Nach einem dynamischen Wahlkampf und einem beeindruckenden Sieg bereitet sich Marko Boos nun auf seine Rolle als Landrat von Mayen-Koblenz vor. In unserem Interview spricht er über seine Prioritäten und die Pläne, die er für den Kreis hat. Boos betont die Wichtigkeit von Transparenz, sozialer Verantwortung und technologischer Innovation, um die Region zukunftsfähig zu machen.
aktuell4u: Marco, Deine Wahl zum Landrat Mayen-Koblenz liegt einige Wochen zurück. Wie hast du die Zeit genutzt, um dich schon auf deine neue Rolle ab Januar 2025 vorzubereiten?
Marko Boos: Die letzten Wochen, auch besonders vor der Stichwahl, waren wirklich sehr intensiv. Und danach habe ich wirklich einmal Pause gemacht. Keine Beiträge auf Facebook oder Instagram, keine Termine angenommen etc.
Seit Mitte Juni bin ich immer mittwochs in der Kreisverwaltung und kann hier mit Fachbereichsleitern und Referatsleitern ins Gespräch gehen. Das ist super, denn dadurch lernen die Kollegen mich kennen und ich sie. Wir können bestimmte Themen besprechen, die ich beispielsweise ab Januar anders machen werde beziehungsweise die wir neu vorantreiben müssen.
aktuell4u: Neben deinen Vorbereitungen als Landrat, wie gehst du die Übergabe deiner aktuellen Aufgaben am Bernardshof an?
Marko Boos: Die Übergabe an einen neuen Geschäftsführer auf dem Bernardshof ist meine Priorität. Für mich, aber auch die Kollegen, ist es wichtig, dass der eingeschlagene Weg der letzten Jahre auch so fortgeführt wird. Nebenbei sind wir in Verhandlungen mit den Jugendämtern über unsere neuen Entgelte, die wir bis Ende des Jahres abschließen möchten beziehungsweise müssen.
aktuell4u: Welche konkreten Schritte hast du bereits unternommen, um dich auf den Amtsantritt vorzubereiten?
Marko Boos: Ja, wie gesagt, bin ich in Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen in der Kreisverwaltung, aber auch schon intensiv mit dem Büro des Landrats. Wichtig ist hier, dass sich die Kolleginnen und Kollegen auch ein Bild von mir machen können, denn ich bin schon anders, als sie es in den letzten Jahren gewohnt sind. Wir haben schon einige Themen besprochen, die wir oder ich ab Januar anders machen möchte, und hier gibt es auch schon konkrete Entscheidungen darüber.
Und hier bin ich besonders Landrat Dr. Alexander Saftig dankbar, dass er mir dies ermöglicht und somit einen guten Übergang in die neue Aufgabe schaffen kann, oder besser gesagt, dass wir direkt loslegen können. Denn das ist keine Selbstverständlichkeit.
aktuell4u: Welche Veränderungen planst du in der Kreisverwaltung umzusetzen?
Marko Boos: Definitiv wird es eine Veränderung geben bezüglich der Transparenz. Sowohl die Kolleginnen und Kollegen in der Kreisverwaltung als auch die Bürgerinnen und Bürger im Kreis müssen sich darauf einstellen, dass wir enger zusammenrücken und unsere Aufgaben und Entscheidungen auch den Bürgern so mitteilen. Wir werden unsere Arbeit durch Social Media erklären und auch Hinweise geben, warum etwas beispielsweise momentan nicht so ist, wie es geplant ist. Auch bestimmte Strukturen in der Kreisverwaltung werden wir überarbeiten und schauen, wie wir hier ein besseres Miteinander gestalten können. Transparenz in und aus der Verwaltung ist essenziell für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Bürgern und der Kreisverwaltung. Wir werden regelmäßiger, auch in den Printmedien, aber auch auf Social Media die Menschen mitnehmen in die Arbeit einer Kreisverwaltung und öfters darlegen, warum beispielsweise ein Antrag auf Arbeitserlaubnis in der Ausländerbehörde einen gewissen Zeitraum beansprucht.
aktuell4u: Du hast im Wahlkampf einen starken Fokus auf den sozialen Bereich gelegt. Wie planst du, diese Versprechen zu erfüllen?
Marko Boos: Ich weiß nicht, ob man das Versprechen nennen sollte, aber definitiv ist es wichtig, mit den Kolleginnen und Kollegen und den handelnden Personen ins Gespräch zu gehen und zu schauen, wie wir es schaffen können, Inobhutnahmen zu vermeiden beziehungsweise zu verringern und durch beispielsweise eigenes Personal ambulante Dienste auszufüllen. Es gibt verschiedene Ideen und Konzeptionen, wie wir so etwas gestalten können, das werde ich bestimmt intensiv mit den Kolleginnen und Kollegen im Jugendamt besprechen und diskutieren und auch Lösungen finden. Das gleiche gilt übrigens für die Eingliederungshilfe oder andere Bereiche in der Verwaltung.
