Ein Kommentar von Friedrich W. Dittmann vor dem Europa League-Finale am heutigen Mittwochabend.

von Friedrich W. Dittmann

Willy, mein Kater, ist heute früh aufgestanden. In der Kiste mit unseren Trikots, kramt er das mit dem Adler auf der Brust raus. „Wollen wir heute auf Vogelfang“, frage ich scheinheilig. „Mal ein Adler, statt Spatz und Amsel, Mal was großes?“

„Du Blödmann“, mault er. „Du mit deinen Bayern. Fliegen gegen einen Vorstadtverein, halb so groß wie Alsenborn, aus der Champions League!“ Immerhin mehrfach die Champions League gewonnen, denke ich und versuche es mit klassischer Bildung: Eilfertig ist die Jugend mit dem Wort! „Wer hat das gesagt: Stepanovic?“ Nö, das war der mit Lebbe geht weiter.

„Heute ist das große Spiel in Sevilla. Ist dir wohl entfallen“ „Nein, keineswegs, die Kühlgetränke sind vorbereitet“.

Um einen Rosenkrieg zu vermeiden, erzähle ich ihm von früher. Das machen ältere Menschen ganz gerne.

Von 1960 –„da warst du noch im großen Katzenteich“-, als die Eintracht in Glasgow (!) im Finale des damaligen Europapokal der Landesmeister stand. Gegner war die Wundermannschaft von Real Madrid mit Di Stefano, Puskas, Santamaria u.v.m. 3:7 stand es am Ende, nach einem heroischen Kampf der Eintracht. Bis heute unvergessen.

Oder an 1974. Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski bei der WM in Deutschland. Endspiel: Schwalbe Hölzenbein und Elfmeter.

Oder 1980. Die Eintracht gewinnt den UEFA Cup. Hin- und Rückspiel gegen Borussia Mönchengladbach. 2:3 am Bökelberg und 1:0 in Frankfurt. Damals gab es noch die Auswärtsregel.

Nach längerem hin und her treffen wir uns hinter folgender Ansage: Heute sind wir alle Frankfurter. Wir freuen uns auf ein schönes Spiel mit einem Sieg der Eintracht gegen die Glasgow Rangers. Und morgen wieder der FC Bayern, murmele ich unverständlich vor mich hin.