Im Interview spricht der 48-jährige Landratskandidat über seinen beruflichen Werdegang in der sozialen Arbeit, seine Visionen für die Politik und wie er durch frische Impulse den Kreis Mayen-Koblenz gestalten möchte.

Mayen |

Mit einem reichen Hintergrund in der sozialen Arbeit und einer tiefen Verwurzelung im Gemeinwesen tritt Marko Boos als Kandidat für das Landratsamt in Mayen-Koblenz an. Er setzt sich für eine Politik ein, die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbindet und transparente, bürgernahe Entscheidungen fördert. In unserem Interview erläutert Herr Boos, wie er seine beruflichen Erfahrungen und persönlichen Werte in sein politisches Wirken einbringen möchte, um den Kreis zukunftsorientiert und inklusiv zu gestalten.

a4u: Sie kandidieren als Landrat im Kreis Mayen-Koblenz. Sie sind 48 Jahre alt, wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

MB: Schule, Ausbildung zum Bürokaufmann, danach habe ich soziale Arbeit in Köln studiert. Ich konnte schon im ersten Semester beim Jugendamt in Kalk arbeiten und bin dort die nächsten Jahre geblieben. Später habe ich mich in Andernach selbstständig gemacht im Bereich der Jugendhilfe, was gegenüber der Arbeit in einer Verwaltung eine andere Herausforderung war. Nach fünfeinhalb Jahren Selbstständigkeit mit über 50 Mitarbeitern war es genug, und ich verkaufte meine Anteile, um zurück ins Jugendamt zu gehen und landete zuerst in in Meckenheim und anschließend als stellvertretende Leitung für Kinderschutz und pädagogische Hilfen im Kreisjugendamt Cochem Zell. . Seit 2020 bin ich nun Geschäftsführer des Jugendhilfezentrums Bernardshof in Mayen.

a4u: Ihre Hobbys?

MB: Fußball spielen, was ich bis 2011 aktiv getan habe. Die schönsten zwei Jahre waren die mit meinem Heimatverein Valwig in einer SG mit Ernst von 2009 – 2011. Jetzt habe ich vier Kinder, das ist auch ein Hobby, ich reise gerne, und genieße die Zeit zu Hause.

a4u: Welche persönlichen Werte sind Ihnen wichtig und wie wollen Sie diese in Ihrem Leben und Ihrer politischen Tätigkeit – wenn Sie Landrat werden sollten - umsetzen?

MB: Teamwork, Respekt  und Ehrlichkeit sind die Eckpfeiler meiner Werte, beeinflusst durch meine Arbeit in der sozialen Arbeit und meine Leidenschaft für Fußball. In der Politik strebe ich nach Transparenz und einem direkten Dialog mit den Bürgern. Mein Ziel ist es, Politik gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu gestalten, ihre Anliegen ernst zu nehmen und sie aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Ich plane, regelmäßige Austauschmöglichkeiten zu schaffen, um direkt von den Menschen zu hören, was ihnen wichtig ist.

Die Kreisverwaltung soll effizient und bürgernah arbeiten. Dafür ist es wichtig, dass sie fachlich kompetent aufgestellt ist und die Mitarbeiter sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen. Entscheidungen sollen nicht top-down gefällt werden, sondern in einem kooperativen Prozess mit den Bürgerinnen und Bürgern. Mein Ansatz ist es, durch Offenheit, Respekt und aktive Beteiligung der Menschen eine neue Art der Politik im Kreis zu etablieren.

a4u: Haben Sie politisch oder privat Vorbilder?

