Die letzten Atomkraftwerke gehen vom Netz und die Frage kommt auf, woher wir nun unseren Strom beziehen sollen inmitten der Energiewende. Wurde der Atomausstieg zu früh beschlossen?

Ist euch bewusst, dass Ende 2022 die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz genommen werden? Die Ampel-Koalition hält an diesem Unterfangen weiterhin fest, aber was heißt das für uns?

Die Nuklearkatastrophe 2011 in Fukushima hat zu einer Kehrtwende im Thema Atomkraft geführt. Drei Tage später stand der Atomausstieg für die Bundesregierung fest. Ende 2022 gehen mit Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 die letzten atomaren Energieproduzenten vom Netz. Der Sicherheitsaspekt und die nicht gelöste Frage der Endlagerung sind für Deutschland klare Argumente gegen die Atomkraft – und was macht die EU? Die stuft Kernenergie in ihrer neuen Taxonomie als nachhaltig ein und will diese damit wirtschaftlich stärken.

Niedrige Emissionen – reicht das?

Im Vergleich zu fossilen Energieträgern steht die Atomkraft gut da. Schaut man aber auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft, so ist die Atomkraft jedoch um ein vielfältiges schädlicher für die Umwelt. Bis ein Atomkraftwerk ans Netz gehen kann, bedarf es jahrelanger Vorlaufzeit an Sicherheitschecks und Genehmigungen. Der Bau und die Endlagerung sorgen für ungemeine Kosten und die Forschung für erneuerbare Energien ist in voller Fahrt. Warum also setzt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron weiterhin auf den Ausbau von Kernenergie?

Der Wind weht nicht immer

Ende 2021 haben die letzten sechs Atomkraftwerke 14 % der Stromproduktion in Deutschland ausgemacht. Um den kontinuierlichen Abbau zu kompensieren, müssen deutlich mehr Windparks und Solaranlagen gebaut werden. Das Problem hieran: Der Wind weht nicht immer. Die dauerhaft laufenden Kraftwerke haben eine konstante Stromversorgung geliefert, die nun je nach Sonnen- und Windbedingungen schwanken kann. Der Ausbau von erneuerbaren Energien hat es ermöglicht, unseren Strom in guten Zeiten zu exportieren und in Zeiten des Mangels zu importieren. Der Austausch hat für Deutschland und seine Partnerländer stets einen gegenseitigen Vorteil gehabt, jedoch kann eine Energieabhängigkeit in Krisensituationen gefährlich sein. 

Am Ende entscheidet immer noch die Politik

Macron spricht in einer Fernsehansprache von Energieunabhängigkeit und dem Kampf gegen den Klimawandel als Begründung für den Bau von neuen Reaktoren. Um die Klimaziele ohne Kernenergie zu erreichen, müssten dort enorme Kosten und Maßnahmen ergriffen werden. Aktuell sorgen 56 aktive Atomkraftwerke für 70% der Stromversorgung in Frankreich. Die Unabhängigkeit ist ein fairer Punkt mit Blick auf den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Während sich Deutschland mit der Erdgas-Pipeline „Nord Stream 2“ von Russlands Energiequellen abhängig macht, will Frankreich dem ganzen mit Kernenergie vorbeugen. Ob es besser ist, sich von Kernenergie oder einem Energielieferanten abhängig zu machen, bleibt am Ende nur noch Sache der Politik.