Die Kandidat*innen aus dem Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück stehen nach der Wahl Rede und Antwort.

Mosel/Rhein-Hunsrück |

Deutschland hat gewählt und die Machtverhältnisse im Bundestag haben sich verschoben. Im Gespräch mit aktuell4u äußern sich die Kandidat*innen aus dem Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück zum Wahlergebnis.

Die Reaktionen fallen dabei sehr unterschiedlich aus. Die Kandidaten, deren Parteien den größten Gewinn erzielen konnten, SPD und Grüne, haben es nicht in den Bundestag geschafft. Dafür ziehen Carina Konrad (FDP) zum zweiten Mal und erstmalig Dr. Marlon Bröhr (CDU) ins deutsche Parlament ein. Letzterer gewann das Direktmandat im Wahlkreis und hat zum Regierungsanspruch seiner Partei eine eigene Meinung.

Dr. Marlon Bröhr (CDU): Das bundesweite Ergebnis ist erschreckend, mit meinem Ergebnis bin ich zufrieden. Nach meiner persönlichen Meinung ist das Ergebnis am ehesten dazu geeignet, sich in der Opposition inhaltlich zu erneuern und deutlich von der SPD abzugrenzen. Diese Grenzen sind in der Merkel-Zeit zu beliebig geworden.

Michael Maurer (SPD): Die SPD hat auf allen Ebenen die Wahl gewonnen. Unser Wahlkampf hat sich gelohnt. Des Wahlkreis bleibt erwartungsgemäß bei der Union, allerdings mit erheblichen Verlusten. Bei den Zweitstimmen liegen wir im Wahlkreis annähernd gleichauf; im Rhein-Hunsrück-Kreis sogar vorne. Von daher bin ich mit dem Wahlergebnis mehr als zufrieden. Mein Listenplatz hat leider nicht gezogen – dafür war unser Ergebnis im Land zu gut. Die vielen Direktmandate der SPD in Rheinland-Pfalz gingen zu Lasten der Listenplätze. Leider. Ich habe allerdings immer zuerst Wahlkampf für die SPD gemacht, und das Wahlergebnis hat meine Anstrengungen belohnt. Meine Wunschkoalition angesichts des Wahlergebnisses ist eine Ampelregierung. Ich gehe davon aus, dass dieses Ziel auch bei den Sondierungsgesprächen in Berlin erreicht wird.

Carina Konrad (FDP):  Das Ergebnis zeigt im Wahlkreis und insgesamt, dass die FDP als eigenständige Partei zweistellig fest etabliert ist. Das ist Ergebnis harter und konzentrierter Arbeit. Ich freue mich sehr über das Beste Erststimmenergebnis für die FDP in Rheinland-Pfalz. Das ist natürlich für mich ein besonderer Ansporn, konzentriert weiter zu kämpfen für eine bessere Agrarpolitik, die mehr Chancen bietet für junge Landwirtinnen und Winzer. Nun liegt eine große Aufgabe vor uns als Freie Demokraten und wir wollen Verantwortung übernehmen. Für uns gilt auch nach der Wahl: Wir wollen unser Land modernisieren. Bildung, Wirtschaft und Digitalisierung voranzubringen ist wichtig, damit Leistung sich, vor allem bei uns auf dem Land, auch wieder lohnt.

Julian Joswig (Grüne): Wir Grüne haben das historisch beste Ergebnis bei einer Bundestagswahl erzielt, das ist eine tolle Botschaft für Aufbruch in unserem Land und ein klares Signal für eine konsequente Klimapolitik im Bund. Als Teil der nächsten Bundesregierung wollen wir einen echten Politikwechsel gestalten und den Stillstand der GroKo-Jahre beenden. Es gibt viel zu tun: wir müssen endlich Tempo machen beim Umwelt- und Klimaschutz, bei der Reform unseres Rentensystems sowie beim Ausbau der digitalen Infrastruktur. Ich durfte im Frühjahr bei den Koalitionsverhandlungen der Ampel-Regierung in Rheinland-Pfalz unterstützen und halte diese auch für eine sinnvolle und gute Regierungsform auf Bundesebene. Ich persönlich schaue dennoch mit gemischten Gefühlen auf den vergangenen Wahlabend: trotz des tollen Wahlausgangs habe ich den Einzug in den Deutschen Bundestag knapp verpasst und habe nun den Nachrückplatz. Dieser könnte beispielsweise dann ziehen, wenn ein rheinland-pfälzischer Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen Teil der Regierung wird und sein Mandat abgibt. Ich rechne jedoch aktuell nicht damit und plane nach einer mehrwöchigen Wahlkampfpause meine Rückkehr in das Berufsleben.

Vielen Dank für die Stellungnahmen. Die Gespräche führte Jan-Niklas Frohs.