Für mich ist wichtig, dass wir zusammenarbeiten, denn wir wollen alle das Beste für den Kreis. Und dazu gehört es, mit den verschiedenen Institutionen, ob das im sozialen Bereich ist oder beispielsweise in der Schulbeförderung, den Anbietern des öffentlichen Personennahverkehrs etc., ins Gespräch zu gehen und Lösungen zu finden, damit sich nicht jeder über Facebook darüber aufregt, wie problematisch es gerade läuft. Das muss unser Ziel sein und das muss unsere Priorität sein, die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Bedürfnissen und ihren Fragen ernst zu nehmen und hier auch möglichst schnell eine Rückmeldung zu geben.
aktuell4u: Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Schulen im Kreis aus?
Marko Boos: Hier haben wir jetzt schon veranlasst, dass wir ab dem kommenden Jahr mindestens zweimal im Jahr einen runden Tisch mit allen Schulleitungen der Kreisschulen installieren. Mir geht es ganz besonders darum zu hören, was deren Bedürfnisse sind und welche Möglichkeiten wir finden, diese zu bearbeiten. Unsere Kinder müssen sich in den Schulen wohl fühlen, technisch gut ausgestattet sein, auch Stühle haben, die nicht mehr aus den siebziger Jahren sind, und unsere Lehrer sollten Möglichkeiten vorfinden, die dem heutigen Lernstandard auch entsprechen.
aktuell4u: Welche Rolle spielen junge Wählerinnen und Wähler in deinen Plänen für den Kreis?
Marko Boos: Ich persönlich finde es ziemlich erschreckend, wie viele junge Menschen gerade bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland die AfD gewählt haben. Das haben die nicht gemacht, weil sie rechtsradikal sind oder fremdenfeindlich sind, sondern einfach, weil sie in den etablierten Parteien keine Perspektive sehen. Wir müssen es schaffen, junge Menschen für Politik zu interessieren, sie mitgestalten lassen und sie auch hören und ihre Ideen annehmen. Wir sollten unsere junge Generation ernst nehmen, denn sie sind die Zukunft unseres Kreises beziehungsweise unserer Gesellschaft.
Und dazu gehört beispielsweise ein Jugendkreisparlament. Ich weiß, dass dies sehr schwierig wird, aber wir müssen irgendwann mal damit anfangen und auch viel dafür werben. Aber ich glaube, dass wir viele Jugendliche haben, auch junge Erwachsene, die wir für Politik und Veränderungen begeistern können.
aktuell4u: Wie siehst du die Herausforderungen speziell im Bereich des ÖPNV und der Digitalisierung?
Marko Boos: Ich finde es sehr gut, dass aktuell der ÖPNV noch einmal überarbeitet werden soll und auch wird. Ich glaube, die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir hier einige Veränderungen vollziehen müssen, aber ich kann jetzt schon versprechen, dass ab Januar hier auch vonseiten der Kreisverwaltung viel mehr Transparenz erfolgen wird. Die Digitalisierung ist eines der wichtigsten Themen für die Zukunft. Und hier müssen wir auch im Kreishaus mit allen Abteilungen, die für diesen Bereich zuständig sind, zusammenarbeiten und Ideen entwickeln, wie wir hier gemeinsam aus dem Kreishaus heraus diese Digitalisierung in den Kreis vollziehen können. Mit Aufgaben, die sinnvoll sind und nicht nur gemacht werden, weil es eine Förderung gibt.
aktuell4u: Jetzt hast du ja immer noch, wie zuvor schon im Wahlkampf, sehr anstrengende lange Tage. Was ist denn das, was dich nach so einem Tag einfach auch entspannt?
Marko Boos: Ich freue mich jeden Abend auf meine Kinder und bin dann aber auch froh, wenn sie im Bett sind. Familie ist mir schon sehr wichtig. Ich kann super entspannen, wenn ich mir eine Serie oder einen Film anschaue, mich berieseln lasse und vielleicht auch dabei einschlafe. Ich nehme mir wirklich vor, immer mehr Sport zu machen, leider bekomme ich es aus verschiedenen Gründen nicht hin.
Abschlusssatz:
Vielen Dank für das Interesse und ich freue mich wirklich, am 1. Januar diese verantwortungsvolle Aufgabe beginnen zu können und kann Ihnen versprechen, ich werde mir große Mühe geben, in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreishaus und den Kollegen im Kreistag, den Kreis Mayen-Koblenz in die Zukunft zu führen.
Fragen von Daniela Raben