An Heiligabend 2022 verstarb Heinz Gries. Er war zweifelsfrei einer der bedeutendsten Unternehmer im Norden des Landes Rheinland-Pfalz. Und auch viele Menschen aus unserer Region arbeiteten bei Griesson. Heinz Gries liebte es, Unternehmer zu sein. Etwas anderes wäre für ihn nicht in Frage gekommen.
Seine großen Ziele hat er erreicht und in Polch und an anderen Orten der Republik ein Gebäckimperium errichtet, für das heute mehr als 2.000 Menschen arbeiten und das über 500 Millionen EURO Umsatz macht.
Am 17. Mai 1935 wurde Heinz Gries in Kobern an der Mosel geboren (Gondorf, das aus dem Ort Kobern-Gondorf machte, kam erst 1969 dazu). Kobern hatte damals schon 180 Einwohner und bereits seit 1924 die Firma Griesson in der Obermarkstraße. Vater Hans hatte die Firma gegründet, der Fabrikbau war dann 1928 abgeschlossen. Und: es wurde ein richtiger Vertrieb aufgebaut. Viele Bäckereien und Lebensmittelläden der Umgebung wurden, zum Teil mit dem Fahrrad, beliefert. Produziert wurde in erster Linie Lebkuchen. In der Nachkriegszeit allerdings war Improvisation angesagt. Weil für das Marzipan keine Mandeln als Rohware zur Verfügung standen, nahm man Kartoffelstärke. Und weil die Maschinen das hergaben, wurden in der Besatzungszeit sogar Nudeln produziert.
1955 trat Heinz Gries, der zunächst bei der Dresdner Bank eine Lehre gemacht hatte, in den elterlichen Betrieb ein. Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1966 übernahm er die Verantwortung und blieb Geschäftsführer bis 2008. Seitdem war er Vorsitzender des Beirats und Generalbevollmächtigter. Er machte das Unternehmen unabhängiger von saisonalen Bedürfnissen, er setzte auf moderne Technologien und schuf Produktinnovationen, die der Markt annahm. Neben der Qualität der Erzeugnisse baute er auf Automation und so konnte bereits 1969 in Polch eine moderne Produktionsstätte entstehen, die bis heute vielfältige Erweiterungen erfahren hat. Griesson hat Polch zu einer Marke gemacht.
Für den Unternehmer Heinz Gries war die Schaffung einer Produktionsstätte im thüringischen Kahla im Jahre 1991 mehr als nur ein unternehmerisches Anliegen. Expandieren hätte er auch in Polch oder an jedem anderen Ort des Westens können. Heinz Gries wollte seinen Beitrag zu einer deutschen Vereinigung leisten, bei der es allein darum ging, Menschen Arbeit und die Befriedigung sozialer Bedürfnisse zu geben. Parteipolitisch war der Unternehmer Gries nie, aber in seiner politischen Welt war dieses Zusammenwachsen Deutschlands die unverhoffte Erfüllung eines Traums, der sicher damit zu tun hatte, dass er den Krieg noch erleiden musste. Kahla in Thüringen war der emotionale Höhepunkt im Unternehmerleben des Heinz Gries.
Die Fusion mit der Danone-Tochter General Biscuits im Jahre 1999, die spätere Übernahme aller Anteile und das Entstehen von Griesson de Beukelaer stehen für unternehmerische Weitsicht und ökonomische Klugheit. Damit hatte sich Heinz Gries endgültig sein Denkmal geschaffen. Grundlage seines Denkens waren immer Freiheit und Unabhängigkeit im Handeln des Unternehmens. Er wollte nie von Banken abhängig sein, kein Bittsteller, der instrumentalisierbar in seinen Entscheidungen ist. Das ist ihm ein Leben lang gelungen.
Die „Gottlieb Anton-Stiftung“ sichert heute die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens und der Familie ab.
Der erfolgreiche Unternehmer, der hohe Ehrungen erhielt, ist die eine Seite. Der Familienmensch Heinz Gries, die andere. 4 Kinder und 11 Enkel haben die Gries. Oberhalb von Kobern-Gondorf lebten sie. Der Tod seiner Frau hat ihn vor einigen Jahren sehr getroffen.
Da war er selbst schon erkrankt. Heinz Gries, der Musik liebte, Lesen, den eigenen Garten und gutes Essen, nicht weit von da, wo die Firma ihren Ursprung nahm, wo er die Mosel spüren konnte, hier durfte er sich in der Einfachheit ausleben, die zu ihm passte. Er hat nie abgehoben, ist einer geblieben, mit dem man reden und diskutieren konnte. Er liebte es, Unternehmer zu sein. Unternehmen, Familie, so etwa war die Reihenfolge, die sein Leben bestimmte. Wenn das Unternehmen gut arbeitet, dann ist das auch kein Schaden für die Familie. Und erfolgreich sein hieß immer für ihn, Verantwortung für die Mitarbeiter zu tragen und auch ein Stück Gesamtverantwortung für die Gesellschaft anzunehmen.
Nicht Patron oder Patriarch war er in den Jahren seines Wirkens bei Griessson de Beukelaer, sondern einer, der die Richtung vorgab und doch immer wusste, was er seiner Umgebung zumuten durfte.
Das Unternehmen hat ihm viel zu verdanken: seiner Lebendigkeit, seiner anregenden Unruhe, seiner schöpferischen Neugierde. Zugleich waren das die Grundlagen seines Erfolgs. Und wenn man mit seinem Sohn Peter spricht, dann glaubt man aus seiner Schilderung heraus zu hören, dass der Vater auch im hohen Alter keine dieser Tugenden verloren hatte.
Heinz Gries hat viele Furchen auf schwierigen Äckern gezogen. Meist ist die Saat aufgegangen. Aufs Ganze gesehen ist die Ernte seines beruflichen und privaten Lebens überaus eindrucksvoll. Ein ganz Großer der Branche und des Landes war er.