Call of Duty steht seit jeher für bombastisch inszenierte Kampagnen mit Popcorn-Action á la Hollywood und intensive Mehrspieler-Gefechte. Setzt Modern Warfare 3 die Tradition fort oder enttäuscht das Remake? Feuer frei für den Test!

 Name: Call of Duty: Modern Warfare 3 (2023)
Genre: Ego-Shooter
Entwickler: Infinity Ward, Sledgehammer Games, Treyarch
Publisher: Activision Blizzard
Plattform: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC, PlayStation 4, Xbox One
Veröffentlichung: 10.11.2023
Preis: ab 69,99 Euro

Neben GTA zählt Call of Duty trotz mancher Kontroversen immer noch zu den größten und erfolgreichsten Marken in der Welt der Videospiele. Bei Publisher Activision arbeiten deshalb gleich mehrere interne Studios an der Shooter-Reihe, um Ballerfans nach Möglichkeit jedes Jahr mit Nachschub zu beglücken. Warum sich die Freude bei Modern Warfare 3 dagegen bei manchen Bereichen in Grenzen halten dürfte, verrät der Test. 

Ein Kampagnen-Häppchen

Vier Stunden. Ja, genau. Nach etwa vier Stunden läuft bereits der Abspann über den Bildschirm und die Kampagne ist vorbei. Das ist selbst für ein Call of Duty kurz, das für Solisten noch nie den großen Umfang geboten hat, in der Regel aber durch kurzweilige Unterhaltung mit packender Action, viel Abwechslung und einer Over-The-Top-Blockbuster-Inszenierung im Stil von Michael Bay punkten konnte. 

Das alles blitzt in der Kampagne von Modern Warfare 3 höchstens kurz auf – und das ist in Kombination mit dem erschreckend geringen Umfang die größte Enttäuschung! Vor allem die Missionen auf den deutlich größeren und offeneren Karten („Open Combat Missions“) wirken wie Fremdkörper, weil man es für nötig hielt, nicht nur dem neuen Zombie-Modus, sondern eben auch der Kampagne die DMZ-DNA aus Warzone zu injizieren. Leider ging das Experiment nach hinten los: Über weite Strecken fühlt man sich dadurch in der Kampagne wie in einem Mehrspieler-Match mit Bots, unterbrochen durch kleine Story-Fetzen, wobei die dünne Handlung locker auf einen Bierdeckel passt. Aber selbst das wäre noch egal, wenn die Designer es geschafft hätten, mit einem clever konzipierten Wechsel aus Anspannung und Ruhephasen sowie eingetreuten Railshooter-Sequenzen den Puls auf eine intensive Achterbahnfahrt zu schicken.

Langeweile vorprogrammiert

Stattdessen ist die erste Hälfte mit wenigen Ausnahmen vor allem eines: ein erschreckend langweiliges Schnarchfest! Selbst der Soundtrack dümpelt lediglich vor sich hin und reicht bei weitem nicht an die beeindruckenden Klangwelten heran, die z.T. aus den Federn von Hollywood-Komponisten wie Hans Zimmer oder Harry Gregson-Williams stammten. Erst im letzten Drittel dreht die Kampagne langsam auf und überzeugt z.B. mit einem Sniper-Duell inmitten eines Schneesturms, hektischen Bombenentschärfungen und einer Beschattung mit der Hilfe von Aufnahmen öffentlicher Verkehrskameras. Dass die Designer aber offenbar kein Gespür für ein gelungenes Pacing besitzen, zeigt sich leider einmal mehr in der vorletzten Mission, in der man zur Abwechslung aus der Luft Schützenhilfe für die Truppen am Boden leistet, aber sich aufgrund der abartigen Länge irgendwann nur noch wünscht, dass die Sequenz endlich vorbei sein möge. Tatsächlich kommt auch der Abspann einer Erleichterung gleich, sich trotz einiger netter Ansätze nicht noch länger als die kurzen vier Stunden mit dieser Kampagne herum quälen zu müssen. Man muss es leider so schreiben wie es ist: In meinen Augen bietet das Modern Warfare 3 von 2023 den schlechteste Story-Modus in einem Call of Duty der letzten 10-15 Jahre! 

Mehrspieler-Modi als Rettungsanker?

Aber es gibt ja zum Glück auch noch die Mehrspieler-Modi, in denen man weder Story, Pacing noch eine fette Inszenierung braucht, sondern einfach nur auf Mitspieler statt KI-Bots ballern möchte. Das kann man entweder in privaten Spielen mit eigenen Regeln gegen Freunde machen oder sich in verschiedenen Spielvarianten in Online-Gefechte mit bis zu 64 Teilnehmern stürzen. Dort findet man die gewohnte Auswahl aus Team-Deathmatch, Kill confirmed, Search and Destroy oder Domination. Das Déjà-vu beschränkt sich aber nicht nur auf die Modi, sondern auch die 16 Karten: Diese wurden aus Modern Warfare 2 (aus dem Jahr 2009) recycelt und technisch modernisiert. Zwar sind die Maps insgesamt gut designt, aber mit dem Aufwärmen der alten Inhalte hat man es sich bei Activision Blizzard schon sehr einfach gemacht. Während man sich als Spieler freuen darf, dank einer höheren TTK-Rate (Time-to-Kill) in diesem Jahr etwas mehr einstecken zu können, treiben einen die Spawn-Punkte direkt vor der Nase von Gegnern oder das Matchmaking mit einer Server-Ankunft fünf Sekunden vor dem Session-Ende ähnlich zur Weißglut wie der furchtbare HQ-Launcher mit seiner chaotischen Struktur und einem Update-Wahn, für den man eigentlich Schmerzensgeld verlangen müsste. In einem zentralen Bereich kann Call of Duty dagegen auch wieder beim aktuellen Modern Warfare 3 überzeugen – und das sowohl in der misslungenen Kampagne als auch dem inhaltlich angestaubten Mehrspieler-Bereich: Das Gunplay fühlt sich verdammt gut an und ist bewusst nicht auf Simulation, sondern den puren Spielspaß zugeschnitten – sei es mit Sturmgewehren, Pistolen, Shotguns, Scharfschützengewehren, einer leisen Armbrust oder anderen Wummen innerhalb des beeindruckenden Waffenarsenals. 

 Worum geht’s?

Die Kampagne von Call of Duty: Modern Warfare 3 knüpft an die Geschehnisse des Vorgängers an: Der russische Ultranationalist Vladimir Makarov ist aus seinem Hochsicherheitsgefängnis entkommen und initiiert Terrorangriffe in ganz Europa – mit dem Ziel, einen dritten Weltkrieg zu entfachen. Als Teil der internationalen Task Force 141 schlüpft man in verschiedene Rollen, um Makarov ausfinding zu machen und dessen Pläne zu vereiteln. Neben der Kampagne werden außerdem wieder diverse Mehrspieler-Modi geboten und auch die gemeinsame Jagd auf Zombies ist wieder mit von der Partie, allerdings mit einem neuen Designkonzept. 
          

Call of Duty: Modern Warfare 3 ist geeignet für Spieler, die...

    • keine großen Erwartungen an die Kampagne haben
    • das Konzept der DMZ aus Warzone lieben
    • eine große Frustresistenz beim Launcher mitbringen


Call of Duty: Modern Warfare 3 ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • genug von Krieg und Terror haben
    • überwiegend solo spielen wollen
    • komplett neue Inhalte erwarten

Alternativen: Call of Duty: Modern Warfare 2, Battlefield 2042, Battlebit Remastered