Der britische Fußballtrainer Colin Bell, der seine Trainerkarriere in Deutschland begonnen hat und nun die südkoreanische Frauen-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft 2023 führt, verbindet sportliche Leidenschaft, menschliches Engagement und tiefe Verbindungen zum Westerwald.

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Am 20. Juli beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland. Die Eröffnungsspiele machen an diesem 20. Juli Neuseeland gegen Norwegen und Australien gegen Irland. Deutschland spielt in einer Gruppe mit Marokko (24. Juli.), Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August). Das Finale ist am 20. August.

Auf Südkoreas Trainerbank sitzt einer, der mit unserer Region sehr viel zu tun hat. Aktuell4u hat seine Geschichte.

Colin Bell wieder einmal zu sehen, war etwas sehr Angenehmes. Er machte mit beim Benefizspiel, für die kleine, krebserkrankte Cheyenne am 15. Juli 2017 in Gebhardshain. Bei so etwas dabei zu sein ist für den Engländer Pflicht, zumal er auf dem Westerwald fußballerische Spuren hinterlassen hat. Im WM -Jahr 2023  ist Bell 62 Jahre, verheiratet ist er und die Bells haben einen Sohn. Von seinem tiefen christlichen Glauben hat er mir früher oft erzählt.

Er wurde in Leicester geboren, der Stadt, aus der der englische Sensationsmeister der Saison 2015/16 kommt. Bei City, wo er bis 1982 spielte, war er Verteidiger. Dann zieht es ihn nach Deutschland. Drei Jahre spielt er beim VfL Hamm auf dem Westerwald, dann bei Schloss Neuhaus (Paderborn), anschließend bei Bad Honnef, um 1986 wieder nach Hamm zu kommen. Bei Mainz 05 beendet er 1989 seine Spielerkarriere, um noch im selben Jahr als Trainer einzusteigen. Es sollen viele Stationen werden. Es geht los bei TuS Koblenz, wo er bis 1997 bleibt. Es ist seine längste Zeit als Trainer. Beim FC Köln wird er Co-Trainer, dann Chef in Dresden und 2000 ist er wieder in Hamm. Dieses Mal an der Seitenlinie. Es folgen der SV Waldhof Mannheim, die Amateure von Mainz 05, Preußen Münster, die Jugend von TuS Koblenz, dann wird er Co-Trainer in Koblenz.

DFB-Pokal und Champions League

2011 schließt sich das Trainerkapitel bei den Männern. Colin Bell geht zu den Frauen. Von 2011 bis 2013 erlebt er erfolgreiche Jahre beim SC 07 Bad Neuenahr. Um dann Cheftrainer des 1.FFC Frankfurt zu werden. Trainer u. a. von Celia Sasic und vielen großen Spielerinnen. Bell hat Erfolg. Er gewinnt den DFB-Pokal und vor allem die Champions League. Doch Ende 2015 zieht es ihn weiter. Er wird ein halbes Jahr Trainer lang beim norwegischen Vizemeister Avaldsnes. Es sind persönliche Gründe, die ihn dann doch wieder nach Deutschland zurückkehren lassen. Trainer bei Bundesligist Sand wird er.

Im Februar 2017 zieht es ihn auf die grüne Insel. Er wird Trainer der irischen Frauen-Nationalmannschaft. „Eine ganz reizvolle Aufgabe, bei der ich viel bewegen kann“, sagte er. 2019 übernimmt er die südkoreanische Nationalmannschaft der Frauen und ist damit das Pendant zu Jürgen Klinsmann bei den Männern. Und jetzt trifft er mit seinem Team auf Deutschland, das Land, das Colin Bell längst in sein Herz geschlossen hat.

Er könne sich vorstellen, einmal ganz auf dem Westerwald zu leben, hat er einmal gesagt. So ein klein wenig Rudi Gutendorf steckt in Colin. Auch für ihn war Europa nie groß genug, er musste hinaus in die Welt. Um wie Gutendorf immer wiederzukommen. Vor allem ins Rheinland.