium des therapeutischen Waldes ein. Die beiden Wald-Referenten verstanden es gut, die Gruppe über die Ursprünge und Zielsetzungen des neuen Waldabschnittes zu informieren. Peter Labonte berichtete über die Anfänge des Projektes: Vor sechs Jahren stand die Idee zunächst als abenteuerliche Vision im Raum und mittlerweile ist sie in Lahnstein Wirklichkeit geworden.

Mehr noch, der erste Kur- und Heilwald seiner Art in Rheinland-Pfalz und auch der Kinderheilwald im Waldbereich „Aspich“ stellen seither ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Lahn dar. - Peter Labonte

Im Lahnsteiner Stadtwald sind etwa 240 Hektar zur Nutzung für bestimmte Therapiezwecke ausgewiesen.

Wie es funktionieren kann, dass der Wald in Lahnstein als „grüner Arzt“ agiert und heilt, erläuterte anschaulich der medizinische Projektleiter, Dr. Jörg Henning, der auch das Gesundheitskonzept für den Kur- und Heilwald entwickelte. In der Umsetzung wurde er durch medizinische Partner, wie die Malbergklinik Bad Ems, unterstützt. Dr. Henning verwies zunächst auf vorliegende wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse zur Durchführung der Waldtherapie, die erstaunliche Erfolge zeigen und belegen, dass der Effekt des Waldes auf die Gesundheit nicht zu unterschätzen ist. Personengruppen mit Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel und Diabetes seien vor und nach dem Waldspaziergang untersucht worden – mit dem Ergebnis feststellbarer Unterschiede in den Werten im Vergleich zu einer „Indoor-Gruppe“.

Wer nur einen Tag im Wald verbringt, hat anschließend mehr Killerzellen, also Abwehreinheiten des Immunsystems, im Blut. - Dr. Jörg Henning

Dieser Effekt halte bis zu einer Woche an. Wer sich im Wald aufhält, stärkt die Psyche und das Herz, der Parasympathikus wird aktiviert, der Entspannung und Ruhe bringt. Gleichzeitig sinkt die Produktion von Stresshormonen. Besonders eigne sich der Waldspaziergang auch für Patienten mit chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen. Darauf seien die medizinischen Angebote und Therapie-Einheiten Psyche, Atemwege, Lunge, Orthopädie und Schmerztherapie im Kur- und Heilwald abgestimmt worden. Henning ging ausführlich auf die direkten Effekte des Waldes ein und die Teilnehmer genossen vor Ort das angenehme Mikro-Klima, die geringen Temperaturschwankungen, Geräusche, Gerüche und die optischen Lichteffekte im Wald.

Peter Labonte und Dr. Jörg Henning machten deutlich, dass der erste Kur- und Heilwald in Rheinland-Pfalz keine „Einbahnstraße“ sein dürfe. Ihr Credo:

Wir helfen der Natur – die Natur aber hilft auch uns, wenn wir gut mit ihr umgehen. - Peter Labonte und Dr. Jörg Henning

Gerade jetzt, wenn man mit offenen Augen durch den (teilweise) sterbenden Wald gehe, sehe man die klimawandelbedingten Schäden durch Trockenheit und Borkenkäferbefall. Hierdurch werde der Wald in seiner Existenz gefährdet, die Landschaft verändere sich negativ und das in rasender Geschwindigkeit.

Vor allem während der Hochzeit der Corona-Pandemie konnte man die sehr große Wertschätzung für den Wald deutlich spüren. - Peter Labonte

Der Wald war und ist ein Ort der Sicherheit, Ruhe und bietet Raum für aktive Betätigungsmöglichkeiten. Henning und Labonte sind sich sicher:

Der Kur- und Heilwald führt zu einem neuen Waldverständnis, besitzt ein hohes Maß an gesundheitsfördernden Aspekten und viel Potential für innovative gesundheitstouristische Angebote. - Peter Labonte und Dr. Jörg Henning