Am 16. Januar wird im Rhein-Hunsrück-Kreis ein neuer Landrat gewählt. Neben Dr. Christian Klein (CDU), Roger Mallmenn (Die Linke) und Rita Lanius-Heck (unabhängig), stellt sich auch Volker Boch als unabhängiger Kandidat zur Wahl. Im Gespräch mit aktuell4u äußerte der Journalist seine Ideen und Vorstellungen für den Landkreis.
Volker Boch ist im Rhein-Hunsrück-Kreis geboren und aufgewachsen. Nach seinem Abitur am Herzog-Johann-Gymnasium in Simmern, verließ er seine Heimat für ein Studium und die anschließenden Anfänge im Berufsleben. Doch die Verbundenheit mit der Region führte Boch schließlich wieder zurück zu den Wurzeln. Seit mittlerweile rund 15 Jahren lebt der zweifache Familienvater gemeinsam mit seiner Frau wieder in Laubach, zwischen Simmern und Kastellaun. Durch seine Tätigkeit als Journalist ist er nicht nur stets gut informiert über das aktuelle Tagesgeschehen im Landkreis, sondern auch gut vernetzt und genießt einen gewissen Bekanntheitsgrad.
Was sind die Gründe für die Landratskandidatur?
Durch die bereits beschriebene enge private und berufliche Verbundenheit zum Rhein-Hunsrück-Kreis, liegt Volker Boch das Wohlergehen der Region sehr am Herzen. In der letzten Zeit sind laut Boch die Sachthemen oftmals zu kurz gekommen, weshalb sich ihm die Frage gestellt hat: Was kann ich machen, um dies zu ändern? Deshalb ist die Entscheidung zur Kandidatur gefallen. Zudem ist es Boch wichtig, die Vielfältigkeit der liebenswerten Region wieder in das Gedächtnis der Menschen zu rufen. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, welch hohe Lebensqualität der ländliche Raum besitzt. Zwar gibt es große Herausforderungen, die zu meistern sind, welche aber auch viele Chancen bieten.
Gab es vorher Ambitionen, sich politisch zu engagieren?
Als Journalist ist die Trennung von politischen Positionen von besonderer Bedeutung. Deswegen war ein politisches Engagement, vor allem auf kommunaler Ebene, für Volker Boch bisher immer ausgeschlossen. Für die jetzige Bewerbung zum Landrat, hat er seinen Resturlaub und unbezahlten Urlaub genommen, um die journalistische Neutralität zu wahren. Zur Unterstützung für seine Landratskandidatur hat er sich bei mehreren Parteien vorgestellt. Die SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben ihre Unterstützung zugesagt. Die FDP und die Freien Wähler möchten den Wahlkampf neutral verfolgen. Doch auch außerhalb von SPD und Grünen gibt es Unterstützerinnen und Unterstützer für die Kandidatur von Volker Boch. Die CDU und die Linkspartei stellen eigene Kandidaten. Für die Unterstützung der AfD hat er nicht geworben. Für Boch war es wichtig, nicht für eine bestimmte Partei bei der Landratswahl anzutreten. Viel zu häufig stehen die Interessen einzelner Personen oder einer Partei im Vordergrund. Das möchte Boch ändern. Für ihn müssen die Interessen des Landkreises oberste Priorität haben und bei dieser Arbeit möchte er nicht an ein Parteibuch gebunden sein.
Welche Themen stehen im Fokus der Kandidatur?
Wer den Wahlkampf von Volker Boch verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass dieser viele verschiedene Themenschwerpunkte gesetzt hat und sich nicht auf eine Angelegenheit alleine fokussiert. Laut Boch ist es wichtig, sich breit aufzustellen, da der Rhein-Hunsrück-Kreis an sich eine sehr vielschichtige Region ist. Jedoch gibt es einige Punkte, die den Landratskandidaten besonders umtreiben. Ein Punkt ist der Öffentliche Personennahverkehr. In der Vergangenheit und Gegenwart wurde der Fahrplan viel zu sehr nach dem Bussystem aufgestellt. Dies führte auch dazu, dass viele Busse ohne Fahrgäste durch den Landkreis fuhren. In Zukunft möchte Boch den Plan mehr nach den Zielgruppen, wie Schülerinnen und Schülern, ausrichten. Auch die Energiewende möchte Volker Boch vorantreiben. Dabei bezieht er sich auf die Speicherung der durch Windräder gewonnen Energie und den Ausbau von Photovoltaik vor allem auf Dächern. Auch Themen wie die Digitalisierung, der Mobilfunkausbau, der Fachkräftemangel oder präventive Leistungen im sozialen Bereich sind wichtige Punkte, die in einem Kreisentwicklungskonzept angegangen werden sollen.
