Die Koblenzer Verkehrsbetriebe( koveb) sind der Dienstleister für einen zuverlässigen, sicheren und effizienten öffentlichen Personennahverkehr. Wir sprachen mit den beiden Geschäftsführern Hansjörg Kunz und Lars Hörnig über das Deutschlandticket und vielen weiteren aktuellen Themen, mit denen sich das innovative Unternehmen derzeit beschäftigt:
A4u: Die Abschaffung des Deutschlandtickets ist aktuell und immer wieder in der Diskussion. Der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder zu dem Thema: "Wenn jetzt nicht sehr zeitnah beim Deutschlandticket eine Lösung gefunden wird, dann ist das, was wir alle als das erfolgreichste Ticketmodell in der ÖPNV-Geschichte zu Recht feiern und was wirklich auch ein Riesenfortschritt ist, auch ganz schnell wieder Geschichte." Wie bewerten Sie diese Argumentation?
Lars Hörnig: Die Argumentation betont zurecht die Bedeutung und den Erfolg des Deutschland-Tickets als eines der erfolgreichsten Ticketmodelle in der Geschichte des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr, die Red.). Bund und Länder, das ist derzeit die Situation, haben sich nicht auf eine Finanzierung einigen können, da die Frage im Raum steht: Was ist denn, wenn's teurer wird als die drei Milliarden €, die zur Verfügung gestellt wurden? In der aktuellen Gemengelage sind wir abhängig von den verschiedenen Politikbereichen.
Wir haben die gleiche Warnung lokaler Ebene gehört, vom VRM (Verkehrsverbund Rhein-Mosel, die Red.), die genau auf diese Problematik hinweist. Denn wenn sich Bund und Land nicht darauf verständigen, noch einen Zuschuss für 2024 zu geben, dann steht das Deutschland-Ticket vor dem Aus und ein dickes Fragezeichen hinter der „Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs“!
A4u: Welche Auswirkungen hat das „Warten“?
Lars Hörnig: Für uns erschwert die ganze Unsicherheit natürlich unsere Arbeit. Wir haben letztes Jahr in größter Dynamik angefangen, das Deutschland-Ticket aufzubauen. Die koveb ist mit neuen IT-Systemen und einem eigenen Online-Portal zum ersten Mal in den eigenen Vertrieb gestartet und wir waren dann im März 2022 auch eines der ersten Unternehmen, das den Bürgerinnen und Bürgern in Koblenz und der Region die Möglichkeit gegeben hat, das Deutschland Ticket vor Ort zu erwerben. Unserer Meinung nach wird es zwischen Bund und Land kurz vor knapp eine Lösung geben, weil die Politik und wir als Gesellschaft es uns mit Blick auf die Bedeutung des ÖPNV nicht leisten können, darauf zu verzichten. Zur Info: Allein die koveb hat über 25.000 Tickets im Umlauf, davon 17.000 Schülertickets.
A4u: Welche Ziele und Werte verfolgt die koveb und wie spiegeln sie sich in Ihren Dienstleistungen wider?
Hansjörg Kunz: Wir sind in erster Linie Mobilitätsdienstleister, unsere Hauptziele sind die Bereitstellung eines zuverlässigen, sicheren und effizienten öffentlichen Verkehrssystems für die Menschen in Koblenz und Umgebung. Als Dienstleister im Auftrag der Stadt sind uns die Rahmenbedingungen des Nahverkehrsplanes - Quantität und Qualität – vorgegeben.
Wir möchten die Mobilität der Menschen fördern und gleichzeitig die Umweltbelastung reduzieren. Dabei legt unser Unternehmen großen Wert auf Kundenorientierung und Servicequalität, unsere Standards sind da schon sehr gut. Die Bedürfnisse unserer Fahrgäste stehen immer im Mittelpunkt und wir stellen uns selbst regelmäßig auf den Prüfstand, was es zu verbessern gibt - sei es durch moderne Technologien, Angebotsausweitung, optimierten Kundenservice oder Anpassung der Fahrpläne. Die Philosophie der koveb und ihrer rund 300 Mitarbeitenden ist es, rund um die Uhr für eine in allen Belangen sichere und angenehme Dienstleistung zu sorgen.
A4u: Wie ist aus Ihrer Sicht die Wahrnehmung der koveb, als Dienstleister, als städtisches Unternehmen?
