Eigentlich soll ein Bunker Schutz bieten. Bei Amnesia: The Bunker wird dieses Prinzip umgekehrt, denn im neuen Horrorspiel von Frictional Games lauert der übernatürliche Feind im Inneren.

 Name: Amnesia: The Bunker 
Genre: Survival Horror
Entwickler: Frictional Games
Publisher: Frictional Games
Plattform: PC (getestet), PlayStation 4, Xbox One, Xbox Series X|S
Veröffentlichung: 06.06.2023
Preis: ab 24,50 Euro

Amnesia: The Dark Descent gilt als Klassiker im Survival-Horror und begeisterte 2010 vor allem mit einer düsteren Atmosphäre und intensiven Spannungsmomenten. Mit dem jüngsten Ableger Amnesia: The Bunker zelebriert das Team von Frictional Games einmal mehr die Angst vor der Dunkelheit...und was darin lauert.   

Klaustrophobie? Es gibt Schlimmeres!

Enge Gänge, die viele Meter unter der Erde ein regelrechtes Labyrinth bilden, dazu ständige Detonationen von der Oberfläche, die Mauerwerk und Räume erschüttern: Schon unter normalen Umständen ist die Vorstellung beklemmend, sich bei Gefahr in einen Bunker begeben und dort ausharren zu müssen – vor allem, wenn man unter Klaustrophobie leidet. Und jetzt stelle man sich vor, irgendwo in diesem Komplex würde noch eine Kreatur in der Dunkelheit lauern, um sich einen nach dem anderen zu krallen und brutal zu zerfetzen. Genau für dieses Szenario hat man sich bei Frictional Games entschieden und der jüngste Teil der Amnesia-Reihe beweist, dass die Schweden mit dieser Art des Horrors wieder zu ihrer alten Form zurückfinden.

Angesiedelt im Ersten Weltkrieg erinnert der Einstieg zunächst noch an einen gewöhnlichen Shooter mit ungewöhnlich wenig Munition: In der Egoansicht schlägt man sich als französischer Soldat Henri durch die Schützengräben, in denen hinter jeder Ecke die deutschen Truppen lauern könnten. Nachdem eine heldenhafte Rettungstat mit einer Granatenexplosion endet, wacht man in einem Bunker auf. Doch anstatt auf Kameraden zu treffen, deuten Blutspuren und schrecklich zugerichtete Leichen auf ein Massaker hin. Was ist hier passiert? Erste Erklärungen liefern bereits fleißig gesammelte Notizen, doch früher oder später wird man auch persönlich mit der Antwort konfrontiert: Im Bunker treibt sich ein blutrünstiges Monster herum, dem die Soldaten zum Opfer gefallen sind – und die Jagd ist noch nicht vorbei!

Es werde Licht

Schnell werden Erinnerungen an das gelungene Alien: Isolation wach – mit dem Unterschied, dass die Spielzeit mit etwa 7-9 Stunden hier längst nicht so hoch ausfällt und die Kreatur nicht ganz so unberechenbar und intelligent agiert wie das berühmte Film-Monster von H.R. Giger. Trotzdem gelingt es den Entwicklern, selbst mit zusätzlichen Abstrichen bei der dünnen Story eine herrlich düstere Atmosphäre mit einer unangenehm angenehmen Dauer-Anspannung zu erschaffen.

