Die Betroffenen teilen bei einer Gedenkveranstaltung im Kurpark von Bad Neuenahr ihre Erinnerungen und setzen Zeichen der Hoffnung.

Bad Neuenahr-Ahrweiler |

Am gestrigen Donnerstag, 14. Juli, jährte sich die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal zum ersten Mal. Der Kreis Ahrweiler und die vier unmittelbar von der Flut betroffenen Kommunen gedachten den 134 Todesopfern und den weiterhin zwei Vermissten im Rahmen einer offenen Gedenkveranstaltung im Kurpark von Bad Neuenahr.

Im Mittelpunkt des Gedenkens standen die Erinnerungen und Hoffnungen der von der Flut Betroffenen. Stellvertretend trugen vier Ahrtalerinnen und Ahrtaler Impulstexte vor, die ein Zeichen des Zusammenhalts und des gemeinsamen Aufbruchs setzten – darunter unter anderem Ulrich und Giesela Brand aus Bad Neuenahr:

Wenn wir an die Flut denken, dann erinnern wir uns an das Gefühl, vor dem Nichts zu stehen. Wir waren fassungslos, leer, sprachlos. Aber wir erinnern uns auch daran, dass wir uns sehr schnell entschlossen haben, uns von dieser Flut nicht unterkriegen zu lassen – auch dank der Hilfsbereitschaft so vieler Menschen. Natürlich steckt uns die Erschöpfung der letzten Monate noch in den Knochen, aber wir schauen nach vorne. Wir haben nur diesen Weg!

Landrätin Cornelia Weigand betonte in ihrer Gedenkrede:

Wir sind heute zusammengekommen, um gemeinsam zu trauern, um im Zusammenstehen unseren Schmerz zuzulassen und zugleich die Stärke zu fühlen, die aus diesem Zusammenhalt erwachsen kann. Denn Stärke werden wir noch sehr lange brauchen. Das gilt für die Bewältigung der Trauer, die uns nicht so schnell verlässt, das gilt aber auch für den Blick in die Zukunft. Zu vieles ist noch nicht aufgearbeitet, zu vieles geht nur langsam voran, zu vieles harrt der Entscheidung und der Realisierung. Die Lücken und Brachen in unserem Tal sind auch in unseren Herzen spürbar. Dort wieder Leben entstehen zu lassen, erfordert Kräfte, von denen wir jetzt kaum glauben, dass wir sie haben. Daher sind wir froh, dass auch Bund und Land in diesen dunklen Stunden unserer tiefen Trauer an unserer Seite sind. Wir sind es den Opfern der Flutkatastrophe schuldig, den Blick nach vorne zu richten. Sie geben uns die Verpflichtung mit, unser Ahrtal sicherer, nachhaltiger und grüner zu gestalten. Vor dem Hintergrund der schrecklichen Erfahrung müssen wir den Aufbau entschlossener angehen – um dieser Katastrophe und vor allem ihren Opfern so etwas wie einen Sinn abzugewinnen. - Cornelia Weigand (Landrätin Kreis Ahrweiler)

Rund 1.300 Angehörige und Betroffene, Helferinnen und Helfer sowie Mitfühlende nahmen an dem gemeinsamen Gedenken teil. Umrahmt wurde das Programm von Künstlern und Musikern aus der Region. Wer nicht vor Ort war, konnte die Gedenkveranstaltung zu Hause im Fernsehen oder per Livestream auf der Website von SWR Aktuell Rheinland-Pfalz mit verfolgen.