Ein Mitarbeiter des Bundesamts für Ausrüstung wurde in Koblenz festgenommen, weil er unter Verdacht steht, Informationen an den russischen Geheimdienst weitergeleitet zu haben. Sein Haus im Hunsrück wurde durchsucht.

Koblenz |

Die Bundesanwaltschaft hat kürzlich einen Offizier in Koblenz festgenommen. Der deutsche Beamte steht unter dem Verdacht, vertrauliche Informationen an den russischen Geheimdienst weitergeleitet zu haben. Ein Einsatz des Bundeskriminalamtes führte zu einer Hausdurchsuchung in Argenthal im Rhein-Hunsrück-Kreis.

Wer ist der mutmaßliche Spion?

Der Festgenommene arbeitete beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr - einer Behörde, die direkt mit der Ausstattung der Bundeswehr betraut ist. Die Bundesanwaltschaft gab bekannt, dass das Anwesen des Mannes in Argenthal, Rhein-Hunsrück-Kreis, durchsucht wurde. Der Verhaftete befindet sich nun in Untersuchungshaft. Das Bundeskriminalamt (BKA) leitet die Untersuchungen, die in enger Kooperation mit dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) und dem Bundesamt für Verfassungsschutz durchgeführt werden.

Der Fall im Detail

Laut Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe nahm der Verdächtige seit Mai diesen Jahres eigeninitiativ mehrere Male Kontakt zum russischen Generalkonsulat in Bonn sowie zur russischen Botschaft in Berlin auf und schlug eine Kooperation vor. 

Es wird angenommen, dass er bei einer dieser Gelegenheiten Daten weitergegeben hat, die er während seiner beruflichen Laufbahn gesammelt hatte. Diese Daten waren für einen russischen Nachrichtendienst bestimmt. 

Das in Koblenz ansässige Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) trägt die Verantwortung für die Bereitstellung von Ausrüstung und Waffen für die Bundeswehr. Zudem übernimmt es Aufgaben in der Entwicklung, dem Testen und der Anschaffung wehrtechnischer Produkte. Zu welchen Informationen er Zugang hatte und welche er weitergegeben hat, steht aktuell nicht fest.

Laut Berichterstattung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" könnte der Verdächtige aufgrund seiner beruflichen Unzufriedenheit in der Behörde von Koblenz zu solchen Handlungen veranlasst worden sein. Das Magazin zitiert Quellen aus Sicherheitskreisen und vermutet, dass der Soldat möglicherweise durch den Kontaktversuch mit den russischen Geheimdiensten an Bedeutung gewinnen wollte.

Eine wiederkehrende Bedrohung?

Dies ist nicht das erste Mal, dass in Deutschland ein hoher Beamter mit Spionagevorwürfen in Verbindung gebracht wird. Im vergangenen Dezember wurde ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) festgenommen, verdächtigt, russischen Nachrichtendiensten Staatsgeheimnisse verraten zu haben. 

Eine Ähnlichkeit besteht ebenfalls zu dem Fall im vergangenen Herbst, bei dem ein Urteil gegen einen Reserveoffizier der Bundeswehr vollstreckt wurde. Über Jahre hinweg leitete er Informationen an den russischen Militärgeheimdienst weiter. Der als „überaus russlandfreundlich“ bezeichnete Offizier war offenbar bestrebt, sich bei russischen Militärangehörigen einen Namen zu machen.

Im Juni erst warnte das Bundesamt für Verfassungsschutz vor vermehrten und aggressiven Spionageaktivitäten Russlands im Kontext des Krieges in der Ukraine. Angesichts dieses Konflikts zeige Moskau ein verstärktes Interesse an Informationsbeschaffung. Zusätzlich wurde auf das Risiko von Cyberangriffen als mögliche Sabotageakte hingewiesen.