In Niederlahnstein befand sich in den 1920er und 1930er Jahren eine Haushaltungsschule, in der junge Frauen in Jahreskursen auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet wurden. Die private Einrichtung mit staatlicher Anerkennung befand sich in einer Villa in der Emser Landstraße, die heute noch steht.

In Niederlahnstein befand sich in den 1920er und 1930er Jahren eine Haushaltungsschule, in der junge Frauen in Jahreskursen auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet wurden. Die private Einrichtung mit staatlicher Anerkennung befand sich in einer Villa in der Emser Landstraße, die heute noch steht.

Geleitet wurde dieses „Töchterheim“ von Marie Brune und Gertrud Engel, die reichsweit zum Besuch ihrer Schule für Mädchen ab 15 Jahren warben. Laut einem Inserat von 1931 boten sie im Lehrgang sowohl Koch-, Haushaltungs-, Handarbeitsunterricht, wissenschaftliche Weiterbildung in Literatur, Gesundheitslehre, Säuglingspflege, Erziehungslehre und Chorgesang sowie Musik, Sprachen und Gymnastik an.

Private Unterlagen bringen Vergangenheit zurück

Da es eine private Einrichtung war, sind im Stadtarchiv außer Werbeprospekten und dem Schriftverkehr mit der Stadtverwaltung keine Unterlagen erhalten. Umso mehr freut sich nun Stadtarchivar Bernd Geil, dass Cordula Jacobi aus Westfalen dem Stadtarchiv Lahnstein Unterlagen und Fotos aus dem Nachlass ihrer Großmutter Martha Horch geborene Borgstedt persönlich übergab.

Martha, Tochter eines Mühlenbesitzers aus Werther bei Bielefeld, war 1928/29 für ein Jahr Schülerin in Niederlahnstein und legte ein reich bebildertes und beschriftetes Fotoalbum über ihre Schulzeit an. Das Album enthält zahlreiche Innen- und Außenaufnahmen der Villa, Fotos einer dort veranstalteten Handarbeitsausstellung sowie Bilder von Schulausflügen in Lahnstein, Bad Ems und Nassau, ins Siebengebirge und Moseltal, nach Maria Laach, Bonn und Köln, am Rhein entlang zur Loreley und nach Rüdesheim. Auf dem Rhein selbst spazierte die ganze Klasse, als der kalte Winter 1929 das Wasser zu großen Eisschollen gefrieren ließ. Im Töchterheim wurde auch viel Theater gespielt, wie weitere Bilder belegen.

Kochbücher geben Einblick in vergangene Gewohnheiten

Zwei Kochbücher mit mehr als 250 Seiten, in sauberstem Sütterlin handgeschrieben und mit Datum des Eintrags versehen, zeigen genauestens, was den jungen Frauen im Kochunterricht beigebracht wurde. Ob Suppengerichte, Fleisch- und Fischspeisen, Gemüse, Kartoffel-, Mehl- und Eierspeisen, Aufläufe, Süßspeisen und Kuchen oder Eingemachtes – es wurde damals viel gekocht und zubereitet von der Fleischbrühe bis zum Stachelbeerkompott, vom Gemüsetimbale bis zum Fliederbeersaft.

Das zweite Kochbuch stammt von Marthas Zwillingsschwester Marie, die im Winter 1929/30 die Haushaltungsschule Brune-Engel besuchte.

Auch das originale Zeugnis mit den sehr guten Leistungen ihrer Großmutter hat Cordula Jacobi dem Stadtarchiv vermacht.

Martha Borgstedt hat vermutlich in ihrer Lahnsteiner Zeit ihren späteren Mann Friedrich Wilhelm Horch kennengelernt, einen Koblenzer Kaufmann, den sie 1933 ehelichte. Mit ihm betrieb sie ein Feinkostgeschäft auf der Koblenzer Löhrstraße, bis sie kriegsbedingt nach Westfalen zogen.