MB: Franz Müntefering und Helmut Schmidt sind meine politischen Vorbilder. Müntefering inspirierte mich durch seine entschlossene Politikführung, was mich auch zur SPD führte, während ich Schmidts staatsmännische Weitsicht und Entschlossenheit bewundere. Beide motivierten mich, mich für das Wohl aller einzusetzen. Obwohl ich nicht immer mit jeder Entscheidung der SPD übereinstimme, schätze ich die Partei für ihr Engagement für das Gemeinwohl. Kritische Selbstreflexion und das Festhalten an echten Überzeugungen, auch wenn sie unbequem sind, sind mir wichtig. Ich strebe danach, eine ehrliche und am Menschen orientierte Politik zu fördern, die über persönliche Ambitionen hinausgeht.

a4u: Ehrenamtliches Engagement ist wesentlich für Sie, wo sind Sie aktiv?

MB: Ich habe mich in der Jugendarbeit und in der katholischen Kirche engagiert, als Messdiener und Lektor. Später war ich Jugendtrainer und habe mich in der lokalen Politik, unter anderem als SPD-Vorsitzender, engagiert.

a4u: Ist Ihre fehlende politische Erfahrung, z.B. im Kreistag, ein Nachteil für die kommende Urwahl? Ihr Wettbewerber hat viel mehr Möglichkeiten, sich öffentlich zu präsentieren.

MB: Meine fehlende traditionelle politische Laufbahn sehe ich nicht als Nachteil, sondern vielmehr als eine Stärke. Meine breit gefächerten Erfahrungen außerhalb des politischen Establishments bringen frischen Wind und neue Perspektiven in die Politik. Ich habe in verschiedenen Bereichen gearbeitet, war selbstständig und hatte mit der Herausforderung zu kämpfen, ein Unternehmen mit über 240 Mitarbeitern zu führen. Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, Verantwortung zu übernehmen, auch in schwierigen Zeiten Lösungen zu finden und stets das Wohl der Menschen und besonders auch der Mitarbeitenden im Blick zu behalten.

Durch meine Zeit in der Verwaltung und im eigenen Unternehmen habe ich gelernt, wie man effizient arbeitet, mit finanziellen Unsicherheiten umgeht und innovative Lösungen entwickelt. Diese praktischen Erfahrungen sind wertvoll, weil sie zeigen, dass ich in der Lage bin, komplexe Herausforderungen zu meistern, die weit über das hinausgehen, was in typischen politischen Ämtern gefordert wird.

Ich möchte den Wählern klar machen, dass gerade diese unkonventionelle Laufbahn und die Fähigkeit, "out of the box" zu denken, mich besonders qualifizieren, den Kreis Mayen-Koblenz zu leiten. Es geht darum, nicht nur Politik für die Menschen zu machen, sondern mit ihnen gemeinsam. Meine Erfahrungen in der Wirtschaft und in der Verwaltung haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, zuzuhören, mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten und transparente Entscheidungen zu treffen. Diese Fähigkeiten möchte ich als Landrat einbringen, um echte Veränderungen zu bewirken und den Kreis gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu gestalten.

a4u: Inwieweit sehen Sie es als Ihre Stärke an, gerade auch eine jüngere Generation für Politik begeistern zu können?

MB: Meine Erfahrungen und der frische Blick auf politische Prozesse können helfen, junge Menschen zu erreichen und für politische Themen zu begeistern, die ihnen wichtig sind, wie beispielsweise die Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur und Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien. Der Kreis kann viel mehr, besonders für Familien. Das ist unsere Zukunft und hier lohnt es sich bzw. hier müssen wir viel mehr investieren. In unsere Schulen, Freizeitmöglichkeiten, Betreuungsmöglichkeiten und die ärztliche Versorgung. Auch die Digitalisierung ist hier gerade für junge Familien mit Kindern sehr wichtig.

a4u: Abschließend: Was möchten Sie jungen Menschen im Kreis Mayen-Koblenz mit auf den Weg geben?

MB: Ich möchte junge Menschen ermutigen, sich aktiv einzubringen und mitzugestalten. Wir müssen Strukturen schaffen, die es ihnen ermöglichen, ihre Ideen und Vorstellungen einzubringen. Es geht darum, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen und die von allen mitgestaltet wird.

Fragen Burkhard Hau & Daniel Raben