Im „Hotel Hohenzollern“ in Koblenz gründet sich am 11.Juni 1949 der Fußballverband Rheinland (FVR). Von der Luxemburger Grenze einschließlich der Eifel, bis südlich von Bonn, den Westerwald einschließend, zur Lahn an die Landesgrenze von Hessen, südlich von Oberwesel am Rhein, den Hunsrück hoch bis zum Soon- und Idarwald, ganz nahe am Saarland und dann wieder nach Luxemburg, so groß ist der kleine Verband, einer von 21 im Deutschen Fußball-Bund.

Koblenz |

Mit Koblenz und Trier als Oberzentren. Mitten im Herzen von Europa gelegen ist der FVR bis heute in 75 Jahren ohne Bundesligaverein bei den Herren geblieben, bei den Frauen aber gehörte der SC 07 Bad Neuenahr viele Jahre zur Belle Etage des Fußballs. Mit Spielerinnen wie Almut Schult, Lena Gößling, Martina Müller, Sandra Minnert, Steffi Jones und natürlich Celia Sasic. Und Marion Isbert und Jutta Nardenbach von TuS Ahrbach, dem Verein vom Westerwald, der einmal im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft stand. Heute ist die SG Andernach in der zweiten Bundesliga.

Als der Verband entstand, war TuS Neuendorf im Südwesten hinter dem FCK ein großer Verein mit Nationalspielern wie Jupp Gauchel, Karl Adam und Köbes Milz und mit einem Flügelflitzer namens Rudi Gutendorf, der als Trainer in der ganzen Welt wirken würde. Und auch sie sind Rheinländer: Roman Weidenfeller, Peter Hidien, Winfried Schäfer, Klaus Toppmöller. Sie alle machten als Spieler oder Trainer Karriere. Das gelang auch TuS Koblenz und der Trierer Eintracht, dem FSV Salmrohr und den Eisbachtaler Sportfreunden.

1008 Vereine mit knapp 180 000 Mitgliedern und 3035 Mannschaften, 1100 Schiedsrichter, neun Kreise, 25 hauptamtliche Mitarbeiter in der Geschäftsstelle auf dem Koblenzer Oberwerth, daneben die moderne Sportschule, alles mit Blick auf den großen Strom. Rhein, Mosel und die Ahr, sie gehören zum Verband. Die Ahr-Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021, die 134 Menschen das Leben kostete und eine komplette Infrastruktur, auch die des Sportes, zerstörte, ist in 75 Jahren FVR die größte Herausforderung. Und es ist zugleich für den Verband , für seine Stiftung „Fußball Hilft“ und für hunderte von Vereinen zu einem beispiellosen und einzigartigen Akt von Solidarität geworden. „Was wir nach der Flut erlebt haben, auch noch mitten in der Zeit von Corona, das ist in Worten nicht zu beschreiben. Wir sind das geworden, was man mit Einheit bezeichnen kann. Wie unsere Vereine denen von der Ahr geholfen haben, wie sie sie  aufgenommen haben und wie sie vor Ort mithalfen, ein Stück Wiederaufbau zu leisten, das war mehr wert als alle Meisterschaften in 75 Jahren zusammen“, sagt Gregor Eibes, Präsident des FVR seit 2022.

In der Nachfolge von Dr. Hans Menningen, Anton Martini, Toni Kahl, Dr. Theo Zwanziger und Walter Desch ist Eibes im Rheinland wieder ein Präsident, der dem kleinen Verband nach innen und außen Gewicht gibt. So wie das auch für die Geschäftsführer des Verbandes, von Werner Lunnebach über Michael Türk, Armin Bertsch bis heute zu Dennis Gronau gilt.

Kein Bundesligist im Herrenfußball, aber mit großem Erfolg  in der Ausbildung, im Jugendfußball tätig, im Bemühen um notwendigerweise mehr Mädchen und Frauen, Themen wie Integration und Migration voranbringend, Inklusion erlebbar  machen, das alles ist FVR. Seine internationale Arbeit mit Burgund in den 1960er Jahren war ein Stück deutsch-französischer Annäherung, die Hilfe für Ruanda in den 1980 er Jahren half den Menschen in einem der ärmsten Länder der Erde. Und die nach der deutschen Vereinigung begonnene Partnerschaft mit dem ungarischen Komitat Komarom-Esztergom erfährt im Jahr des Verbandsjubiläums und der Erinnerung an das „Wunder von Bern“ vor 70 Jahren eine besondere Dimension. Der Fußballverband Rheinland hat sie alle zusammengeführt, die Legenden von 1954: Grosicz, Buzanski, Czibor, Hidekutti und Puskas. Und Fritz und Ottmar Walter, Liebrich und Eckel.  Ein großes Stück deutscher Fußballbeschichte geht mit dieser Partnerschaft des FVR einher.

Alles begann 1949 . „Wer weiß noch, was damals war-1945, 1946 und auch noch 1949, als wir in schäbigen Anzügen herumliefen und manchmal ziemlich verzweifelten an unserer Zukunft, auch der des Sportes“, hat Willi Daume, erster Präsident des Deutschen Sportbundes, einmal gesagt. Die Gründer von damals konnten ahnen, wie kraftvoll der Fußballverband Rheinland sich entwickeln würde, mitten in Europa. Als ein Sportverband, der die Menschen zusammenführt, der Individualität im Team möglich macht, daran glaubend, dass sich Menschen vom Ball verzaubern lassen würden. All das haben sie 1949 so gewollt. Und der Fußballverband Rheinland ist zu einer großen und unübersehbaren  sozialen und  gesellschaftlichen Kraft geworden.