Hansjörg Kunz: Wir haben hohe Standards, und die zu erfüllen, ist schon eine große Aufgabe. Wir haben viel positive Resonanz, auch z.B. auf den neuen Markenauftritt. Natürlich gibt es bei über acht Millionen Fahrgästen im Jahr auch kritische Stimmen, die wir sehr ernst nehmen und in unseren Arbeitsprozessen berücksichtigen.
Lars Hörnig: Wir machen ja alle paar Jahre eine Fahrgastbefragung, um Feedback zu erhalten und unsere Dienstleistungen zu bewerten - mit deutlich positiver Entwicklung. Das ist uns wichtig und wir wissen ja alle, dass gerade die Kritik – ob positiv oder negativ - über die sozialen Medien eine schnelle Reaktion erfordert. Außerdem haben wir ein eigenes Team, das Anfragen und Beschwerden von Kunden bearbeitet, um sicherzustellen, dass unsere Fahrgäste ein angenehmes und problemloses Fahrerlebnis haben. Wir haben auch ein Beschwerdemanagement und schulen natürlich regelmäßig unser Personal. Die Bedürfnisse und Meinungen unserer Fahrgäste sind uns äußerst wichtig. Basierend auch auf diesen Rückmeldungen setzen wir kontinuierlich Verbesserungsmaßnahmen um.
A4u: Stichwort Personal, wie kommen Sie an Nachwuchs, warum ist die koveb interessant für junge Menschen?
Hansjörg Kunz: Wir bilden aus, unsere Azubis haben tolle Ergebnisse, wir schulen regelmäßig unser komplettes Personal, haben sehr viele Angebote und Sozialleistungen, Altersvorsorge für unsere Mitarbeitenden und – ganz wichtig – eine gute Aussichtsprognose.
Lars Hörnig: Wir sind ein junges und dynamisches Unternehmen, aus Koblenz für Koblenz, das werden und wollen wir immer weiterentwickeln.
A4u: Wie gehen Sie mit den Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz um, wie ist die Vision für die Zukunft?
Hansjörg Kunz: Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind für uns von großer Bedeutung. Wir haben sehr hohe Standards vorgegeben und ein Umweltmanagement-System, wir müssen regelmäßig nachweisen, wie wir CO2 sparen, umweltfreundliche Praktiken entwickeln und umsetzen.
Unsere Flotte besteht knapp zur Hälfte aus Biogas-Fahrzeugen, die strenge Emissionsstandards erfüllen. Außerdem prüfen wir die Integration von Elektrobussen - bisher haben wir einen im Einsatz - und anderen umweltfreundlichen Technologien wie z.B. beim Wasserstoff-Projekt in Bendorf. Einen Bus mit diesem Antrieb können wir uns aber nur leisten, wenn es gefördert wird.
Lars Hörnig: Darüber hinaus bemühen wir uns, den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten, um mehr Menschen dazu zu bewegen, ihr eigenes Auto stehen zu lassen und umweltbewusst von A nach B zu kommen. Wir möchten, das ist unsere Philosophie, eine attraktive und ganzheitliche Mobilitätslösung bieten.
A4u: Gibt es noch besondere Projekte oder Pläne, an denen die KOVEB derzeit arbeitet?
Hansjörg Kunz: Ja, wir haben derzeit einige Projekte in Arbeit. Eines unserer Hauptziele ist es, die Digitalisierung voranzutreiben, indem wir innovative Ticketing-Systeme einführen, Echtzeit-Informationen bereitstellen und die Nutzung unserer Dienste über mobile Apps vereinfachen. Darüber hinaus arbeiten wir an der Optimierung unseres Streckennetzes, um unsere Dienstleistung weiter zu verbessern.
Fragen: Burkhard Hau
Zahlen und Fakten zur koveb:
- Beförderte Fahrgäste 2022: 8,5 Mio.
- Mitarbeiter (m/w/d): 300
- Busflotte gesamt: ca. 100
- Busse mit Biomethan-Antrieb: ca. 50
- Minibusse: 5
- Elektrobus 1
- CO2-Einsparung 2022: 2.620,3 t
- Haltestellen: 289
- Haltepunkte: 600
- Gefahrene Kilometer 2022 (ohne Sonderfahrten): ca. 3,55 Mio.
- Länge des Liniennetzes: 121,9 km
- + eigene Leitstelle
- + eigene Werkstatt
- + eigene Fahrschule – wir bilden auch aus.