Mit Schusswaffen kommt man selbst auf dem niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade nicht weit – dafür sorgt zum einen der Munitionsmangel, ein realistisch langer Nachlade-Prozess und die Tatsache, dass Patronen genau wie Gas und Feuer das Monster zwar kurz aufhalten, es aber nicht endgültig töten können. Statt Konfrontation sind also Schleichen, Verstecken und unauffälliges Verhalten der Weg zum Erfolg, der aber durch mehrere Faktoren gefährdet wird: Um aus dem Bunker zu entkommen, gilt es alle nötigen Komponenten und Werkzeuge zum Bau eines Sprengsatzes aufzutreiben, die selbstverständlich kreuz und quer in der weitläufigen Anlage verteilt und mitunter sogar mit Zahlenschlössern geschützt sind. Wer es schafft, den Generator mit gefundenen Benzinkanistern am Laufen zu halten, kann im Schutz des Lichts trotz der bedrohlichen Klangkulisse etwas entspannter die Umgebung erkunden, zumal man mit einem Blick auf die praktische Stoppuhr und einem ersten Flackern der Beleuchtung gut abschätzen kann, wann dem Mini-Kraftwerk der Saft und damit den Lampen der nötige Strom ausgeht. Mit dem verwinkelten Layout fällt es ohnehin schon schwer, die Orientierung zu behalten, aber in der Dunkelheit wird es richtig heftig, zumal gleichzeitig die Bedrohung durch das Vieh massiv zunimmt und sich Henri zudem auch noch bissige Ratten in den Weg stellen. Zwar findet man schnell eine Lampe, die dank des verbundenen Dynamos quasi über unendliche Energiereserven verfügt. Allerdings erregt der Lärm beim Aufladen des Dynamos die Aufmerksamkeit der Kreatur – A Quiet Place oder auch Pitch Black lassen grüßen!

Schwere Entscheidungen

Neben kleinen Umgebungsrätseln und der Erkundung muss man im Spielverlauf oft das Risiko seiner nächsten Schritte abwägen: Geht man nochmal den Weg zum Generator und damit zum einzigen Speicherpunkt zurück, um für ein paar weitere Minuten Licht zu haben oder sucht man lieber weiter nach der nächsten Komponente? Soll man die Lampe nochmal aufladen oder sich besser weiter unauffällig durch die Dunkelheit vortasten? Welche Gegenstände wandern ins arg begrenzte Inventar und welche verstaut man lieber in der Aufbewahrungskiste im zentralen Büro? Zudem sollte man bei der Erkundung immer die Augen nach alternativen Lösungsansätzen offen halten. Statt mit viel Krach eine Tür zu zertrümmern, könnte es doch vielleicht noch einen anderen Weg geben, um in einen Raum zu gelangen?! Zudem lohnt es sich manchmal, einfach ein bisschen mit Gegenständen oder Dingen in der Umgebung herum zu experimentieren, ohne an dieser Stelle mehr verraten zu wollen. Die Bedienung mit dem Controller ist vor allem beim Öffnen von Schränken oder dem Verschieben von Kisten via Analogstick zwar etwas gewöhnungsbedürftig und wirkt damit nicht so intuitiv wie mit Maus und Tastatur, aber das lässt sich verschmerzen. Stärkere Nerven sind ohnehin bei der Begegnung mit dem Monster gefragt, denn wird man entdeckt, bedeutet das eigentlich immer den sicheren Tod. Unvorsichtige Naturen dürften vom häufigen Sterben entsprechend frustriert sein, doch wer sich auf das Spielprinzip einlässt, wird in dem Bunker ein aufregendes und Nerven zerfetzendes Katz- und Mausspiel erleben.

            

 Worum geht’s?

Amnesia: The Bunker ist zeitlich im Ersten Weltkrieg angesiedelt. In der Rolle eines französischen Soldaten muss man sich in der Ego-Ansicht nicht nur mit deutschen Truppen auseinandersetzen, sondern wird im Inneren des Bunkers von einer blutrünstigen Kreatur gejagt. Auf dem Weg zum rettenden Ausgang gilt es, Umgebungsrätsel zu lösen, den Stromgenerator möglichst am Laufen zu halten und wichtige Gegenstände zu finden. Vor allem aber muss man in den labyrinthartigen Gängen lange genug überleben, bevor die Bestie ihr nächstes Opfer findet.         

Amnesia: The Bunker ist geeignet für Spieler, die...

    • Nerven aus Stahl haben
    • keine Angst im Dunkeln verspüren
    • eine intensive Spielerfahrung suchen


Amnesia: The Bunker ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • sich schnell vor Angst in die Hose machen  
    • auf viel Baller-Action hoffen
    • oft die Orientierung verlieren

Alternativen: Alien: Isolation, Amnesia: The Dark Descent, The Dark Pictures Anthology: House of Ashes