Wer Nick Cave's Musik hört, hört auch den Schmerz den er darin verarbeitet. Ein Talent, welches denen vorbehalten ist, die im Leben viel durchmachen mussten.

von Friedrich W. Dittmann

Heute steht Nick Cave auf der musikalischen Speisekarte. Zunächst aber erst einmal Frühstück.

Ich musste Willy, meinen Kater, drei Mal vom Frühstückstisch verjagen. Offenbar war das seine Art des Frühsports. Vielleicht besser als Jogging und vor allem war es amüsant, seinen Lebensabschnittsgefährten zu nerven. Letztlich zog ich das Katzenfrühstück vor und stellte sein reichhaltig gefülltes Schälchen einfach auf den Küchenboden. Beim Thema Katzenerziehung halte ich mich an die weisen Worte von Pestalozzi: Erziehung ist nur Liebe und Vorbild, sonst nichts. Oder an einen der Songs von Nick Cave: „it's only love with a little bit of rain“.  Ändert aber nix daran: Cats rule.

Wir sollten über Nick Cave sprechen. Geboren 1957 in Australien, ist er einer der faszinierensten Singer/Songwriter des Universums, der große Meister der vertonten Melancholie, dem großen Publikum bekannt durch sein Duett mit Kylie Minogue „Where the wild roses grow.“ aus 1995. Im Video tötete er die Dame und versenkte sie im Fluss. War aber nur gespielt.

Der Mann hatte hinreichend Veranlassung, traurige Lieder zu schreiben. Er verlor auf tragische Weise zwei seiner vier Söhne im jungen Alter. Seinen Schmerz verarbeitete er u. a. im fantastischen Album Skeleton Tree aus 2016.

Die Aufmerksamkeit soll aber ein spezielles Album haben. Willy und ich halten in trauter Einigkeit das Album Ghosteen aus 2019 für eine Jahrhundertalbum, allenfalls vergleichbar mit Astral Weeks von Van Morrison. Spinning Song und Bright Horses sind schön, aber dann folgt Waiting for you. Text und Musik höchste Emotionalität, Gänsehaut pur.

Sometimes it‘s better not to say anything at all. Your body is an anchor, never asked to be free, just want to stay in the business of making you happy. Well I’m just waiting for you, waiting for you to return.

Über Gallion Ship kommt man zu Ghosteen und Hollywood. Ghosteen beginnt mit den Worten: „The world is beautiful.“ Was darauf folgt, ist Drama pur. Genauso geht es in Hollywood weiter, einer Geschichte mit der Erkenntnis: „Everybody’s losing someone“. Minutenlanger Klangteppich, geschaffen von dem kongenialen Partner Warren Ellis.

Meine Damen und Herren, hier befinden Sie sich im Walhalla von monumentaler Musik und Lyrik. Für dieses Album würde Willy unser Sparschwein schlachten und den letzten Penny ausgeben.