Selten war das berühmte Bild von "David gegen Goliath" wahrscheinlich zutreffender als am Samstagnachmittag im Stadion Oberwerth, wenn Regionalligist TuS Rot-Weiß Koblenz auf heimischen Geläuf den Ost-Bezirksligisten VfB Linz begrüßen darf. Bei nüchterner Betrachtung müssten schon viele der "eigenen Gesetze" des Pokals gefunden werden, dass die Linzer den starken Koblenzern ein Bein stellen könnten.
Seit dem 13.September 2020 ist der VfB Linz ungeschlagen. Was normalerweise gegen Ende des Monats Mai im Folgejahr als stattliche Serie betrachtet werden könnte, bezeichnet beim Tabellensiebten der abgebrochenen Corona-Saison, dass auch seit dem 25.Oktober 2020 kein Fußballspiel mehr bestritten wurde. Mit 4:1 siegte die Elf vom Kaiserberg an jenem Sonntagnachmittag gegen die SG Westerburg durch drei Tore in der zweiten Halbzeit. Der Widereinstieg ins Fußballerleben wird gleich die größte Chance der Vereinsgeschichte: das Entscheidungsspiel um den DFB-Pokal gegen TuS Rot-Weiß Koblenz. Es hätte leichter kommen können für den VfB. "Am Willen wird es definitiv nicht scheitern, jeder ist 120 Prozent heiß", sagt Linz Trainer Björn Nietzard mit Blick auf das Entscheidungsspiel. Individuell haben sich die Linzer auf das Spiel vorbereitet, die letzten eineinhalb Wochen durfte sogar mit Sondergenehmigung mit voller Kapelle trainiert werden. Am Donnerstagabend durfte der Bezirksligist dann im Stadion Oberwerth zur Einheit ran. Nietzard setzt jedenfalls gegenüber dem Kicker mit einem Augenzwinkern auf eine ermüdete Rot-Weiß-Mannschaft: "Die haben 39 Spiele in der Saison hinter sich, hatten viele englische Wochen."
Auf der anderen Seite wartet mit den Koblenzer Vorstädtern der Goliath in der Geschichte. Die Koblenzer haben als bisheriger Tabellenzehnter der Regionalliga Südwest alle Erwartungen übertroffen und wurden als fester Teilnehmer für das Entscheidungsspiel gesetzt, da sie die spielklassenhöchste Mannschaft im Fußballverband Rheinland sind. Vor dem Spiel deutet allerdings beim haushohen Favorit keine laissez-faire Einstellung an: "Wir haben in der Vorbereitung auf das Spiel nichts anders gemacht als ginge es gegen einen Regionalligisten und werden mit größtmöglicher Konzentration unsere bewährten Tugenden aufs Feld bringen", sagt Heiner Backhaus im Vorfeld auf das Spiel. "Wir wollen unbedingt in den DFB-Pokal einziehen." In dieselbe Kerbe schlägt Top-Torjäger Valdrin Mustafa, der sich nach der Saison in Richtung 3.Liga verabschieden wird: "Jeder von uns nimmt das Spiel sehr ernst", sagte der 17-fache Torschütze im Interview mit Aktuell4U.
Einmal sind sich die beiden Teams in der laufenden Saison übrigens schon begegnet: in einem Testspiel vor der Saison gab es einen 5:1-Sieg der Koblenzer. Für viele Außenstehende wäre der VfB Linz damit wahrscheinlich noch gut bedient.
Anstoß des Entscheidungsspiels ist am Samstag um 14:00 Uhr im Stadion Oberwerth. Das Spiel wird live im SWR übertragen.