Prof. Burkhard Schappert: unser Sportler sind von Corona besonders betroffen.

Koblenz |

Der Mainzer  Mediziner Prof. Dr. Burkhard Schappert ist seit 2016 der Präsidentvon Special Olympics, dem Sportverband für Menschen mit geistiger Behinderung. In Koblenz hat der Verband auf dem Oberwerth seinen Sitz.  „Die Arbeit mit den geistig behinderten Menschen ist eine der großen Erfüllungen , die man finden kann“, sagt Prof. Burkhard Schappert, der in diesen vier Jahren zu einer prägenden Persönlichkeit  in diesem Sportbereich geworden ist.

Aktuell4u sprach mit ihm über die Nöte behinderter Menschen in dieser Zeit und über das, was der Verband an Planungen betreibt.

Aktuell4u: Ist die Phase von Corona für behinderte Menschen eine besonders schwierige? Fehlt ihnen der Sport noch mehr als nicht behinderten Menschen?

Prof. Dr. Burkhard Schappert:  Absolut! Gerade unsere Menschen mit geistiger Behinderung, die in speziellen Einrichtungen leben, sind in dieser Corona-Krise besonders betroffen. Die Isolierung, das „sozial distancing“ -Abstand halten- ist für diese Personengruppe seelisch noch einschneidender als für andere. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht den zwischenmenschlichen, engen Kontakt und gerade unseren Sportlern fehlt dies im Moment extrem. Daher treffen die Einschränkungen im Bereich des Sports unsere Mitglieder besonders hart. Neben der sozialen Funktion des Sports ist natürlich auch seine gesundheitliche Funktion hervorzuheben. Menschen mit geistiger Behinderung haben zu 40% mehr chronische Erkrankungen als Nichtbehinderte. Hier ist die gesundheitsfördernde Wirkung des Sports unbestritten und die fehlt uns leider im Moment.

Aktuell4u: Vom 26.- 26.Mai dieses Jahres sollten die Landesspiele der geistig Behinderten in Koblenz der Höhepunkt des Sportjahres werden. Wie sehr schmerzt die Absage dieses Festes?

Prof. Dr. Burkhard Schappert: Die Absage hat uns sehr geschmerzt, sie war aber alternativlos. Landesspiele sind für unsere rheinland-pfälzischen Sportler ein absoluter Höhepunkt. Da arbeiten sie 4 Jahre daraufhin. Für unseren Verband Special Olympics ist es eine Leuchtturmveranstaltung. Weit über 3000 Menschen feiern über 3 Tage ein großartiges Fest der Inklusion. Die Landesspiele 2020 sind verschoben auf den 10.-12-Mai 2021, wieder in Koblenz.  Wir hoffen sehr, dass sie dann stattfinden können. Unsere Sportler brauchen diese Spiele unbedingt, zum einen als ein wundervolles Fest der Begegnung und Gleichberechtigung zum anderen auch zur sportlichen Qualifikation für die Nationalen Spiele 2022 und für die Weltspiele 2023 in Berlin. Dann wird die Welt mit über 170 Nationen bei uns zu Gast sein und einige unserer rheinland-pfälzischen Sportler möchten dann natürlich dabei sein.

Aktuell4u: Wie wird der Verband das restliche Sportjahr gestalten?

Prof: Dr. Burkhard Schappert:   Dort wo die Hygieneregeln einzuhalten sind, werden wir schrittweise wieder in den „Normalmodus“ einsteigen. Dies kann und wird natürlich nur sportartspezifisch geschehen. Während z.B. Judowettkämpfe derzeit verständlicherweise nicht stattfinden können, sind in anderen Sportarten wie  z.B. Leichtathletik, Rudern, Radfahren u.ä. sportliche Betätigungen unter Wahrung der Vorgaben möglich. Allerdings müssen wir immer wieder je nach Infektionslage neu bewerten und entscheiden und ehrlich gesagt, habe ich persönlich eher pessimistische Erwartungen bezüglich einer „2.Corona-Welle“ im kommenden  Herbst bzw. Winter. Aufgrund der Einschränkungen von Präsenzveranstaltungen hat sich unser Verband auf den vermehrten Einsatz digitaler Medien konzentriert. Hier bieten wir online-Fitness- und Bewegungseinheiten an und halten dadurch auch darüber hinaus den audiovisuellen Kontakt zu unseren Mitgliedern aufrecht. So wichtig und wertvoll dies auch ist: Es geht nichts über die persönliche Begegnung.