Es geschah vor eineinhalb Jahren: 135 Menschen haben bei der schrecklichen Flutkatastrophe am 14. Juli 2021 an der Ahr ihr Leben verloren. Gigantisch war der Verlust, den die Bewohner an dem kleinen Fluss in Form der Beschädigung ihrer Häuser hinnehmen mussten. Es ist die unermessliche Tragik eines einzigen Tages, die das Ahrtal auf eine lange Zeit verändert hat. Viele Jahre wird es zur Wiederherstellung ursprünglicher Zustände dauen.
Auch viele Sportvereine mussten existentielle Schäden hinnehmen: den Verlust ganzer Sportanlagen, von Vereinshäusern und Umkleidegebäuden, von Geräten und Sportkleidung. „Fußball Hilft“, die Stiftung des Fußballverbandes Rheinland, engagierte sich vom Tag der Katastrophe an für die Vereine und die Menschen. Spendenaufrufe, viele Benefizaktionen und auch die Hilfe des Deutschen Fußball –Bundes(DFB) und der Deutschen Fußball-Liga(DFL), vor allem auch das Engagement der beiden Fußball-Hochburgen des Landes, von Mainz o5 und dem 1.FC Kaiserslautern, machten viele Hilfsaktionen seitens der Stiftung für die Vereine an der Ahr und auch in der Eifel möglich.
Mainz 05 wurde ein großartiger Partner der Ahr-Fußballvereine. Fast 1000 Kinder und Jugendliche lud der Bundesligist aus der Landeshauptstadt zu den Heimspielen ein, holte sie mit Bussen an der Ahr ab und sorgte natürlich auch für den Rücktransport.
Mainz 05 war ein Leuchtturm in der Not. Und viele andere Hilfen gab es: von der Bereitstellung von Sportgeräten und Sportkleidung bis hin zu der Idee, Kleinspielfelder in den Orten zu errichten, wo es aktuell keine Sportplätze mehr gab. Und großartig war das ehrenamtliche Engagement vieler Sportvereine, die an der Ahr halfen und die die Ahrvereine auf ihren Sportplätzen spielen ließen. Solidarität ist bis heute das Maß des Handelns im Sport der Region. Die Aktivitäten der Stiftung „Fußball Hilft“ waren spontan und von höchster Effizienz. Und 1 Million EURO gab es aus Katar. Nicht unumstritten war diese Spende, aber vor Ort wird sie enorm helfen.
Wir mussten helfen und zugleich anerkennen, dass unsere Hilfe nur eine Ergänzug zu der großartigen Arbeit der Vereine selbst an der Ahr ist.
- Walter Desch, Ehrenpräsident des Fußballverbandes im Rheinland und Vorsitzender von „Fußball Hilft“.
Und wie sieht es eineinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe im Sport an der Ahr aus? Niemand ist näher an der Beantwortung dieser Frage dran wie Dieter Sesterheim, der Vorsitzende des Fußballkreises Rhein-Ahr, vor kurzem mit der Sportplakette des Landes für sein überragendes Wirken von Ministerpräsidentin Malu Dreyer ausgezeichnet. Sesterheim ist der wichtigste Chronist dieser Katastrophe aus sportlicher Sicht. Die Vereine seien inzwischen alle gut versorgt und alle seien auch wieder im Spielbetrieb tätig.
Dank Fußball Hilft und der Stiftung des Fußballkreises mit Walter Merten als Vorsitzender sei die Ausstattung gut. Einige Vereine konnten keine Jugendmannschaften melden, weil einfach keine Sportplätze da sind. Hier habe, so Dieter Sesterheim, vor allem der Grafschafter SG ausgeholfen, Jugendliche bei sich aufgenommen und den Vereinen ihre Sportanlage mit Flutlicht zur Verfügung gestellt.
Die Feriencamps des Verbandes und seiner Stiftung seien eine großartige Hilfe gewesen, auch die Zuschüsse zu den Fahrten auf andere Sportplätze, die Bereitstellung von Kleinbussen für die Vereine, Sportkleidung und hunderte von Bällen, die Container als Ersatz für Umkleidegebäude. Dieter Sesterheim spricht Mainz 05 und die Hilfe des Vereins an. „Was die leisten, ist einzigartig“, sagt er.
Und woran fehlt es noch? Es sind die Sportplätze, die von der Urgewalt des Ahrwassers zerstört wurden, die immer noch fehlen. Und die Vereinsheime und Umkleidegebäude- Es müssen zum Teil neue Standorte gesucht werden. Auflagen und immer neue Vorgaben erschweren den Kommunen und damit auch den Vereinen, schneller aktiv zu werden. Nur in Bad Bodendorf ist durch den großen Einsatz des Vereins ein neuer Kunstrasenplatz entstanden. In Insul bei der SG Ahrtal hofft man darauf, bald auch einen Bewilligungsbescheid zu erhalten. Da die Plätze immer noch fehlen, müssen die Vereine teilweise weite Fahrten zum Training und zu den Spielen zurücklegen.
Hier müsste, so sagt der so enorm engagierte ganz nahe an den Vereinen sich befindende Fußballkreisvorsitzende Sesterheim, die Politik schneller arbeiten und klare Richtlinien schaffen, die dann auch verbindlich seien. Bei aller Unterstützung, die seit Mitte Juli 2021 einzigartig war, solange keine neuen Sportplätze vorhanden sind, bleibt die Situation der Vereine an der Ahr eine unvollkommene. Die ersten Minispielfelder sind inzwischen geschaffen. Eines in Hönningen wurde aus den Geldern aus Katar finanziert. In der Grafschaft wurde es abgelehnt, ein Spielfeld mit Geldern aus dem Emirat zu bauen. Geplant sind weitere Spielfelder in Schuld, Ahrweiler, Adenau, weitere Anfragen liegen vor.
2023 wird es wieder drei Feriencamps für Kinder und Jugendliche geben. Mainz 05 will an der Ahr, vermutlich in Adenau, ein Spiel austragen.
Die Vereine an der Ahr, sagt Kreisvorsitzender Dieter Sesterheim, hätten in der größten Krise ihrer Vereinsgeschichte enorm zueinander gefunden. Und dass sie in der großen Not im Fußballverband und seiner Stiftung einen so engagierten Partner haben, das ist für alle von großer Bedeutung. In der größten Katastrophe in der Geschichte der Ahrregion, war es vor allem das Ehrenamt, aus dem Hoffnung für eine neue Zukunft erwuchs.