2008 sorgte EA auf PCs und Konsolen mit Dead Space für düsteren Survival-Horror im Weltraum. Jetzt wurde der Klassiker neu aufgelegt und modernisiert: Lohnt sich die Rückkehr auf die USG Ishimura?

 Name: Dead Space (Remake)
Genre: Survival-Horror
Entwickler: EA Motive Studio
Publisher: Electronic Arts
Plattform: PC, Xbox Series X|S, PlayStation 5 (getestet)
Veröffentlichung: 27.01.2023
Preis: zwischen 59,99 und 99,99 Euro 

Im Rahmen seiner Qualitätsoffensive ließ Publisher Electronic Arts 2008 das Blut in den Adern vieler Spieler gefrieren: Mit Dead Space präsentierte man abseits zahlloser Fortsetzungen nicht nur eine komplett neue Marke, sondern brachte mit einer innovativen Zerstückelungsmechanik auch frischen Wind in den Survival Horror, die überraschenderweise nach harter Überzeugungsarbeit schließlich sogar von der kritischen USK abgesegnet wurde. Jetzt bringt EA Motive Studio den Horror-Klassiker mit einem technisch und inhaltlich überarbeiteten Remake zurück auf PCs und aktuelle Konsolen. Lohnt sich die Rückkehr auf die USC Ishimura?

Horror im Weltraum

Für alle, die das Original nicht kennen: In Dead Space übernimmt man die Rolle des Ingenieurs Isaac Clarke, der nach dem Empfang eines Notsignals mit seiner Crew dem Abbau-Schiff USC Ishimura zu Hilfe eilt. Da auch beim Anflug im Orbit des Planeten kein Kontakt hergestellt werden kann, beschließt das Rettungsteam, selbst an Bord zu gehen und nachzuschauen.

Statt eines defekten Funkgeräts landet man mit Isaac in einem fürchterlichen Alptraum: In den düsteren Gängen und Räumen des Schiffs wimmelt es vor tödlichen Kreaturen, die ihre Auftritte auch gerne mit Schockmomenten einleiten, wenn sie z.B. plötzlich durch Lüftungsschächte oder Decken brechen. Statt wie üblich mit dem Waffenarsenal nur auf den Kopf zu schießen, hält man sich die Viehcher am besten vom Leib, indem man ihre Gliedmaßen abtrennt und die Feinde regelrecht zerstückelt. Nützlicher Nebeneffekt: Dank der Kinese-Fähigkeit des Raumanzugs lassen sich die abgetrennten Teile auch als Waffen nutzen, indem man sie wie Speere in die grotesk gestalteten Körper der Angreifer schleudert. Als hilfreich erweist sich auch der Einsatz von Stase, die zweite besondere Fähigkeit von Isaac. Mit ihr lassen sich bei einem gut platzierten Treffer die heranstürmenden Feinde verlangsamen. Und auch bei defekten Türen, bei denen die Gefahr besteht, aufgrund der schnellen Bewegungen zerquetscht zu werden, entpuppt sich Stase als Lösung.

Upgrades erhöhen Überlebenschancen

Wie im Original lassen sich Rig und Waffen mit so genannten Knotenpunkten aufwerten, die man zwischendurch findet oder für Ingame-Credits neben Munition, Heil- und Stasepaketen sogar kaufen kann. So erhöht man bei Waffen zunehmend die Feuerkraft und Magazingröße oder verringert die Zeit zum Nachladen. Bei Anzug lässt sich dagegen u.a. die Widerstandkraft gegen Schäden oder der Sauerstoffvorrat steigern. Denn selbstverständlich schwebt man auch in der Neuauflage in manchen Passagen durch den luftleeren Raum und darf sich dabei sogar frei bewegen, wie es ursprünglich erst beim Nachfolger möglich war. Darüber hinaus finden mit den auffindbaren Patenten und zusätzlichen Waffen weitere Inhalte aus Dead Space 2 und 3 ins Remake.

Während Isaac im Original bei seinem Auftreten noch ein einem gewissen Halloween-Killer namens Michael Myers nacheiferte und sich als überwiegend stummer Protagonist präsentierte, dessen Gesicht die meiste Zeit hinter der Maske versteckt wurde, gibt es jetzt Entwarnung: Auch hier orientieren sich die Entwickler stärker an den Fortsetzungen und spendieren dem Helden mehr Dialoge und Sequenzen ohne Gesichtsverdeckung. Dank neuer Areale und zusätzlicher Story-Schnipsel kommen sogar Kenner der ursprünglichen Version auf ihre Kosten. 

