Carlo Mense war einer der wichtigen Protagonisten der rheinischen Kunstszene des 20. Jahrhunderts. Seine Ausstellung "Flucht ins Paradies" kann ab dem 4. November wieder besucht werden.

Koblenz |

Carlo Mense (1886 Rheine/Westfalen – 1965 Königswinter) war einer der wichtigen Protagonisten der rheinischen Kunstszene des 20. Jahrhunderts. Nach einer Ausbildung an der Akademie in Düsseldorf sowie einem Studium bei Lovis Corinth in Berlin und an der Kunstschule Weimar unternahm er diverse Studienreisen. Schließlich ließ er sich in Köln nieder, wo er Mitglied verschiedener Künstlergemeinschaften wurde und sich an den wesentlichen Ausstellungen der damals revolutionären Kunst der Avantgarde beteiligte. Menses Werke der 1910er Jahre zeigen die intensive Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen deutschen, französischen und italienischen Kunstströmungen. In den 1920er Jahren näherte er sich der Neuen Sachlichkeit an.

Nach längeren Aufenthalten in Italien siedelte er 1925 nach Breslau um, wo er bis 1932 an der Kunstakademie als Professor tätig war. Danach kehrte er ins Rheinland zurück. Als Reaktion auf die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der 1930er Jahre

konzentrierte sich Mense vornehmlich auf das Malen von unverfänglichen Landschaften. Eine feste Anstellung konnte er nicht mehr erreichen, doch erhielt er 1933 das Villa Massimo-Stipendium in Rom. Zudem entstanden in den 1930er Jahren u. a. Gemälde

für öffentliche Auftraggeber. Menses frühere Werke wurden hingegen als „entartet“ verfemt und 1937 in der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ ausgestellt.

In einer der Kölner Bombennächte wurde sein Atelier 1944 zerstört. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs 1945 zog sich der Künstler nach Bad Honnef zurück, wo er die nächsten 20 Jahre leben sollte. Mense bemühte sich, sein künstlerisches Lebenswerk wieder zu komplettieren, indem er viele der verlorenen Gemälde nach Vorlagen oder aus der Erinnerung neu schuf. Zudem arbeitete er ungeachtet der abstrakten Strömungen der Nachkriegsavantgarde weiterhin figurativ und traf mit seiner Malerei durchaus den Geschmack einer bürgerlichen Käuferschaft, die seine träumerischen Landschaften zu schätzen wusste.

Das öffentliche Interesse an Carlo Mense konzentrierte sich bislang auf seine frühen expressiven oder neusachlichen Arbeiten. Unsere Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Siebengebirgsmuseum Königswinter und der Sammlung Rheinromantik entstand, zeigt mit zahlreichen Leihgaben aus öffentlichen Museen und von privaten Leihgebern erstmals das gesamte Werk in all seinen interessanten Facetten.

Eröffnung: 4.11.2022, 19 Uhr

Laufzeit: 5.11.2022 – 16.4.2023