Auf einmal geht es ganz schnell mit der Energiewende: Die Abhängigkeit zu Russlands Erdgas hat die Regierung einen neuen Blick auf erneuerbare Energien werfen lassen.

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Putin hat mit seinem Angriffskrieg einen Paradigmenwechsel ausgelöst. Unsere Regierung hat erkannt, dass die Energieabhängigkeit von diktatorisch geführten Staaten zu einem Verlust der souveränen Entscheidungsgewalt in Krisensituationen führt. Eine 100 Prozentige Umstellung auf Ökostrom soll die Lösung sein.

In einem Eckpunktepapier der Bundesregierung heißt es, man will Deutschland bis 2035 ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen. Die entsprechende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sei fertig. Der beschleunigte Maßnahmenkatalog kommt durch den Angriff Putins auf die Ukraine und dem Bewusstsein, sich nicht von einem Kriegstreiber abhängig machen zu dürfen. Finanzminister Christian Lindner bezeichnet den Ökostrom in diesem Kontext als „Freiheitsenergie“.

"Energiepolitik ist Sicherheitspolitik."

Bei einem Krisentreffen der EU-Energie-Minister legt Robert Habeck klare Worte an den Tag: „Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist eine Frage der nationalen und europäischen Sicherheit.". Die Anteile von russischem Erdgas in Deutschland machen rund 55 Prozent aus. Die Erdöleinfuhren 42 Prozent. Diese Abhängigkeit soll jetzt kritisch überdacht werden und dabei wird der Energiewende eine ganz neue Bedeutung zugeschrieben. Der Ökostrom aus größtenteils eigener Produktion geht nicht nur mit der Vereinbarung des Pariser Klimaabkommens und dem 1,5 Grad Ziel einher, sondern gewährt uns Freiheit von Russland.

Windräder und Solaranlagen werden stark gefördert

Die komplette Versorgung mit Ökostrom war zunächst bis zum Jahr 2050 geplant. Die akuten Umstände des Ukrainekriegs haben allerdings zu einem Umdenken in der deutschen Energiepolitik geführt. Solaranlagen und Windräder sollen stärker gefördert und schneller ausgebaut werden. Geplante Bauflächen werden vergrößert und speziell angelegt, um die darunterliegende landwirtschaftliche Fläche nicht zu beeinflussen. Die Frage nach einer Fortführung der Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke über die Ausstiegsfrist hinaus ist in den letzten Tagen immer wieder aufgekommen und stieß bei Experten und den Betreibern selbst auf Kritik. Eine kurzfristige Verlängerung des Betriebs der letzten Atomkraftwerke ist aus Sicht der Betreiber aufgrund von vertraglichen Situationen schwierig.