Der Meeresspiegel steigt und auch Deutschland geht es langsam an den Kragen. Sylt muss jährlich Sand an den Strand baggern um der Abtragung entgegenzuwirken, doch wie lange können unsere Deiche uns noch vor Überflutungen schützen?

Die Folgen des Klimawandels sind mittlerweile auch für Deutschland zu spüren. Neben häufigeren Wetterextremen wie den Sturmfluten im Ahrtal muss zum Beispiel Sylt dem steigenden Meeresspiegel entgegenwirken, indem sie neuen Sand an ihre Strände baggern. Die Erwärmung der Weltmeere und die schmelzenden Gletscher sorgen nicht nur dafür, dass unseren Inseln das Wasser bis zum Hals steht, sondern auch Hafenstädte wie Hamburg von Überschwemmungen betroffen sein werden.

Warum steigen die Meeresspiegel

Der Meeresspiegel-Anstieg hat vor allem zwei Ursachen: Die Erwärmung der Ozeane sorgt für eine Expansion des Meereswassers und das Wasservolumen nimmt durch das Abschmelzen der Gletscher zu. Das hat seit dem Jahr 1901 für einen Anstieg um 20 cm gesorgt und die jährliche Zunahme ist steigend. Der Weltklimarat hat mehrere Szenarien aufgestellt, wie sich der Meeresspiegel entwickeln könnte. In einem der besten Szenarien für uns Menschen, in dem die Klimaziele erreicht werden und die Mitteltemperatur unter zwei Grad Celsius bleibt, steigt der Meeresspiegel bis zum Jahr 2050 um 24 cm. Realistische Prognosen sind eher deutlich höher und viele Kritiker bemängeln die Untertreibung dieser Zahlen.

Sylt wird fleißig weiter schaufeln müssen

Die Erwärmung der Meere und das Abschmelzen der Gletscher wird nicht einfach beendet, sobald wir unsere Klimaziele erreicht haben. Wir können den Prozess lediglich verlangsamen, aber der Anstieg hört nicht einfach auf. Was heißt das für unsere Inseln und Küstenstädte? Die Deiche sind schon so hoch, wie die Bodenbeschaffenheit es zulässt und Sylt muss jährlich Sand an die Strände baggern, um der Abtragung durch das Meer entgegenzuwirken. Die Versalzung der Gebiete in Küstennähe und die hohe Sturmflutgefahr wird viele landwirtschaftliche Flächen und Wohnorte unbrauchbar machen.

Die Konsequenzen des Klimawandels rücken näher

In Deutschland sind wir in der privilegierten Stellung, die ersten Folgen des Klimawandels erst spät mitzubekommen. Die Bewohner von Sylt und anderen norddeutschen Inseln haben noch Zeit, bevor sich der Meeresanstieg direkt auf ihre Wohnorte auswirkt. Die Seychellen, Bangladesch und viele Inselstaaten sind jetzt schon direkt betroffen und eine der größten Krisen des 21. Jahrhunderts wird von vielen jetzt schon vorausgesagt: Klimaflüchtlinge. Wenn hunderte Millionen Menschen ihre Heimat verlieren wegen Umweltkatastrophen, Hitzewellen und Überflutungen, dann werden wir wieder zur Hilfe schreiten müssen und das Leben dieser aktuell weit entfernten Menschen wird auch uns beeinflussen. Im Klimawandel steckt die Menschheit gemeinsam drin, auch wenn uns das erst allmählich bewusst wird.