Flughafen Hahn: Chance für Wirtschaft und Verknüpfung zur Welt
Ein großes Streitthema im Rhein-Hunsrück-Kreis ist derzeit die Zukunft des Flughafens Hahn. Volker Boch sieht darin jedoch eine große Chance. So könnten mehrere hundert Hektar Brachfläche Platz für Industrieunternehmen bieten. In den letzten Jahren siedelten sich die Unternehmen oft in den Industriegebieten, beispielsweise im Hellerwald und in Dörth, auch wegen deren Nähe zur Autobahn, an, wodurch landwirtschaftliche Flächen verloren gingen. Durch den Hochmoselübergang und den Ausbau der B50 zu einer vierspurigen Schnellstraße, wäre am Hahn auch eine gute Infrastruktur gewährleistet. Die Kostenfrage stellt sich für Volker Boch erst einmal nicht, da der Rhein-Hunsrück-Kreis in den letzten Jahren nichts in den Flughafen investiert hat. Stattdessen glaubt Boch an einen neuen Investor, da der Hahn einen wichtigen Standort für Fracht und Logistik bieten und als Flughafen, vor allem für junge Menschen, als Tor zur Welt dienen kann.
Mittelrheinbrücke: Wie wäre der Bau finanzierbar?
Neben dem Flughafen Hahn ist der geplante Bau einer Mittelrheinbrücke ein großes Thema für die Menschen im Rhein-Hunsrück-Kreis. Der größte Kritikpunkt gegen den Bau einer solchen Brücke ist die Finanzierung. Dies hält Boch jedoch für eine Scheindiskussion. Unter anderem würde der Bau zu mindestens 80 Prozent mit einem Zuschuss des Landes Rheinland-Pfalz finanziert werden und der Rest müsste nicht alleine vom Rhein-Hunsrück-Kreis, sondern auch noch vom Rhein-Lahn-Kreis gestemmt werden. Den Fördersatz beim Bau und genauso bei der Unterhaltung der Brücke will er mit dem Land verhandeln, er hofft auf mehr als 80 Prozent. Statt der Frage der Finanzierung, stellt sich für Volker Boch eher die Frage des Bürgerwillens. Dort sieht er die Argumente deutlich pro Brücke, da diese Diskussion bereits seit 2003 und somit seit nun fast zwei Jahrzehnten besteht.
Verbesserungsbedarf in der Bekämpfung der Corona-Pandemie
Bei der Pandemiebekämpfung sieht Volker Boch enormen Nachholbedarf. Der Kreis hat finanzielle Corona-Hilfen bekommen, deren Nutzung Boch nun fordert. Dabei bezieht er sich unter anderem auf die zwischenzeitlich wenigen Teststellen in der Region. Das Thema Testen wurde in der Kreispolitik, nach der Meinung von Boch, lange zu wenig thematisiert. Dem Landratskandidaten fehlt es an bewussten und konsequenten Entscheidungen. Zudem appelliert Boch an das Miteinander der Bürgerinnen und Bürger im Kreis. Er setzt darauf, dass auch beim Thema Corona unterschiedliche Meinungen diskutiert werden können. Ein Beispiel, so Boch, könne man sich an den Kindern und Jugendlichen nehmen, welche die Impfthematik viel gelassener betrachten, viele Einschränkungen akzeptieren müssen und dennoch pflichtbewusst mit der Pandemie umgehen.
Auch die Jugendarbeit liegt Boch am Herzen
Einen weiteren Fokus legt Volker Boch auf die Jugendarbeit. Hier sieht der unabhängige Landratskandidat besonderen Nachholbedarf im Rhein-Hunsrück-Kreis. Dies betrifft zum einen die Kommunikation. In den sozialen Medien, wo ein Großteil der jungen Menschen aktiv ist, betreibt die Kreisverwaltung beispielsweise keine eigenen Kanäle. Dabei dienen die sozialen Medien heutzutage auch als wichtige Informationsquelle. Dort werden die Menschen und vor allem die Jugend, deutlich besser erreicht, als durch eine Homepage oder die Printmedien. Zudem wünscht sich Boch eine größere Beteiligung der Jugend in der Kommunalpolitik. Dazu möchte er in einen engen Austausch treten und den Zukunftsrat wieder neu beleben. Nachholbedarf sieht Boch zudem in der Sportförderung und bei der präventiven Jugendarbeit beispielsweise in Bezug auf Suchtbekämpfung und Integration. Auch die bereits angesprochene Mittelrheinbrücke oder der Flughafen Hahn, sind Punkte, welche die jungen Menschen bewegen. Beides sind Themen, die für Mobilität stehen oder als innovative Jobchance in innovativen Branchen bis hin zur Wartung von Flugzeugen die Jugend zum Verbleib im Rhein-Hunsrück-Kreis überzeugen könnten. Jedoch merkt Volker Boch auch an, dass auch er die genauen Abläufe und Strukturen in der Kreisverwaltung bei der Jugendförderung und im Jugendamt noch kennenlernen muss. Dies würde er am liebsten als Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises tun.