Die 70-jährige Pfaffendorfer Brücke in Koblenz, die nach Kriegszerstörungen errichtet wurde, durchlebte Jahrzehnte der Sanierungen und wird nun durch ein 181-Millionen-Euro Neubauprojekt ersetzt.

Koblenz |

Seit Anfang des Jahres laufen sie: Die Arbeiten für den Neubau der Pfaffendorfer Brücke. Es ist das größte und mit rund 181 Millionen Euro teuerste Infrastrukturprojekt in der jüngeren Geschichte der Stadt Koblenz. Während die Arbeiten mittlerweile mehr und mehr sichtbar werden, feiert die aktuelle Brücke dieser Tage fast unbemerkt ein rundes Jubiläum: Seit 70 Jahren überspannt sie mit ihren etwas mehr als 311 Metern Länge den Rhein.

Historische Einweihung
 

Am 18. Juli 1953 wurde das heute noch stehende Brückenbauwerk mit einer feierlichen Einweihung offiziell seinem Zweck übergeben. Der Koblenzer Oberbürgermeister Josef Schnorbach konnte an jenem Tag unter anderem den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Peter Altmeier sowie den Trierer Bischof Matthias Wehr begrüßen, die an dem Festakt mitwirkten.

Dass überhaupt eine neue Rheinquerung gebaut werden musste, war dem Zweiten Weltkrieg geschuldet. Am 7. März 1945 ereilte die damalige, erst zwischen 1932 und 1934 umgebaute Rheinbrücke das gleiche Schicksal wie auch die anderen Koblenzer Flussbrücken: Sie wurden von der Wehrmacht gesprengt.

Vorübergehende Lösungen nach dem Krieg
 

Nach dem Weltkrieg wurde 1946 dann eine Behelfsbrücke zwischen Ehrenbreitstein und Pfaffendorf auf der rechten Rheinseite und der Neustadt auf der linken Rheinseite errichtet, die letztlich rund sieben Jahre genutzt wurde, ehe sie nach der Fertigstellung der neuen, heute noch bestehenden Pfaffendorfer Brücke im Jahr 1953 zurückgebaut wurde.

1950 wurde letztlich beschlossen, die heutige Pfaffendorfer Brücke als feste Stahlbalkenbrücke zu errichten. Im gleichen Jahr begannen schließlich noch die Tiefbauarbeiten, ehe nach insgesamt 37 Monaten Bauzeit die Pfaffendorfer Brücke am 18. Juli 1953 in Dienst gestellt wurde und an die Verkehrsteilnehmer übergeben wurde. Eine frühere Fertigstellung wurde seinerzeit durch Materialknappheit verhindert, da erst Ende 1952 mit der Stalkonstruktionsmontage begonnen werden konnten Letztlich waren auf der neuen Pfaffendorfer Brücke eine vierspurige Fahrbahn sowie auf beiden Brückenseiten ein 1,60 Meter breiter Radweg und ein 2,60 Meter breiter Gehweg entstanden.

Weitere Entwicklungen und Sanierungen
 

Bauarbeiten an und um die Pfaffendorfer Brücke herum gab es in den folgenden sieben Jahrzehnten immer wieder, wie unter anderem den kreuzungsfreien Umbau des Anschlusses auf der Innenstadtseite Anfang der 1960er-Jahre und auf der rechten Rheinseite der Bau des im Juni 2003 eröffneten Glockenbergtunnels in den 1990er-/2000er-Jahren, der einen kreuzungsfreien Anschluss der Brücke an die Bundesstraße 42 ermöglichte. Auch von Sanierungen blieb die heutige Pfaffendorfer Brücke aufgrund ihrer langen Lebensdauer und ihrer starken Verkehrsbelastung - bis zu 40.000 Kraftfahrzeuge passieren pro Tag die Brücke - nicht verschont: So wurde das Bauwerk 36 Jahre nach der Inbetriebnahme Anfang der 1990er Jahre in großem Umfang saniert.

In einem ersten Sanierungsschritt wurde der gesamte Fahrbahnbelag erneuert, in einem zweiten folgte der Korrosionsschutz der Stahlkonstruktion. 2019 wurde die Brücke noch einmal notsaniert, um ihre Restlebensdauer solange zu verlängern, bis die neue Brücke, deren Bau seit Anfang 2023 läuft, für den Verkehr freigegeben werden kann. Überraschend schlechte Ergebnisse einer Brückenprüfung machten vor vier Jahren diesen Eingriff unumgänglich.

Ausblick und weitere Informationen
 

Voraussichtlich fünf Jahre Bauzeit sind nunmehr notwendig, bis die neue Pfaffendorfer Brücke errichtet ist, das aktuelle Bauwerk abgerissen ist, und die neue Konstruktion an den Standort der jetzigen Rheinquerung, wo zuvor neue Pfeiler errichtet werden, verschoben wird. Über den aktuellen Baufortschritt informiert die Stadt Koblenz, dessen Tiefbauamt die Bauarbeiten federführend koordiniert, fortlaufend im Internet unter www.koblenz-baut.de/pb