Der Fußballverband Rheinland sucht wie schon im ersten Lockdown die aktive Kommunikation mit den Vereinen via Videokonferenz.

Koblenz |

Parallel zur Bundesregierung tagten am Montag und am Mittwoch Vertreter des Fußballverbandspräsidiums mit Vereinsfunktionären aus dem Rheinland. Der Verband zeigt sich dabei bemüht, seine Mitglieder bestmöglich in einen Informationsprozess einzubinden. Die Moderation übernimmt dabei der Präsident höchstpersönlich. Walter Desch versucht die Fahne des Amateurfußballs hochzuhalten in diesen Tagen: bereits am Donnerstag tagt er mit Vertretern des Sportbund Rheinland auch mit Innenminister Roger Lewentz. 

Etwas mehr als 90 Minuten dauerte am Ende der Online-Dialog des Fußballverband Rheinland mit den angemeldeten Vertretern der Vereine. Um ein Fazit vorwegzunehmen: Grau ist alle Theorie. Die Abhängigkeit von den Regierungsbeschlüssen könnten sämtliche Gedankengänge zunichte machen. Aber: die Hoffnung stirbt zuletzt. Und die verbindet sich in diesem Jahr besonders mit dem Osterhasen. Beziehungsweise mit dem Osterwochenende. Aber der Reihe nach: 

Von Verbandsseiten präsentierten Präsident Walter Desch, Bernd Schneider (Spielleiter Verbands- und Oberliga), Ina Hobracht (Frauen- und Mädchenfußball), Peter Lipkowski (Verbandsjugendleiter) sowie Rechtswart Norbert Weise die Gedanken des Präsidiums. In den Gedanken des Präsidiums drückt Walter Desch einen Gedanken klar aus: "Eine Annullierung ist die schlechteste Lösung. Das wäre die absolute Kapitulation." Ziel sei es, eine einfache Hinrunde zu spielen. "Wir wollen Auf- und Abstiege", so Desch. Parallel zu dieser Aussage trudeln die Ergebnisse der Regierungsgespräche aus und auch Walter Desch begrüßt die Öffnung der Friseure mit einem Augenzwinkern. 

Differenzierung zwischen Senioren und Junioren

In seinen Gedanken differenziert der Verband die Herangehensweise sehr deutlich zwischen dem Junioren- und dem Seniorenbereich. "Wir bekommen sehr große Probleme, wenn wir an Ostern nicht anfangen zu spielen", prognostiziert Spielleiter Bernd Schneider mit Blick auf den Seniorensport. Das Problem ist dabei offensichtlich: in der höchsten Verbandsspielklasse hat der FC Bitburg beispielsweise schon drei Spiele weniger absolviert als große Teile der Konkurrenz. Selbiges gilt für den FV Engers in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Ziel bleibt es, an Ostern zu starten und die Saison bis Mitte Juni beendet zu haben. Dann wären auch noch Play-Off-Spiele um etwaige Aufstiege in die Oberliga / Regionalliga denkbar. Sollte dieses Zieldatum nicht erreicht werden, ist eine Verlängerung zumindest rechtlich denkbar. Der DFB hatte frühzeitig die Möglichkeiten gegeben die Saison erneut zu verlängern. Prinzipiell gilt aber: die Situation ist in vielen Kreisen unterschiedlich und könnte individuelle Lösungen erfordern. 

Die Angst der Vereine: Was ist, wenn weitere Spiele ausfallen während eine Saison schon läuft? "Dann werden wir eine Lösung finden", antwortet Bernd Schneider. 

Im Juniorenbereich sieht die Situation dabei schon etwas anders aus. Ein Start am 14.April würde reichen, um die Saison mit einer Runde beenden zu können, selbst ein Start im frühen Mai könnte ausreichen. "Selbst, wenn im Herrenbereich die Saison abgebrochen oder annulliert werden muss, können wir spielen", sagt Verbandsjugendleiter Peter Lipkowski. Dabei sollte die Saison vor dem Ferienbeginn inklusive Entscheidungsspielen beendet sein, was aber auch bedeutet, dass an Feiertagen durchgespielt werden könnte. "Eine besondere Situation erfordert besondere Maßnahmen", sagt Lipkowski. 

Entspannt ist ausnahmsweise die Situation bei den Frauen und Mädchen. Kleine Staffeln setzen einen frühen Beginn nicht zwingend voraus. Nur in den Regionalligen und im Rheinlandpokal wird es eng, gibt Ina Hobrecht zu bedenken. 

Pokalfinale am 29.05.2021

Neben all den Spekulationen ist ein Datum Stand heute fixiert: am 29.05.2021 soll das Rheinlandpokalfinale im Stadion Oberwerth stattfinden. Am zentralisierten Tag der Amateure soll das große Finale wieder in Koblenz starten. Das Stadion musste auch frühzeitig reserviert werden. Bis dahin müssen aber noch einige Runden gespielt werden: Pokalsieger FV Engers hat noch nicht einmal die zweite Runde abgeschlossen. Auch hier rennt den Verantwortlichen die Zeit davon. Viele englische Wochen drohen den Vereinen, was Bedenken bei den Verantwortungsträgern auslöst: "Drei Spiele pro Woche sind mit Studenten und Schichtarbeitern schwer vorstellbar", gibt Marc Thiele von der SG Niederburg zu bedenken. Gleichzeitig beschwört Desch die romantische Vorstellung von mehreren Spielen in wenigen Tagen. Das sei heute nur leider schwierig vorstellbar, trägt ein Vereinsvertreter vor. Die "Work-Life-Balance" mal wieder - weniger bei ihm als bei seinen Spielern. 

Bis über ein Pokalfinale aber auch nur im Geringsten nachgedacht werden kann, möchte der Verband im März seine Mitgliedsvereine befragen, um ein Meinungsbild für die aktuelle Situation zu bekommen. Ein Abbruch kommt jedenfalls ohne ein Votum der Vereine nicht infrage. Und wenn gespielt werden darf, muss auch gespielt werden, berichtet Norbert Weise: "Die Vereine haben ein Recht auf Spielbetrieb." Und das ist keine Phrase, sondern das Regelwerk des Fußballverbandes. 

Abhängig von der Politik

Doch das Damoklesschwert, welches weiterhin über allen Diskussionen steht, bleibt dort: jegliche Verlängerungen des bestehenden Lockdowns stellen den Verband vor große Probleme. Der Verband gibt sich große Mühe auf die Situation vorbereitet zu sein und versucht seiner Rolle als Lobbyist des Fußballs gerecht zu werden. Drei Wochen Vorbereitungszeit im Teamtraining räumt der DFB den Senioren ein. Wann und ob es dazu kommt, ist Stand heute nicht abzusehen. Bis dahin gilt die alte Weisheit: die Hoffnung stirbt zuletzt.