In einem Interview mit aktuell4u gibt Intendant Alexander May interessante Einblicke in seine zweite Saison der Mayener Burgfestspiele 2023. Das diesjährige Programm konzentriert sich auf Hexen und starke Frauenfiguren und bietet dem Publikum eine abwechslungsreiche Mischung aus Theaterstücken, Komödien und Musicals.

Alexander May ist das zweite Jahr der Intendant der Mayener Burgfestspiele. Im Gespräch mit aktuell4u blickt er zurück, vor allem aber in die neue Spielzeit.



A4u: Wie war Dein erstes Jahr als Intendant der Burgfestspiele?

AM: Ich habe die erste Spielzeit mit sehr viel Freude hinter mich gebracht. Es war sehr anstrengend, aber auch sehr aufschlussreich und ich habe viele Dinge gelernt und mit tollen Künstlern gearbeitet. Künstlerisch war die erste Spielzeit durch die Bank weg ein toller Erfolg und wir sind rundum zufrieden. Und wir haben tatsächlich nach Corona einen ganz guten Start hingelegt. Trotzdem sind wir noch weit von den Zuschauerzahlen entfernt, die es vor der Coronazeit gab.

A4u: Was siehst Du heute aus einer gewissen Distanz kritisch, aber auch positiv?

AM: Ich bin auf jeden Fall sehr überrascht gewesen, dass unsere Komödie „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ so schlecht angekommen ist. Es war aus meiner Sicht vorher eine sichere Bank und schlussendlich ein überraschender Flop. Und das Stück, das eigentlich riskant war, nämlich das Musical „Brigitte Bordeaux“ war ein grosser Publikumserfolg. Genau andersrum, als ich es im Vorfeld einkalkuliert hatte. Das wiederum hat aber eine Tendenz bestätigt, die man aus vielen anderen Theatern kennt: Es gibt nicht mehr die sogenannten Publikumslieblinge, die das Theater automatisch füllen.

A4u: Was erwartest Du von Deiner zweiten Saison?

Wir haben jetzt die neue Spielzeit vor der Tür, mit einem reichhaltigen Programm. Ich habe in meiner damaligen Bewerbung als Festspielleiter drei Themen eingereicht. In 2022 waren es die "Querköpfe". Im Zentrum der Spielzeit 2023 stehen jetzt „HEXEN“, starke Frauenfiguren, deren Persönlichkeiten und Geschichten wir erzählen. Erzählungen bilden Brücken von der Vergangenheit in die Zukunft. Sie verbinden Generationen, schaffen Erkenntnis und Verständnis, können verzaubern. Dazu gehört für mich das Stück "Undine", eine berührende Geschichte – von Britta Schreiber – über die Liebe, der Suche nach sich selbst, Ausgrenzung und das Finden der eigenen Identität. Für das Familienstück "Hexe Hillary geht in die Oper" läuft der Vorverkauf erstaunlich gut. Die Komödie "Verhext und Zugenäht!", von einer der besten Komödien-Regisseurinnen Deutschlands inszeniert, spielt in der Eifel und beschäftigt sich im Stile einer Boulevard-Komödie mit zwei Familien, deren Abend sich in ein verrücktes Abenteuer verwandelt. Eine rasante Komödie mit Wortwitz und umwerfender Situationskomik.

A4u: …und "The Black Rider"?

… ist das Herzstück des Spielplans, hier inszeniere ich selbst. Ein Erfolgsmusical, das in eine fantastische, surreale Welt entführt und bei dem sechs Live-Musiker die Musik von Tom Waits präsentieren. Es ist die faszinierende Geschichte von dem "Freischütz". "The Black Rider" ist ein international erfolgreiches Musical. Ich freue mich da schon sehr drauf, bin aber jetzt auch schon so ein bisschen ernüchtert, weil die Vor-Verkaufszahlen bei dem Stück nicht so erfreulich sind, wie ich es mir wünsche.  Ich hoffe darauf, dass, wenn es läuft und die Leute merken, was das für eine coole Musik und eine tolle Story ist, dass dann auch der Verkauf mächtig anziehen wird. Und zu meiner besonderen Freude spielt da auch ein ehemaliger Intendant mit, nämlich Peter Nüesch, der eine kleine Rolle übernommen hat.  

A4u: Sind in diesem Jahr wieder Akteure dabei sind und auf wen kann man sich jetzt als Schauspieler besonders freuen. 

AM: Grundsätzlich habe ich ja gesagt, ich möchte als Intendant ein eigenes Profil entwickeln und dazu gehören natürlich auch einige Schauspieler, die an meiner Seite sind. Ich spreche hier von einem festen Pool von Darstellern, die im Laufe der Spielzeiten immer wieder auftauchen werden. Dementsprechend gibt es natürlich auch bekannte Gesichter. Michael Ophelders und Sabine Brandauer werden wieder dabei sein. Auch die Regisseurin vom Aschenputtel ist wieder dabei, Britta Schreiber. Matthias Flake ist an Bord. Torsten Hamer kommt als Gast wieder. Und ganz besonders freuen können sich die Zuschauer zum Beispiel auf die Teufelin in "The Black Rider" , Anne Müller, eine wunderbare Schauspielerin, die zuletzt bei den Münchner Kammerspielen oder im Hamburger Schauspielhaus spielte.

A4u: Du bist das zweite Jahr in Mayen, was ist Dir besonders aufgefallen?

AM: Die Herzlichkeit. Ich fühle mich hier sehr wohl. Vor vielen Jahren habe ich ja als  Steinmetz-/Bildhauer gearbeitet und von daher fühlt sich Mayen wie Heimat an. Und nächstes Jahr bei LAPIDEA werden wir auf dem Gelände "Grubenfeld" eine literarische Gruselnacht veranstalten, wo die Zuschauer nachts Horror und Science-Fiction-Geschichten vorgelesen bekommen von unseren Schauspielern und von mir. Also, für mich ist die Atmosphäre der Basalt- und Steinmetz-Stadt Mayen, mit diesen tollen Menschen und dieser wunderschönen Burg im Herzen der Stadt ein Zuhause geworden, wo ich mich sehr wohlfühle. Meine Verpflichtungen erlauben es mir in Zukunft wesentlich häufiger in Mayen vor Ort zu sein als im vergangenen Jahr, darüber freue ich mich besonders. 



Das Gespräch führte Burkhard Hau