Viele Gecko-Arten gelten als bedroht. Im Neuwieder Exotarium kann man die Tiere entdecken – wenn man lange genug sucht.

Neuwied |

Einladend warm empfängt das Exotarium im Zoo Neuwied Besucher, die während ihres winterlichen Zoobesuches hier eintreten. Neben einigen Wirbellosen und Amphibien gibt es hier vor allem Reptilien zu bestaunen. Von den mehr als 40 Arten beeindrucken vor allem Krokodilkaimane, riesige Netzpythons und die drachenähnlichen Leguane. Viele kleinere Arten hingegen finden weniger Beachtung – völlig zu Unrecht, findet David Otte.

„Ich finde, es ist gerade das Tolle an den großen, naturnah gestalteten Terrarien hier im Exo, dass die Tiere eben nicht auf dem Präsentierteller sitzen, sondern wie im natürlichen Lebensraum mit der Umgebung verschmelzen. Man muss sich Zeit nehmen um sie zu entdecken, ein bisschen wie in einem Wimmelbuch", sagt der Obertierpfleger. „Wenn man dann eine kleine, gut getarnte Echse auf einem Ast sitzen sieht, freut man sich besonders, weil sich die Geduld ausgezahlt hat. Bei einem Zoobesuch mit Kindern kann man daraus einen kleinen Wettstreit machen."

Geduld wird belohnt

Besonders schwer zu entdecken sind Geckos, die als überwiegend nachtaktive Echsen tagsüber meist bewegungslos verharren. Während viele Reptilien die Menschen faszinieren, ihnen aber auch ein wenig unheimlich sind, wirkten Geckos mit ihren großen, runden Augen und kurzen Schnauzen auf die meisten Menschen sympathisch, so Otte.

Trotzdem – oder gerade deswegen – sind viele der fast 2000 Gecko-Arten bedroht: Zahlreiche Arten werden illegal als Heimtiere gehandelt oder für traditionelle Medizin oder Nahrungsmittel massenhaft gefangen und getötet. Außerdem haben viele Geckos sehr kleine Verbreitungsgebiete und sind daher besonders anfällig für Lebensraumverluste für landwirtschaftliche oder touristische Nutzung.

„Daher wünschen wir uns, dass die Besucher sich bei uns ein bisschen in Geckos verlieben und sich anschließend für deren Schutz einsetzen", betont der Obertierpfleger. „Dafür müssen sie sie aber zuerst mal zu sehen bekommen." Als Experte kennt er die besten Tricks, um die Tiere zu entdecken.

Verstecke an Scheiben und Wänden

„Unser Neuzugang, der nur wenige Zentimeter lange, als gefährdet eingestufte Chamäleongecko, sitzt am liebsten an der Rückseite der Äste in seinem in die Wand eingelassenen Regenwaldterrarium und ist aufgrund seiner namensgebenden Tarnfarbe wirklich kaum zu sehen", weiß Otte.

Die ebenfalls ziemlich kleinen Östlichen Stachelschwanzgeckos seien immerhin zu dritt. „Da ihr Terrarium eher einer trockenen australischen Wüstenlandschaft nachempfunden ist, sind sie deutlich einfacher zu entdecken. Die hängen auch gern mit ihren Haftfüßen direkt an der Scheibe", verrät der Terrarianer einen Trick, der sich bei Terrarien mit Geckos fast immer lohnt: Glasscheibe und Wände bis ganz nach oben absuchen, denn die meisten Geckos verfügen über Haftlamellen an den Zehen und sind echte Kletterkünstler.

Das lohne sich auch bei den vietnamesischen Goldgeckos, die ihr sehr hohes Terrarium im Erdgeschoss bis ganz nach oben ausnutzen und dadurch oft nur mit viel Geduld zu entdecken seien. „Was man häufig eher findet, sind ihre runden, weißen Eier, die sie an die Kunstfelswand kleben und aus denen schon mehrmals Jungtiere dieser in ihrer Heimat stark bedrohten Art geschlüpft sind", berichtet der Obertierpfleger.

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Da das Terrarium aber neben den Goldgeckos noch von einer Gruppe Vielstreifenskinke bewohnt wird, sei hier immer etwas zu entdecken, auch wenn man die Goldgeckos mal nicht finden sollte. Dieses System hat sich auch bei Tokeh und Streifengecko bewährt, die ihre Terrarien mit Segelechsen und Weichschildkröte teilen.

„Die Bewohner der unteren Terrarien-Bereiche bekommt man auf jeden Fall zu sehen, und wer ein scharfes Auge und ein wenig Geduld hat, wird mit einer Gecko-Sichtung belohnt. So haben auch Stammbesucher immer wieder etwas Neues zu entdecken und ein Exo-Besuch wird auch bei der zehnten Wiederholung nicht langweilig", sagt Otte überzeugt.