Das Original ist gut gealtert

Die sieht angesichts ihres Alters übrigens immer noch verdammt gut aus – vor allem am PC! Das verdeutlicht einmal mehr, was für einen außerordentlich guten Job die ursprünglichen Entwickler damals in technischer Hinsicht gemacht haben und auch das HUD-Design mit der Lebensleiste als leuchtende Wirbelsäule hinten am Anzug ist genauso aller Ehren wert wie das coole Navigationssystem auf Knopfdruck, das einen immer verlässlich zum nächsten Zielpunkt leitet.

Streng genommen hätte es angesichts der gut gealterten Vorlage also nicht unbedingt ein Remake von Dead Space gebraucht. Trotzdem springen die technischen Verbesserungen sofort ins Auge: Egal ob man sich auf der Konsolen für den Qualitätsmodus mit 30fps und Raytracing oder den Performance-Modus mit flüssigen 60fps entscheidet, glänzt die mit der Zeit vielleicht etwas zu eintönige Umgebung mit viel mehr Details sowie fantastischen Licht- und Partikeleffekten. Dazu gesellt sich eine grandiose Soundkulisse, die mit ihrer Mehrkanal-Abmischung, hoher Dynamik und wirklich fiesen Geräuschen einen wesentlichen Anteil zur düsteren Stimmung beiträgt. Und auch die Ladeunterbrechungen von früher gehören im Remake der Vergangenheit an.

Vorsicht, Spoiler!

Nur auf das optionale Warnsystem vor krassen Szenen hätte man ruhig verzichten können. Ist es aktiviert, wird man als Spieler vor potenziell verstörenden Inhalten im Vorfeld gewarnt und es wird sogar recht detailliert beschrieben, was als nächstes passiert. Damit entspricht die Warnung im Prinzip einem einzigen fetten Spoiler. Und jetzt mal ehrlich: Wenn man sich ein Spiel wie Dead Space kauft, sollte man doch eigentlich wissen, worauf man sich einlässt. Und wenn nicht, wie soll man sich denn nach der Warnung verhalten? Das Spiel ausmachen? Die Augen schließen und irgendwie versuchen weiterzuspielen? Vom Rückgaberecht Gebrauch machen? Mir erscheint diese Warnoption irgendwie ziemlich sinnfrei... 

Davon abgesehen haben EA und das Motive Studio aber überzeugende Arbeit geleistet, den packenden Weltraum-Horror von damals hervorragend zu modernisieren und es war eine gute Entscheidung, sich neben dem PC nur noch auf die aktuelle Konsolengeneration mit ihrer zusätzlichen Hardware-Power zu konzentrieren: Das Remake versprüht für Kenner vielleicht nicht mehr ganz die Intensität von früher, aber begeistert dennoch mit den audiovisuellen Verbesserungen, optimierten Spielmechaniken und sogar ein paar inhaltlichen Neuerungen. Wer als Horror-Fan bisher noch nie die Ishimura besucht hat, bekommt jetzt auf jeden Fall einen sehr guten Grund, dieses packende Erlebnis nachzuholen. Obwohl das kürzlich veröffentlichte The Callisto Protocol vom damaligen Entwicklerteam stammt und als geistiger Nachfolger von Dead Space in eine ähnliche Kerbe schlägt, zeigt EA mit diesem gelungenen Remake, dass am Ende doch nichts über das Vorbild geht.

 Worum geht’s?

Bei Dead Space handelt es sich um die technisch und inhaltlich verbesserte Neuauflage des gleichnamigen Horror-Klassikers aus dem Jahr 2008. In dem düsteren Science-Fiction-Szenario erforscht man in der Rolle des Ingenieurs Isaac Clarke das Abbau-Raumschiff ISC Ishimura, zu dem der Kontakt abgebrochen ist. An Bord bekämpft man die skurrilen und blutrünstigen Kreaturen mit diversen Waffen, löst Umgebungsrätsel und schwebt durch die Schwerelosigkeit, während jederzeit mit dem nächsten Schockeffekt gerechnet werden muss. 

Dead Space ist geeignet für Spieler, die...

    • den Horror-Klassiker nochmal im modernisierten Gewand erleben möchten
    • auf die Kombination aus Science-Fiction und Horror stehen
    • ihre monströsen Gegner gerne zerstückeln


Dead Space ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • den stillen Protagonisten des Originals bevorzugen  
    • keine Nerven aus Stahl haben
    • noch keine Notwendigkeit für ein (Vollpreis-)Remake sehen 

Alternativen: The Callisto Protocol, Outlast, Resident Evil 2 (Remake)