Die Open-Air-Wanderausstellung #StolenMemory zeigt in Koblenz den letzten Besitz von KZ-Inhaftierten und deren Rückgabe an die Familien der Opfer.

Koblenz |

Die Arolsen Archives eröffnen, in Kooperation mit dem Kultur- und Schulverwaltungsamt, am 20.09.2023 in Koblenz die Open-Air Wanderausstellung #StolenMemory. Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben.

Zu sehen ist die Ausstellung in einem aufklappbaren Übersee-Container auf dem Vorplatz der Basilika St. Kastor.

„Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 700 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten. 

Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung

Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegen­stände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzer*innen und den Rückgaben an ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die Besucher*innen über QR-Codes Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen.

Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede*r kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Ver­folgten und deren Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.

Der emotionale Wert der Effekten

„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Fami­lien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen“, so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebens­geschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“. Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten.

Ausstellung findet ihre Fortsetzung in Koblenz

Auch die Dezernentin für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz, Dr. Margit Theis-Scholz, betont: „Wir freuen uns sehr, die Ausstellung bei uns in Koblenz zeigen zu können, um die Erinnerungskultur zu fördern und ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Gerade die individuellen Geschichten hinter den Gegenständen schaffen einen emotionalen Bezug und bieten insbesondere für junge Menschen einen Anreiz, auf Spurensuche zu gehen und sich mit den persönlichen Geschichten auseinander zu setzen.“

Ausstellung und Website

Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung mit mittlerweile vier Containern durch Deutschland und aktuell auch durch Polen und Frankreich. Unterstützt und gefördert werden die Arolsen Archives bei den Wanderausstellungen in Deutschland durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Ausstellung in Koblenz wird gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie Koblenz im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und das Kultur- und Schulverwaltungsamt der Stadt Koblenz.

Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schick­salen. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet.  Auf der Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download zur Verfügung, das von Schulen und Bildungs­einrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden kann.

Wo: Vorplatz der Basilika St. Kastor, Kastorhof 4, 56068 Koblenz.

Wann: 20.09.2023 bis 03.10.2023, Eröffnung am 20.09.2023 um 18:00 Uhr

Öffnungszeiten: täglich 09:00 – 18:00 Uhr

Link zur Website #StolenMemory: https://stolenmemory.org/